Marktteilnehmer wetten gegen eine Notenbank
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Wenn es einen Gegner gibt, gegen den Anleger keine Chance haben sollten, dann ist es die Notenbank. Diese kann immerhin unbegrenzt Geld drucken. Keine Summe ist im Notfall zu groß. Nicht zuletzt deswegen konnten Notenbanken einige Krisen abwenden. Mit Hilfe der Notenbanken wurde die Finanzkrise überwunden. Sie stellten Banken unbegrenzte Liquidität zur Verfügung, was am Ende einen Kollaps des Finanzsystems verhinderte. Ähnliches geschah im März 2020. Diesmal waren es jedoch nicht die Banken, denen Liquidität fehlte. Es waren Regierungen. Selbst sichere Staatsanleihen wurden auf den Markt geworfen. Eine Flucht in diese sicheren Häfen gab es vollkommen untypisch zunächst gar nicht. Damit der Markt nicht zusammenbricht, kauften Notenbanken unbegrenzt Staatsanleihen. In den USA waren über 1,5 Billionen Dollar notwendig.
Am Ende hatte die Fed den längeren Atem. Das galt auch für die EZB, Bank of Japan und so ziemlich jede andere Notenbank. Dennoch können Wetten gegen Notenbanken auch Erfolg haben. Soros wurde mit seiner Wette gegen die Bank of England im Jahr 1992 berühmt. Das Pfund war überbewertet.
Zu dieser Zeit galten jedoch feste Wechselkurse für einen Großteil der europäischen Länder. Soros wettete darauf, dass Großbritannien den festen Wechselkurs nicht aufrechterhalten kann. Am Ende hatte er Recht. Das Pfund wertete ab und Großbritannien verließ den Wechselkursmechanismus.
Solche Wetten können Erfolg haben, weil Notenbanken nur auf eine Weise unbegrenzte Möglichkeiten haben. Sie können die eigene Währung durch unbegrenztes Gelddrucken abwerten. Sie können sie jedoch nicht durch Geldschaffung aufwerten lassen. Dafür braucht es andere harte Währungen, um die eigene zu kaufen. Diese Mittel sind begrenzt.
Man muss also aufpassen, auf welcher Seite man steht. Auf der richtigen Seite kann man gegen Notenbanken durchaus Erfolg haben. Auf der falschen Seite (wenn man darauf wettet, dass die Notenbank nicht unbegrenzt Geld drucken kann) ist der Erfolg unwahrscheinlich. Umso bemerkenswerter ist es, dass Anleger genau das versuchen.
Sie wetteten gegen die australische Notenbank. Diese hat wie andere Notenbanken auch ein Wertpapierkaufprogramm aufgelegt. Sie zieht dieses mit großem Enthusiasmus durch. Kaum eine andere Notenbank hat ihre Bilanzsumme derart schnell aufgebläht (Grafik 1).
Die Notenbank kauft nicht nur einfach Anleihen. Sie will den Leitzins auch bis 2024 bei 0,1 % belassen. Dafür wurde eine Zinskurvenkontrolle eingeführt. Anleihen mit einer Laufzeit bis 2024 sollten demnach eine Rendite von nicht wesentlich mehr als 0,1 % haben.
Vergangene Woche wurden solche Anleihen massiv verkauft. Der Zinssatz stieg auf 0,22 %. Die Notenbank musste die betroffenen Anleihen aufkaufen und wendete dafür 1 Mrd. australische Dollar an einem Tag auf. Sie hätte auch 10 oder 100 Mrd. aufwenden könne, wäre es notwendig gewesen. Sie kann ja unbegrenzt Geld schaffen.
Dennoch wurde gegen die Notenbank gewettet. Das ist bemerkenswert und zeigt, dass Anleger im Zinsmarkt nicht an tiefe Zinsen bis 2024 glauben. Die Inflationsrate ist einfach zu hoch. Die australische Notenbank könnte daher gezwungen sein, ihre bisherige Forward Guidance zurückzunehmen. Genau darauf wurde gewettet. Noch ist sie dazu nicht bereit. Am Ende dürften die Anleger jedoch Recht bekommen.
Clemens Schmale
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