Kommentar
12:30 Uhr, 11.06.2009

„Manege frei für eine Runde Ölpreis-Roulette“

Nachdem der Rohstoffmarkt seit dem Crash im vergangenen Sommer von der breiten Anlegerschicht lange Zeit eher links liegen gelassen wurde, hat er sich im laufenden Jahr in einzelnen Bereichen wieder „ganz still und heimlich“ zum Teil deutlich nach oben gearbeitet, was sich nicht nur am rasanten Anstieg des Kupferpreises, sondern auch ganz naheliegend an den hohen Rohöl-Notierungen ablesen lässt.

Für einige Marktteilnehmer könnte der „Schluck aus der Pulle“ allerdings bereits wieder ein etwas zu großer gewesen und der Ölsektor auf kurze Frist schon wieder zu heiß gelaufen sein. Wer diese Ansicht teilt, für den könnten sich neben generellen Short-Produkten evtl. auch entsprechende Korridor-Papiere eignen, von denen mangels Verfügbarkeit momentan eigentlich nur die spekulative Variante in Frage kommt, die sich „Inline-Optionsschein“ nennt. Wie der Name schon andeutet, besteht das Wunschszenario bei den zuletzt von der Société Générale im Rohstoffbereich neben den auf Brent auch auf Gold angebotenen „Exoten“ in einem zwischen zwei Kursmarken notierenden Basiswert. Allerdings sollte das Attribut „spekulativ“ hier äußerst ernst genommen und diesem besser noch der Zusatz „sehr“ vorangestellt werden. Denn bei diesem Derivatetyp gilt das alte Wettspiel-Motto „alles oder nichts“. So darf bei dem vorgestellten „Inliner“ mit Fälligkeit am 7. September 2009 der nächstfällige an der Londoner ICE gehandelte Brent-Future-Kontrakt zu keinem Zeitpunkt die untere oder obere Schwelle bei 35 bzw. 80 US-Dollar berühren. Dann ist alles „in Butter“ und dem Anleger winkt ausgehend von einem aktuellen Briefkurs von 6,10 Euro ein Auszahlungsbetrag von stolzen 10 Euro, was einer Rendite von über 60 Prozent für die nur noch dreimonatige Laufzeit entspricht. Sollte der Basiswertkurs jedoch bis dahin irgendwann um knapp 49 Prozent sinken bzw. mehr als gut 17 Prozent zulegen, war es das mit dem Produkt und der Totalverlust ist nicht mehr abzuwenden. So transparent und nachvollziehbar aber auch so hart können strukturierte Produkte also sein. Wer den aktuellen Ölpreis dagegen in etwa in der Mitte sieht, kann auch zu einem ein Monat länger laufenden Inline-Papier greifen, dessen beide Schwellen mit 45 und 90 US-Dollar noch jeweils gut 30 Prozent vom aktuellen Referenzkurs bei 68,30 US-Dollar entfernt liegen. Die Rendite ist für diese ausgewogenere Ausstattung zwar deutlich niedriger, beläuft sich aber immer noch auf knapp 37 Prozent.

Der Rohstoff-Report Tipp:
Bei den laut Emittent zu den am meisten gehandelten Hebel-Produkten an der EUWAX gehörenden Inline-Optionsscheinen auf den Brent Future handelt es sich um reine „Hopp-oder-Top“-Instrumente für sehr spekulativ ausgerichtete Investoren, die zugunsten einer exorbitant hohen Rendite bereit sind, ihren gesamten Kapitaleinsatz aufs Spiel zu setzen. Es erübrigt sich eigentlich, darauf hinzuweisen, dass vor einem möglichen Engagement auf jeden Fall eine dezidierte Kurserwartung hinsichtlich der Ölpreisentwicklung vorliegen sollte.

35/80 USD Inline-Optionsschein auf Brent Future
Emittent/WKN: Société Générale / SG078U
Laufzeit: 07.09.2009
Preis: (08.06.2009) Geld / Brief: 5,70 € / 6,10 €
45/90 USD Inline-Optionsschein auf Brent Future
Emittent/WKN: Société Générale / SG078X
Laufzeit: 07.10.2009
Preis: (08.06.2009) Geld / Brief: 6,90 € / 7,30 €

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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