Makroökonomischer Ausblick für Corporate Credit
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„Die Unternehmen haben ihre Bilanzen während des pandemiebedingten Abschwungs saniert“, so Tatjana Greil-Castro, Portfolio Manager & Co-Head of Public Markets bei Muzinich & Co. Hierdurch hatten sie starke Bonitätszahlen und einen robusten Ertrags- und Profitabilitätszyklus, als sich die Volkswirtschaften wieder öffneten und die Wirtschaftstätigkeit anzog.
Die Bilanzen der Banken sind gesund, da sie zu Beginn der Krise hohe Rückstellungen gebildet haben und die Zahl der Ausfälle in ihren Kreditportfolios gering ist. In den meisten Ländern haben die Banken davon profitiert, dass außergewöhnliche geldpolitische und regulatorische Maßnahmen ergriffen wurden, um die Kreditvergabekapazität während der Pandemie zu erhalten. Es wären schon dramatische Fehlprognosen (möglicherweise im Zusammenhang mit Covid-19) oder gravierende Fehler bei der Umsetzung der wirtschaftspolitischen Maßnahmen nötig, um diese Ergebnisse für das Jahr 2022 zu ändern.
Bei der Bewertung des künftigen Gleichgewichts von Angebot und Nachfrage geht die Expertin davon aus, dass die Nachfrage noch über einen längeren Zeitraum robust bleiben wird. Die Erwartungen der Unternehmen sind optimistisch, und die Auftragsbücher sind voll. Gleichzeitig steht der Nachfrage nach Arbeitskräften kein ausreichendes Angebot gegenüber, was zu höheren Löhnen und einem höheren verfügbaren Einkommen führt.
Allerdings sollten auch einige mögliche Risiken beobachtet werden. Zwar ist zunächst kein Ende der expansiven Fiskalpolitik zu erwarten, wohl aber ein Fortbestehen unterbrochener Lieferketten. „Die zunehmenden geopolitischen Spannungen verstärken den Bedarf an einer Neuordnung der Lieferketten, wodurch sich die Produktionskapazitäten noch weiter verringern könnten“, meint Greil-Castro. Nachdem die Investitionsausgaben der Unternehmen im letzten Jahrzehnt unzureichend waren, ändert sich dies den jüngsten Daten zufolge. Das würde jedoch nicht dazu beitragen, die unmittelbaren Versorgungsprobleme zu lösen. Von dem aktuellen Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage geht Greil-Castro zufolge ein höheres Risiko aus als von einem möglichen Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität infolge von Lockdowns. Der globale Inflationsschock könnte länger anhalten als ursprünglich erwartet, wird aber wahrscheinlich in den einzelnen Regionen unterschiedlich bewältigt werden.
Die Credit Spreads sind im Allgemeinen historisch eng, mit Ausnahme von asiatischen Unternehmensanleihen. Höhere Volatilität und das Ende der Liquiditätsspritzen der Zentralbanken könnten die Spanne der Credit Spreads für 2022 gegenüber 2021 erhöhen. „Wir sind jedoch der Ansicht, dass wir uns nicht in einem späten Zyklus befinden und bevorzugen weiterhin High Yield gegenüber Investment Grade“, meint Greil-Castro.
Im High Yield-Bereich sprechen höhere Hedging-Kosten und eine Relative-Value-Analyse in relativer Hinsicht derzeit eher für europäische als für amerikanische Anleihen. Bei den Investment Grade-Anleihen könnte der amerikanische Markt von einer Stabilisierung der Terminkurve am US-Dollar-Geldmarkt nach der erheblichen Neubewertung im November profitieren.
Mit Blick auf das Durationsmanagement muss Muzinich möglicherweise im Jahr 2022 taktischer und aktiver vorgehen. Unsicherheiten in Bezug auf Covid-19, Inflation und die Reaktionsfähigkeit der Zentralbanken sind Faktoren, die zu einer hohen Volatilität führen könnten. Insgesamt stehen die Chancen für einen Anstieg der Realzinsen gut, was das Kreditrisiko gegenüber dem Durationsrisiko begünstigt.
Mittelfristig bleibt Muzinich von seiner Short-Duration-Strategie überzeugt. „Wir sind uns aber auch über Möglichkeiten bewusst, mit qualitativ hochwertigen Long-Duration-Anlagen von Zuflüssen von Long-Liability-Investoren zu profitieren und mit High Yield-Anleihen mit kurzer Duration zu kombinieren.“
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