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22:12 Uhr, 18.10.2023

MÄRKTE USA/Wall Street von Nahostkrieg und Renditen gedrückt

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Von Florian Faust

NEW YORK (Dow Jones) - Die US-Börsen haben am Mittwoch mit geopolitischen Spannungen und einem abermaligen Renditeanstieg zur Schwäche geneigt. Der Dow-Jones-Index fiel um 1,0 Prozent auf 33.665 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite büßten 1,3 bzw. 1,6 Prozent ein. Nach ersten Angaben gab es an der Nyse 480 (Dienstag: 1.692) Kursgewinner und 2.417 (1.203) -verlierer. Unverändert gingen 53 (68) Titel aus dem Handel. Die Musik spielte wie schon am Vortag an den Rentenmärkten, wo die Zehnjahresrendite der US-Staatsanleihen auf den höchsten Stand seit mehr als 16 Jahren kletterte. Neben gestiegenen Marktzinsen lastete die jüngste Entwicklung im Krieg zwischen Israel und der Hamas auf der Stimmung. Hoffnungen, dass die Nahostreise von US-Präsident Joe Biden eine diplomatische Lösung mit herbeiführen könnte, hatten einen Dämpfer erhalten, nachdem Jordanien ein Treffen von Biden mit den politischen Führungen von Jordanien und Ägypten sowie Palästinenser-Präsident Mahmoud Abbas abgesagt hatte.

Zudem schockierten Nachrichten über den Beschuss eines Krankenhauses in Gaza mit vielen Toten die Märkte, da wegen der zum Teil harschen Reaktion aus arabischen Ländern mit einer weiteren Eskalation des Krieges zu rechnen war. An den Finanzmärkten wurde befürchtet, dass andere Länder der Region in den Konflikt eingreifen könnten. Daran änderten auch viele Indizien nichts, die nicht Israel, sondern vielmehr eine verirrte Hamas-Rakete als Urheber der Explosion sahen. Letztlich wiesen sich Israel und die Hamas gegenseitig die Schuld zu. "Über Nacht haben wir aufgrund der geopolitischen Lage eine erneute Risikoaversion erlebt, und (...) das hat zu einer deutlichen Reaktion der Märkte geführt", analysierte Stratege Henry Allen von der Deutschen Bank.

   Risikoaversion dominiert 

Ungeachtet der jüngsten Zuspitzung des Nahostkriegs zogen die Renditen der US-Anleihen weiter an. Am Anleihemarkt dominierten Inflationssorgen, die am Vortag neue Nahrung von überraschend deutlich gestiegenen Einzelhandelsumsätzen erhalten hatten und zudem vom Ölpreisanstieg befeuert wurden. Weitere Nahrung bekamen die Inflationssorgen von besser als erwartet ausgefallenen US-Immobiliendaten.

Händler sahen die Daten als weiteren Beleg, dass der US-Konjunktur trotz der massiven Zinsanhebungen eine weiche Landung gelingen könnte. Dazu passte der Konjunkturbericht "Beige Book" der Fed, der zeigte, dass sich die Lage der US-Wirtschaft seit dem vorherigen Bericht kaum verändert hat. Der Ausblick für die Wirtschaft wurde in den Distrikten der Notenbank insgesamt als stabil oder mit leicht schwächerem Wachstum beschrieben. Anzeichen einer Rezession wurden nicht attestiert. Auch die Aussagen diverser Fed-Vertreter ließen nicht auf die Erwartung einer Rezession schließen, so dass mittelfristig auch nicht mit Zinssenkungen zu rechnen ist.

Der Dollar legte mit den gestiegenen Marktzinsen und der Risikoaversion zu, der Dollarindex gewann 0,3 Prozent. Gold profitierte deutlicher vom "Risk-Off-Modus", angesichts der geopolitischen Unsicherheiten notierte das Edelmetall in Sichtweite der Allzeithochs.

Am Ölmarkt wurden die Preise von Befürchtungen nach oben getrieben, dass mit Iran ein großer Ölexporteur in den Nahostkrieg eingreifen könnte. Das dürfte Lieferausfälle und Versorgungsengpässe zur Folge haben. Teheran hatte andere muslimische Länder dazu aufgerufen, ein Ölembargo gegen Israel zu verhängen. Zudem hatten sich die Rohöllagerbestände in den USA sehr deutlicher als gedacht verringert.

   Enttäuschendes Investmentbanking belastet Morgan Stanley 

Daneben lief die Bilanzsaison weiter. Procter & Gamble (+2,6%) hatte im ersten Geschäftsquartal mehr verdient als erwartet. Auch der Ausblick kam gut an. Beim Versicherer Travelers (-0,7%) hatten Katastrophenschäden das Ergebnis des dritten Quartals überraschend stark geschmälert.

Auch die Bank Morgan Stanley (-6,8%) hatte einen Gewinnrückgang verbucht, dabei aber die Erwartungen übertroffen. Enttäuschend schnitt vor allem das Investmentbanking ab. Abbott Laboratories hatte im dritten Quartal die Erwartungen geschlagen. Im Gesamtjahr plant Abbott nun mit einem bereinigten Gewinn je Aktie von 4,42 bis 4,46 Dollar nach bislang in Aussicht gestellten 4,30 bis 4,50 Dollar. Der Kurs zog um 3,7 Prozent an.

Aktien der Fluggesellschaft United Airlines sackten um 9,7 Prozent ab. Die Gesellschaft rechnete aufgrund des Nahostkriegs und der Streichung von Flügen in die Region damit, ihr viertes Geschäftsquartal mit einem Verlust abzuschließen. Im dritten Quartal hatte UAL mehr verdient und umgesetzt, als Analysten prognostiziert hatten. Delta Air Lines verloren 4,4 Prozent.

Spirit AeroSystems sprangen um 23,1 Prozent nach oben, nachdem der Zulieferer der Luftfahrtindustrie mit Boeing eine engere Zusammenarbeit zur Beseitigung von Produktionsfehlern getroffen hatte. Boeing schlossen knapp im Plus.

Chipwerte standen erneut unter Druck, nachdem die USA eine weitere Verschärfung ihrer Ausfuhrbeschränkungen hochmoderner Halbleiter nach China angekündigt hatten. Nvidia büßten weitere 4 Prozent ein, AMD und Intel sanken um 2,8 bzw. 1,2 Prozent. Der Halbleitersektor, am Vortag bereits Schlusslicht, büßte weitere 1,9 Prozent ein - auch belastet von den gestiegenen Marktzinsen.

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INDEX                 zuletzt        +/- %       absolut      +/- % YTD 
DJIA                33.665,08        -1,0%       -332,57          +1,6% 
S&P-500              4.314,60        -1,3%        -58,60         +12,4% 
Nasdaq-Comp.        13.314,30        -1,6%       -219,45         +27,2% 
Nasdaq-100          14.909,26        -1,4%       -212,75         +36,3% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit              Rendite     Bp zu VT    Rendite VT      +/-Bp YTD 
2 Jahre                  5,21         +0,5          5,20           78,8 
5 Jahre                  4,92         +5,8          4,87           92,5 
7 Jahre                  4,94         +5,8          4,89           97,4 
10 Jahre                 4,90         +6,6          4,83          101,8 
30 Jahre                 4,98         +5,1          4,93          101,1 
 
DEVISEN               zuletzt        +/- %  Mi, 8:14 Uhr  Di, 17:20 Uhr   % YTD 
EUR/USD                1,0535        -0,4%        1,0593         1,0589   -1,6% 
EUR/JPY                157,92        -0,3%        158,50         158,50  +12,5% 
EUR/CHF                0,9473        -0,6%        0,9509         0,9520   -4,3% 
EUR/GBP                0,8677        -0,0%        0,8677         0,8679   -2,0% 
USD/JPY                149,90        +0,1%        149,64         149,69  +14,3% 
GBP/USD                1,2141        -0,4%        1,2208         1,2200   +0,4% 
USD/CNH (Offshore)     7,3273        +0,0%        7,3136         7,3206   +5,8% 
Bitcoin 
BTC/USD             28.253,93        -0,9%     28.723,76      28.551,66  +70,2% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               88,20        86,66         +1,8%          +1,54  +13,4% 
Brent/ICE               91,31        89,90         +1,6%          +1,41  +11,7% 
 
METALLE               zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.949,54     1.923,70         +1,3%         +25,84   +6,9% 
Silber (Spot)           22,85        22,85         +0,0%          +0,00   -4,7% 
Platin (Spot)          888,00       902,00         -1,6%         -14,00  -16,9% 
Kupfer-Future            3,59         3,58         +0,2%          +0,01   -5,9% 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/DJN/flf

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