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09:34 Uhr, 25.05.2023

MÄRKTE EUROPA/US-Schuldenstreit geht in die heiße Phase

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Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones) - Nach dem Abverkauf des Vortages gehen die europäischen Börsen wenig verändert in den Donnerstag. Der DAX gibt 0,3 Prozent auf 15.797 Punkte nach, der Euro-Stoxx-50 legt geringfügig um einen Punkt auf 4.265 Punkte zu. Fest im Markt liegen Technologie-Aktien, deren europäischer Stoxx-Technologie-Index nach einem sehr starken Zwischenbericht von Nvidia um 1,8 Prozent steigt.

Am Gesamtmarkt steht die Stabilisierung allerdings auf tönernen Füßen: Der Streit um die Anhebung der Schuldenobergrenze in den USA hält die Anleger weiter in Atem und sollte für Zurückhaltung sorgen: "Der Konflikt geht in die heiße Phase", sagt Chefvolkswirt Edgar Walk vom Bankhaus Metzler. Sollten die USA zahlungsunfähig werden, wäre das eine "wirtschaftliche Katastrophe, weil dann US-Staatsanleihen nicht mehr als Sicherheiten hinterlegt werden können", erläutert er die möglichen Folgen.

Zwar ist die Rede von positiven Gesprächen, eine Einigung zeichnet sich aber noch immer nicht ab. Ohne eine solche könnten die USA bereits Anfang Juni die Schuldenobergrenze erreichen - die USA könnten dann ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr vollumfänglich nachkommen.

Den Ernst der Lage unterstreicht nun die Ratingagentur Fitch: Sie hat die USA wegen des Schuldenstreits und eines möglicherweise drohenden Zahlungsausfalls nun unter Beobachtung gestellt. Damit könnten die USA die Spitzenbonität AAA für ihre Kreditwürdigkeit verlieren. Fitch teilte mit, die Agentur gehe zwar nach wie vor von einer Lösung im Schuldenstreit vor dem "Tag X" - dem Tag der Zahlungsunfähigkeit - aus. "Wir glauben aber, dass die Risiken gestiegen sind, dass das Schuldenlimit nicht vor dem Tag X angehoben oder ausgesetzt wird."

"Spätestens mit der Rating-Aktion von Fitch heute Nacht werden sich immer mehr Börsianer an 2011 erinnert fühlen", warnt Vermögensverwalter QC Partners. Damals habe der S&P-500 in den zweieinhalb Wochen vor der Last-Minute-Einigung 18 Prozent verloren. Starke Ausschläge, insbesondere nach unten, sollten in der aktuellen Phase also niemanden überraschen.

  Furcht vor Dollar-Knappheit treibt die US-Währung 

Mittel- und längerfristig wäre eine Zahlungsunfähigkeit der USA zwar schlecht für den Dollar. Kurzfristig sieht das aber ganz anders aus: Die Furcht, dass bei einem Ausfall der US-Staatsanleihen der Dollar knapp wird, treibt die US-Währung immer weiter nach oben. Am Morgen fällt der Euro zum Dollar auf 1,0720 Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit zwei Monaten.

Das am Vorabend veröffentlichte Mai-Protokoll der US-Notenbank zeigt, dass die Notenbank derzeit in zwei Lager gespalten ist. Während die Mehrheit zu einer Zinspause neigt, halten andere eine weitere Straffung für notwendig. Im Unterschied zur Europäischen Zentralbank hat die US-Notenbank den wichtigsten Leitzins bereits über die Inflationsrate angehoben, was das Wirtschaftswachstum weiter bremsen sollte. Neue Daten dazu gibt es am Nachmittag.

Die deutsche Wirtschaft hat sich im ersten Quartal noch etwas schlechter entwickelt als erwartet und zunächst berechnet, was den Märkten aber keine zusätzlichen Impulse gibt. Aus technischer Sicht ist der DAX nun in die Handelspanne zwischen 15.650 und gut 16.000 zurückgefallen. Darüber hinaus hat er mit dem Test des Allzeithochs den Widerstandsbereich um 16.300 bestätigt.

  Starke Entwicklung bei Nvidia stützt Chips und Tech-Sektor. 

Extrem starken Geschäftszahlen und einen positiven Ausblick hat der US-Chipkonzern Nvidia vorgelegt. Der Konzern prognostiziert nun für das laufende Quartal einen Rekordumsatz von 11 Milliarden US-Dollar. Analysten hatten im Konsens lediglich mit 7,2 Milliarden Dollar gerechnet. Obwohl sich der Kurs der Aktie in diesem Jahr bereits mehr als verdoppelt hat, reagierte er im nachbörslichen US-Handel mit Aufschlägen von 25 Prozent auf den Bericht.

Nvidia gilt als Hauptgewinner des KI-Booms, denn die Graphikprozessoren des Chipkonzerns stellen die für KI-Anwendungen extrem hohen Rechenleistungen zur Verfügung. Damit ist Nvidia drauf und dran, als erster Chipkonzern und als siebtes US-Unternehmen überhaupt eine Bewertung von über einer Billion Dollar zu erreichen.

In Europa legen ASMI um 6,3 Prozent und ASML um 4,3 Prozent zu, Infineon notieren mit einem Minus von 0,8 Prozent leichter, Aixtron ziehen dagegen um 2,8 Prozent an. Im DAX erholen sich Rheinmetall um 1,5 Prozent. Die Ausschläge der meisten anderen Titel halten sich in Grenzen.

Mit Aufschlägen von 1,1 Prozent quittieren Anleger die Erstquartalszahlen von Generali. Jefferies spricht von robusten Ergebnissen. Angesichts einer um 6 Basispunkte gestiegenen Solvenz-II-Ratio auf 227 Prozent sowie einem um 22 Prozent gestiegenen operativen Gewinn habe sich der Versicherer gut geschlagen. Positiv heben die Analysten den Bereich Schaden- und Unfallversicherung hervor.

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Aktienindex              zuletzt        +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.264,75        +0,0 %          1,01         +12,4 % 
Stoxx-50                3.984,93        +0,1 %          3,27          +9,1 % 
DAX                    15.797,16        -0,3 %        -44,97         +13,5 % 
MDAX                   26.748,33        -0,1 %        -30,00          +6,5 % 
TecDAX                  3.204,81        +0,4 %         12,09          +9,7 % 
SDAX                   13.257,79        -0,2 %        -23,33         +11,2 % 
FTSE                    7.601,74        -0,3 %        -25,36          +2,4 % 
CAC                     7.217,71        -0,5 %        -35,75         +11,5 % 
 
Rentenmarkt              zuletzt                    absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,47                      +0,01          -0,10 
US-Zehnjahresrendite        3,75                          0          -0,13 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %  Do, 8:13 Uhr  Mi, 17:20 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,0725        -0,2 %        1,0736         1,0757   +0,2 % 
EUR/JPY                   149,56        -0,2 %        149,83         149,63   +6,6 % 
EUR/CHF                   0,9712        -0,2 %        0,9731         0,9736   -1,9 % 
EUR/GBP                   0,8686        -0,1 %        0,8693         0,8704   -1,9 % 
USD/JPY                   139,44        +0,0 %        139,61         139,09   +6,3 % 
GBP/USD                   1,2347        -0,2 %        1,2343         1,2359   +2,1 % 
USD/CNH (Offshore)        7,0863        +0,3 %        7,0847         7,0680   +2,3 % 
Bitcoin 
BTC/USD                26.176,34        -0,7 %     26.231,38      26.264,58  +57,7 % 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  74,04        74,34         -0,4 %          -0,30   -7,3 % 
Brent/ICE                  77,99        78,23         -0,3 %          -0,24   -6,9 % 
GAS                               VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF                  26,80        27,79         -3,5 %          -0,98  -64,3 % 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.960,87     1.957,14         +0,2 %          +3,74   +7,5 % 
Silber (Spot)              23,12        23,13         -0,0 %          -0,01   -3,6 % 
Platin (Spot)           1.028,43     1.028,58         -0,0 %          -0,15   -3,7 % 
Kupfer-Future               3,57         3,56         +0,5 %          +0,02   -6,4 % 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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