MÄRKTE EUROPA/DAX nur knapp unter Allzeithoch
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Von Herbert Rude
FRANKFURT (Dow Jones) - Die europäischen Börsen präsentieren sich am Dienstagnachmittag weiterhin mit kleineren Aufschlägen. Der DAX notiert 0,2 Prozent im Plus bei 16.981 Punkten, damit hat er sowohl die 17.000er Marke als auch das Allzeithoch aus dem Dezember bei 17.003 Punkten weiterhin fest im Blick. Im Tageshoch hatte er die 17.000er Marke bereits fast erreicht. Der Euro-Stoxx-50 legt deutlicher zu um gut 0,4 Prozent.
"Die Chancen für weitere Anläufe nach oben sind gut", meint ein Marktanalyst. Zum einen stützen die zuletzt wieder gesunkenen Renditen die Stimmung, und von den Rohstoffpreisen kommt kein Störfeuer. Zum anderen ziehen die DAX-Schwergewichte an: SAP gewinnen 0,3 Prozent und notieren mit 162,46 Euro auf einem neuen Allzeithoch, und auch Airbus nehmen die Rekordjagd wieder auf, sie gewinnen 0,9 Prozent auf 150,46 Euro. Siemens als zweitgrößter DAX-Titel hinter SAP ziehen um 1,2 Prozent an und liegen nur noch 1 Prozent unter ihrem Rekordstand.
"Die Zutaten sind angerichtet, und ein Ausbruch auf neue Allzeithochs sollte nach sechs Wochen Verschnaufpause deutliche Anschlussgewinne ermöglichen", so der Marktanalyst. Im Blick stehen die Zinsentscheidungen der US-Notenbank am Mittwoch und der Bank of England am Donnerstag. Im Vorfeld könnte sich Zurückhaltung breitmachen. Es gilt als so gut wie sicher, dass die Fed den Leitzins unverändert bei 5,25 bis 5,5 Prozent belassen wird, deshalb werden Anleger vor allem auf die begleitenden Aussagen von Fed-Präsident Jerome Powell achten, von denen sie sich Aufschluss über den Zeitpunkt der ersten Zinssenkung erhoffen. Der Markt rechnet aktuell mit dem Beginn des Zinssenkungszyklus im Mai, aber auch eine Zinssenkung im März gilt nicht als ausgeschlossen.
Konjunkturseitig haben BIP-Daten aus europäischen Ländern für das vierte Quartal keine Überraschungen gebracht. Die Daten unterstreichen unter anderem die Wachstumsschwäche in Deutschland. Die hiesige Wirtschaft ist im vierten Quartal wie erwartet um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal geschrumpft.
Banken mit BBVA fest - Nahrungsmittel-Subindex von Diageo belastet
Der Stoxx-Subindex der Bankenwerte steigt um 0,8 Prozent. Hier gewinnen BBVA 4,6 Prozent. Die spanische Bank hat 2023 nach einem starken Schlussquartal einen Rekordgewinn erzielt und auch mehr verdient als erwartet. Sie profitierte vor allem von einem hohen Provisionsüberschuss und kündigte nun an, Aktien im Volumen von 781 Millionen Euro zurückzukaufen. Im Sog gewinnen Santander 2 Prozent und Intesa 2,4 Prozent.
Der Index der Nahrungsmittel- und Getränkeaktien fällt noch um 0,1 Prozent. Diageo haben mittlerweile ins Plus gedreht und steigen um 1,6 Prozent, nachdem sie im frühen Geschäft noch etwa 5 Prozent abgegeben hatten. Sowohl der Umsatz als auch das operative Ergebnis des Getränkekonzerns sind stärker als erwartet zurückgegangen. Belastet hat vor allem die schwache Entwicklung im Amerika-Geschäft, davor war aber bereits im November gewarnt worden.
Renault gewinnen 1,3 Prozent. Positiv werten Analysten die Entscheidung, dass der Automobilkonzern den Börsengang seiner Elektroautosparte Ampere abgesagt hat. Jefferies sieht dies als "logische Entscheidung", denn die aktuellen Bewertungen der Elektroautogeschäfte machten einen Börsengang unattraktiv´.
Anteilsverkauf von Delivery Hero kommt schlecht an
Mit einem Minus von 4,8 Prozent reagieren Delivery Hero auf den Verkauf der Beteiligung an Deliveroo (-1,6%). Zwar verschafft sich Delivery damit etwas zusätzliche Liquidität. Der erzielte Verkaufspreis wird von Beobachtern aber als gering eingeschätzt, und das sei kein gutes Omen für einen möglichen Verkauf der Delivery-Tochter Foodpanda. Nach einem coronabedingten Sonderboom stehe der Sektor auch wegen der gestiegenen Zinsen, die die Kosumnachfrage belasten, unter Konsolidierungszwang. Just Eat notieren unverändert, Hellofresh fallen um 2,9 Prozent.
Hapag Lloyd rutschen um 6,5 Prozent ab. Bei der Reederei sind im vergangenen Jahr trotz einer etwas höheren Transportmenge Umsatz und operativer Gewinn eingebrochen. Als solide werden die Geschäftszahlen von Westwing (+9,6%) zum vierten Quartal gewertet. Günstig seien der positive freie Cashflow sowie der 4-prozentige Anstieg des Bruttowarenvolumens. Allerdings steht die Aktie fast 85 Prozent unter ihrem Allzeithoch.
Für Formycon geht es um 2 Prozent nach oben. Die am Vorabend mitgeteilte Kapitalerhöhung des Biotechnologieunternehmens belastet nicht, weil im Zuge der Erhöhung mit der ungarischen Gedeon Richter ein Ankeraktionär gefunden wurde. Auch wurden die Papiere über dem Schlusskurs platziert.
KPS knicken um mehr als 10 Prozent ein. Der Unternehmensberater ist von der Insolvenz der Luxuskaufhaus-Gruppe KaDeWe betroffen und hat deswegen die Veröffentlichung des Jahresabschlusses verschoben. KaDeWe schuldet KPS noch einen mittleren einstelligen Millionenbetrag.
=== Aus technischen Gründen ohne Tabellen. ===
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
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