MÄRKTE EUROPA/Börsen feiern Fed - DAX kurz über 17.000 Punkte
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FRANKFURT (Dow Jones) - In Rallylaune zeigen sich Europas Börsen am Donnerstagmittag. Die taubenhafte US-Notenbank ist den Markthoffnungen deutlich entgegengekommen und hat bereits drei Zinssenkungen avisiert. Damit ist der erhoffte Pivot, der obere Wendepunkt der Zinsen, signalisiert worden. Der DAX springt kurz über die 17.000er-Marke, in Hausse-Stimmung sind alle zinsempfindlichen Branchen wie Immobilien mit Kursgewinnen bis fast 8 Prozent bei Vonovia. Leidtragende sind unter anderem Versicherer, die sichere Zinserträge wünschen. Hier geht es bis zu 2,5 Prozent abwärts wie bei Münchener Rück.
Mit Spannung wird nun auf die EZB-Sitzung gewartet. Die Notenbank in Europa wird wesentlich zurückhaltender erwartet als ihr US-Pendant. Schließlich ist die Inflationsbekämpfung in den USA viel weiter fortgeschritten. Die Märkte setzen daher auf eine Ausweitung der Zinsdifferenz zu den USA. Das stützt den Euro und treibt ihn über 1 Cent nach oben auf 1,0900 Dollar.
Der DAX steigt um 0,6 Prozent auf 16.862 Zähler, der Euro-Stoxx-50 um 0,8 Prozent auf 4.567 Punkte
Fed sorgt für Paukenschlag
Dank der taubenhaften US-Notenbank preisen die Märkte nun stärkere US-Zinssenkungen für das kommende Jahr ein als zuvor. Laut Deutscher Bank werden für den Dollar-Raum Senkungen von 150 Basispunkten (Bp) bis Ende 2024 erwartet nach zuvor 110 Bp. Für März wird nun eine erste Zinssenkung von 25 Bp voll eingepreist.
Eine "geldpolitische Sensation" nennt Eckhard Schulte, Chef des Vermögensverwalters MainSky Asset Management, den Fed-Entscheid mit einer 180-Grad-Wende ihrer Politik. Die Notenbank habe den sogenannten Pivot, also den Wendepunkt in den Leitzinsen, nun offiziell gemacht und die Märkte auf Zinssenkungen um insgesamt 75 Basispunkte 2024 eingestellt. Zudem habe sie ihre Inflationsprognosen für die kommenden beiden Jahre gesenkt.
Die Fed wolle bald aus der in ihren Augen sehr restriktiven Geldpolitik aussteigen und in schnellen Schritten zum neutralen Zins zurückkehren. Die inflationären und wirtschaftlichen Störungen durch die Corona-Pandemie sieht sie als temporär an. Daher war "mit dieser Übererfüllung der Weihnachtswünsche der Investoren in keinem Fall zu rechnen", schließt Schulte. Der Aufwärtstrend an den Börsen sollte weiterlaufen.
In der Schweiz hat die SNB den Zins unverändert gelassen, in Norwegen wurde er aber sogar um 0,25 Prozent erhöht. Offen ist neben der EZB noch der Zinsentscheid der Bank of England.
Rally bei Zinsprofiteuren - Vivendi mit Aufspaltungsplänen
Die Erwartung von Zinssenkungen rückt die Gewinner und Verlierer von zukünftigen Zinssenkungen in den Fokus. Die Versicherer sind als Anleihekäufer in Europa mit 0,9 Prozent die einzige Verlierer-Branche. Auch bei südeuropäischen Banken gibt es kräftige Gewinnmitnahmen.
Ganz oben bei den Gewinnern stehen die Immobilien-Aktien. Der Stoxx-Real-Estate-Index springt um 5,3 Prozent nach oben. Darauf folgen die Branchen Bau und Rohstoffe mit 3 bis 4 Prozent Plus
In Rallylaune zeigen sich auch Solar- und andere EEG-Werte. Zum einen gibt es Hoffnung, dass sich die Bundesregierung doch teilweise an ihre Förderzusagen hält, zum anderen stützen auch hier die Zinsperspektiven in Form sinkender Investitionskosten. Denn der Umsatz von Solaranlagen korreliert stark mit der Neubau-Tätigkeit. SMA Solar springen fast 10 Prozent, Wacker Chemie um 5,6 Prozent, Siemens Energy im DAX um 7,5 Prozent und in der Schweiz Meyer Burger um 8 Prozent.
Starke Nachrichten aus Einzelunternehmen kommen dazu
Vivendi gewinnen an der Pariser Börse 7,6 Prozent. Der Mischkonzern prüft eine Abspaltung der TV-Sparte Canal+, des Werbegeschäfts Havas und der Investmentgesellschaft mit der Mehrheitsbeteiligung an der Lagardère-Gruppe. Die Börse betrachtet Einzelteile immer als werthaltiger als ein Konglomerat.
Für Air France-KLM geht es nach neuen Langfristzielen um 8,4 Prozent nach oben. Die Airline hat auf dem Kapitalmarkttag den Ausblick bis 2026 bestätigt und will zwischen 2026 und 2028 eine operative Marge von über 8 Prozent erreichen. Barclays spricht von einem "signifikant positiven operativen Free Cashflow".
Unter Druck von in der Spitze über 3 Prozent standen Deutsche Telekom und Deutsche Post. Händler verweisen auf Platzierungsspekulationen: Wie der "Spiegel" schreibt, will der Bund Anteile verkaufen, um so die "marode" Bahn zu retten. Während die Post-Aktien ihr Minus aufholen, notieren Telekom 3,1 Prozent tiefer.
Deutz steigen um über 8 Prozent dank eines Zukaufs von Rolls-Royce. Deutz übernimmt deren Vertriebs- und Serviceaktivitäten für Industriemotoren bis 480 kW . Deutz erwartet aus dem Deal nach eigenen Angaben einen zusätzlichen Umsatz von 300 Millionen Euro pro Jahr und eine höhere Marge. Bei Morphosys geht es nach einer Kapitalerhöhung 5,3 Prozent tiefer.
=== Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 4.566,74 +0,8% 36,55 +20,4% Stoxx-50 4.108,72 +0,8% 33,95 +12,5% DAX 16.861,53 +0,6% 95,48 +21,1% MDAX 27.205,01 +2,9% 777,36 +8,3% TecDAX 3.333,19 +1,6% 51,06 +14,1% SDAX 13.538,90 +3,6% 464,51 +13,5% FTSE 7.697,83 +2,0% 149,39 +1,3% CAC 7.616,55 +1,1% 85,33 +17,7% Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD Dt. Zehnjahresrendite 2,08 -0,09 -0,49 US-Zehnjahresrendite 3,95 -0,07 +0,07 DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:17 Mi, 18:25 % YTD EUR/USD 1,0931 +0,5% 1,0895 1,0792 +2,1% EUR/JPY 154,45 -0,4% 154,49 156,61 +10,0% EUR/CHF 0,9491 +0,2% 0,9484 0,9455 -4,1% EUR/GBP 0,8628 +0,1% 0,8624 0,8614 -2,5% USD/JPY 141,34 -0,9% 141,81 145,11 +7,8% GBP/USD 1,2668 +0,4% 1,2634 1,2527 +4,7% USD/CNH (Offshore) 7,1391 +0,0% 7,1443 7,1829 +3,1% Bitcoin BTC/USD 43.227,28 +0,6% 42.816,01 42.066,28 +160,4% ROHOEL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 70,58 69,47 +1,6% +1,11 -8,1% Brent/ICE 75,53 74,26 +1,7% +1,27 -7,0% GAS VT-Settlem. +/- EUR Dutch TTF 35,205 35,70 -1,4% -0,50 -57,7% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 2.034,50 2.027,73 +0,3% +6,77 +11,6% Silber (Spot) 23,98 23,83 +0,7% +0,16 +0,1% Platin (Spot) 944,68 939,00 +0,6% +5,68 -11,6% Kupfer-Future 3,89 3,79 +2,6% +0,10 +2,0% YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags ===
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
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