Luftfahrtunternehmen sind für ESG-Anlagen keineswegs ungeeignet
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Minneapolis (GodmodeTrader.de) - Auf den ersten Blick mag die Einschätzung, dass sich Unternehmen aus der Luftfahrtbranche für eine nachhaltige Geldanlage eignen könnten, paradox erscheinen. Sie spiegelt jedoch eine pragmatische Einbindung von Umwelt- und Sozialkriterien sowie Aspekten der Unternehmensführung (auf Englisch: Environmental, Social und Corporate Governance, kurz ESG) in den Anlageprozess wider, wie Benjamin Kelly, Senior-Analyst für themenbezogene Investments im Bereich Global Responsible Investment bei Columbia Threadneedle, in einem aktuellen Kommentar schreibt.
Er räumt ein, dass Bedenken hinsichtlich der Umweltverträglichkeit der Luftfahrtbranche durchaus nachvollziehbar seien. Schließlich handle es sich um einen der energie- und karbonintensivsten Transportwege. Die Branche produziere der Europäischen Kommission zufolge zwei bis 2,5 Prozent der Kohlenstoffdioxid-Emissionen (CO²), für die der Mensch verantwortlich ist – mit Tendenz in Richtung drei Prozent. Allerdings plane die Branche, ihre CO²-Emissionen bis zum Jahr 2050 gegenüber 2005 um die Hälfte zu reduzieren, heißt es weiter.
Zudem greife ein einseitiger Fokus auf Umweltkriterien zu kurz. „Ein verbreiteter Mythos unter Anlegern, die Strategien zur verantwortungsvollen Geldanlage suchen, lautet, dass entsprechende Investments in allen drei ESG-Dimensionen herausragen müssen“, schreibt Kelly. „Ein weiterer Trugschluss ist, dass ein Unternehmen, das im Hinblick auf Umweltkriterien durchfällt, den Auswahlprozess nicht besteht.“
Von diesen Mythen sind Columbia Threadneedle unter anderem Flughäfen betroffen. Die Gesellschaft erhalte häufig Anfragen, warum ihre Social-Bond-Strategien Anleihen von Flughäfen enthielten. „Dabei bringt die Luftfahrt signifikante soziale und wirtschaftliche Vorteile“, schreibt Kelly. Nicht nur, dass sie Arbeitsplätze und wirtschaftliche Aktivität brächten. „Die Vernetzung von Kommunen sowie der Zugang zu Nahrungsmitteln, Gesundheit und Bildung sind wichtige Bausteine einer gut funktionierenden Gesellschaft – und genau das leisten Flughäfen.“ Abseits von Großstädten überwiege der bloße Zugang zu dem Genannten mitunter sogar den direkt messbaren wirtschaftlichen Nutzen. Und teilweise sei er eine entscheidende Lebensader, um die gesellschaftliche Inklusion zu verbessern – etwa in Teilen Skandinaviens oder Nordschottlands.
„Zudem sind Flughäfen und Fluggesellschaften stark in Initiativen eingebunden, welche die Folgen des Luftreiseverkehrs für die Umwelt dämpfen wollen. Daher ist das, was auf den ersten Blick widersprüchlich erscheinen mag, in Wirklichkeit eine wohlüberlegte Entscheidung“, so Kelly.
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