Kommentar
15:00 Uhr, 08.04.2009

"Locken" Sie sich doch einfach in Sicherheit

Strukturierte Anlage-Produkte verfolgen in der Regel das Ziel, die individuelle Erwartungshaltung des Anlegers bezüglich des jeweiligen Basiswerts in der einen oder anderen Form zu optimieren. Dies gilt insbesondere für Zertifikate, die mit einem zusätzlichen Lock-In-Feature ausgestattet sind, das meist zur Sicherung eines optimalen Ausstiegs eingesetzt wird.

Ein aktuelles Papier, das sich genau an diese Vorgaben hält, ist die noch bis 30. April zeichenbare Zins-Lock-in-Anleihe der Bayerischen Landesbank auf den Euro STOXX 50. Wie schon ein vier Monate zuvor von Barclays Capital aufgelegtes Produkt gleichen Namens, kann sich der Anleger auch diesmal auf einen hohen Fix-Kupon nach dem ersten Jahr freuen. Dieser beträgt bei den Münchnern 7,5 Prozent. Zum Vergleich beläuft er sich bei den Briten sogar auf stolze neun Prozent. In den folgenden beiden Jahren der jeweils vier Jahre laufenden Papiere schlägt dann womöglich die Stunde des eingebauten Lock-In-Mechanismus und das sogar gleich in zweifacher Hinsicht. So kann bei einem mindestens auf dem Startniveau (Barclays) bzw. darüber (BayernLB) notierenden Index am jeweiligen jährlichen Beobachtungstag nicht nur der Eingangs-Kupon auch für die Folgeperioden fixiert werden, sondern auch die Rückzahlung zum Nennbetrag gesichert werden. Kommt es im zweiten oder dritten Jahr nicht zum „Lock-in“, kommt die bei beiden Zertifikaten bei 50 Prozent des Ausgangswertes festgelegte Barriere ins Spiel. Hält wenigstens sie an den Bewertungstagen stand, erfolgt auch dann die Zinszahlung von 7,5 bzw. neun Prozent. Hat sich das europäische Leitbarometer jedoch mehr als halbiert, geht man bei der Bayerischen Lock-in-Variante in dem betreffenden Jahr leer aus, während der Anleger von englischer Seite immer noch einen 2-prozentigen Mindest-Kupon erhält.

Bleiben beide Lock-in-Chancen während der Laufzeit ungenutzt, da der Basiswert kein Mal über seinem Startniveau notiert, kann es am letzten Beobachtungstag noch einmal brenzlig werden. Dann nämlich, wenn der Index die Barriere verfehlt. Dabei wäre der Ausfall bzw. nur der Mindest-Kupon das geringere Übel. Viel schwerer wiegt dann der um mindestens 50 Prozent niedrigere Tilgungsbetrag als zu Laufzeitbeginn. Durch den „Lock-in“ kann sich der Investor bei dem Duo also viele schlaflose Nächte ersparen.

Auch wenn das taufrische BayernLB-Produkt die ungünstigere Ausstattung von beiden besitzt, sollten Neueinsteiger bei dem Barclays-Papier beachten, dass die Auflage zumindest aus heutiger Sicht zu einem höheren Index-Niveau erfolgte, hat der Basiswert seitdem doch schon über 12 Prozent verloren. Dies mindert zum einen den Sicherheitspuffer und relativiert bei einem aktuellen Briefkurs von 94,09 (Aufgeld rund 7,5 Prozent) die bessere Ausgestaltung deutlich.

Der BörseGo Tipp:
Zins-Lock-in-Anleihen eignen sich vor allem für Anleger, die von einer Seitwärtsentwicklung an den Märkten ausgehen. Denn nur dann kann der „Lock-in“ auch greifen. Die Barriere sollte dabei eher als Rückversicherung gesehen werden, wenn dieses Szenario nicht aufgehen sollte. Insofern sollten Anleger das bereits laufende teure Barclays-Produkt auch nur dann kaufen, wenn sie Index-Stände von 1.200 Punkten im Euro STOXX 50 für die nächsten knapp vier Jahre ausschließen können.

Euro STOXX 50 Zins-Lock-in-Anleihe
Emittent/WKN: BayernLB / BLB5Q8
Laufzeit: 06.05.2013
Preis: (in Zeichnung: 30.03.09-30.04.09) Ausgabepreis: 100 % (1 % Agio)
Euro STOXX 50 Zins-Lock-in-Anleihe
Emittent/WKN: Barclays / BC2KB7
Laufzeit: 28.12.2012
Preis: (08.04.2009) Geld / Brief 92,21 € / 94,09 €

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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