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Kommentar
09:02 Uhr, 22.08.2025

Lithium-Branche vor dem Turnaround? Diese Aktien profitieren

Erwähnte Instrumente

In den letzten Monaten hat sich am Lithium-Markt etwas bewegt: Nach dem massiven Preisrutsch seit Anfang 2023 scheint sich das „weiße Gold“ langsam zu erholen. Auch die Aktien großer Produzenten und Verarbeiter zeigen wieder ein leichtes Plus – ein Signal, das viele Anleger aufhorchen lässt. Schließlich gilt Lithium nach wie vor als einer der wichtigsten Rohstoffe für die Zukunft, allen voran für Batterien in Elektroautos und Energiespeichern.

Die spannende Frage lautet nun: Handelt es sich nur um ein kurzes Aufbäumen – oder tatsächlich um den Beginn eines neuen Aufwärtstrends? Wer jetzt rechtzeitig auf die richtigen Unternehmen setzt, könnte von einer möglichen Trendwende erheblich profitieren. Doch wie so oft im Rohstoffsektor spielen nicht nur Angebot und Nachfrage eine Rolle, sondern auch politische Entwicklungen und die richtige strategische Aufstellung der Firmen. Wir schauen uns in diesem Artikel mit Albemarle, SQM und Ganfeng drei der größten Lithium Produzenten der Welt an. Wer ist am beste aufgestellt?

Geschäftsmodell, Produktion und Wertschöpfung

Quelle: statista

Die weltweite Lithiumproduktion hat sich in den letzten Jahren stark beschleunigt – von rund 30.000 Tonnen 2010 auf über 240.000 Tonnen im Jahr 2024. Hauptproduzenten sind Australien (Hartgestein) sowie Chile und Argentinien (Sole). Damit steigt zwar die Versorgungssicherheit, doch das schnelle Hochfahren von Kapazitäten und der volatile Absatzmarkt – vor allem in China – sorgt regelmäßig für Preisschwankungen und Überangebote.

Lithium-Produzenten decken verschiedene Stufen der Wertschöpfungskette ab:

  • Mining: Gewinnung von Lithium aus Hartgestein (Australien) oder aus Sole (Chile, Argentinien, Bolivien).
  • Verarbeitung: Umwandlung in Lithiumcarbonat oder Lithiumhydroxid, die für Batterien benötigt werden.
  • Veredelung: Teilweise Integration in die Batteriekette (Kathodenmaterial, Recycling).

Die meisten Produzenten – etwa Albemarle oder SQM – sind stark im Bergbau und in der chemischen Weiterverarbeitung tätig. Chinesische Unternehmen wie Ganfeng oder Tianqi Lithium gehen oft einen Schritt weiter und sichern sich sowohl Teilhabe an Minen weltweit als auch an Verarbeitung und Veredlung, was hauptsächlich in China stattfindet, um ihre eigene Batterieindustrie mit Rohstoffen zu versorgen und so unabhängig zu sein.

Kundenstruktur

Die Kundenbasis ist breit, aber klar von der Batterie-Industrie dominiert:

  • Automobilindustrie
    • Tesla, BYD, Volkswagen, BMW u. a. benötigen Lithium für E-Auto-Batterien.
  • Batteriehersteller
    • CATL, LG Energy Solution, Panasonic.
  • Energiespeicher & Elektronik
    • Stationäre Stromspeicher, Smartphones, Laptops.
  • Chemische Industrie
    • Spezielle Anwendungen (Schmierstoffe, Glas, Keramik).

Damit hängen die Umsätze der Lithiumproduzenten stark vom globalen Elektroauto- und Batteriemarkt ab.

Chinas Rolle in der Wertschöpfung

China ist der Dreh- und Angelpunkt der weltweiten Lithium-Industrie:

  • Überkapazitäten: In den letzten Jahren hat China systematisch und massiv in die Verarbeitung von Lithium investiert. Das führte zu einem Preisverfall („Price Dumping“), von dem chinesische Batteriehersteller profitieren.
  • Marktmacht: Über 70 % der weltweiten Raffinierungskapazitäten liegen in China.
  • Strategie: Während westliche Produzenten vor allem Rohstoffe liefern, kontrolliert China entscheidende Verarbeitungs- und Absatzschritte.

Preisentwicklung

Quelle: investing.com

Lithium Price Dumping

Der Preissturz 2023/2024 (siehe Chart) war nicht nur auf schwächere Nachfrage zurückzuführen, sondern auch auf bewusst geschaffene Überkapazitäten in China. So drückten chinesische Produzenten die Weltmarktpreise, um internationale Wettbewerber unter Druck zu setzen – ein Vorgehen, das bereits aus anderen Rohstoffmärkten bekannt ist (z. B. Stahl oder Solarmodule).

Bolivien als Wachstumsmarkt?

Ein weiterer Faktor für die aufkommende Hoffnung auf Erholung ist die politische Entwicklung in Bolivien. Dort steht am 19. Oktober eine Stichwahl an, die mit hoher Wahrscheinlichkeit das Ende von rund 20 Jahren sozialistischer Regierung markieren dürfte. Damit könnte sich für internationale Investoren erstmals ein echtes Fenster öffnen: Konzerne wie Albemarle, SQM oder Ganfeng hoffen, dass ein wirtschaftsliberaler Präsident die bislang stark abgeschottete Rohstoffpolitik lockert.

Denn Bolivien verfügt über die größten Lithiumreserven der Welt – noch vor Chile, China oder Australien. Diese Vorkommen sind jedoch bislang kaum erschlossen. Sollte die neue Regierung tatsächlich internationale Beteiligungen zulassen, könnte Bolivien zum nächsten großen Wachstumsmarkt für die Lithium-Industrie werden.

Zahlen & Fakten

ALB SQM GAN
Börsenwert 9,27 Mrd. USD 12,61 Mrd. USD 9,57 Mrd. USD
Mitarbeiter 8.300 8.340 16.460
Hauptsitz USA Chile China

Umsatz & Gewinn

In den letzten Jahren zeigten alle drei großen Player der Branche extreme Ausschläge bei Umsatz und EBIT. Albemarle profitierte als weltgrößter Produzent stark vom Lithium-Boom 2021/22, musste aber mit fallenden Preisen ab 2023 deutliche Rückgänge bei Umsatz und Gewinn hinnehmen – das EBIT rutschte entsprechend stark ab.

SQM folgte einem ähnlichen Muster, allerdings noch volatiler, da das Unternehmen stärker vom Spotmarkt abhängig ist und weniger langfristige Lieferverträge hält.

Ganfeng Lithium konnte zwar dank seiner breiten Aufstellung entlang der gesamten Wertschöpfungskette (Mining, Raffinierung, Batterien, Recycling) die Schwankungen etwas besser abfedern, sah aber ebenfalls einen spürbaren Rückgang bei Umsatz und Gewinn.

Insgesamt zeigt sich: In Boomjahren fahren die Unternehmen Rekordgewinne ein, in Phasen von Überangebot und Preisdruck schrumpfen Umsatz und EBIT teils dramatisch.

Solvenzkennzahlen

ALB SQM GAN
Gesamtkapital 17,29 11,52 14,63
Eigenkapital 10,50 5,29 6,59
Verschuldung 3,75 4,75 4,92
Liquide Mittel 1,81 2,23 1,08
in Mrd. USD

Ein Blick auf die Bilanzen zeigt deutliche Unterschiede in der finanziellen Stabilität der drei Konzerne. Albemarle verfügt über eine vergleichsweise starke Eigenkapitalbasis und eine moderate Verschuldung, was dem Unternehmen eine solide defensive Ausgangslage verschafft.

SQM arbeitet mit einem kleineren Eigenkapitalpolster, dafür aber mit relativ hohen liquiden Mitteln, was kurzfristig mehr Flexibilität gibt.

Ganfeng liegt zwischen beiden: Die Eigenkapitalquote ist solide, allerdings stehen dem ein höherer Schuldenstand und geringere Liquidität gegenüber. Im direkten Vergleich wirkt Albemarle finanziell am stabilsten, während SQM stärker auf laufende Cashflows angewiesen ist und Ganfeng eine gewisse Hebelwirkung durch Fremdkapital in Kauf nimmt.

Bewertungskennzahlen

Bei den Bewertungskennzahlen zeigt sich ein klares Bild: Albemarle wird aktuell mit einem KUV von rund 1,8 und einem KBV von etwa 1,2 relativ günstig gehandelt, solide, fast schon konservativ für den Weltmarktführer.

SQM liegt mit einem KUV nahe 3 und einem KBV um 2,5 etwas höher, bleibt aber angesichts seiner starken Position in Chile im Rahmen.

Ganfeng Lithium sticht hervor: Mit einem KUV von ca 4,4 und einem KBV von 1,9 signalisiert der Markt deutlich höhere Wachstumserwartungen – außerdem wird hier ein Aufschlag für den Zugang zum chinesischen Teil der Wertschöpfungskette gezahlt.

Chancen & Risken

Chancen

  • Wachsende Nachfrage durch Elektromobilität, erneuerbare Energien und stationäre Speicherlösungen.
  • Technologietrends wie Feststoffbatterien könnten den Lithiumbedarf weiter erhöhen.
  • Diversifizierung der Lieferketten durch neue Projekte in Australien, Kanada und potenziell Bolivien.
  • Recycling-Potenzial: Wiederaufbereitung von Batterien kann ein zweiter Wachstumsmarkt werden.

Risiken

  • Abhängigkeit von China: Kontrolle über den Großteil der globalen Raffineriekapazitäten, politische Unsicherheit.
  • Extreme Preisvolatilität: Schon kleine Angebots- oder Nachfrageschwankungen führen zu starken Kurssprüngen.
  • Geopolitische Eingriffe: Ressourcenpolitik in Chile oder Bolivien kann Marktbedingungen abrupt verändern.
  • Marktzyklen: In Boomphasen Rekordgewinne, in Überangebotsphasen starke Gewinnrückgänge.

Chart: Turnaround in Sicht?

Aktien-Performance Vergleich der drei Lithium Aktien | Quelle: stock3

Nach dem steilen Absturz seit dem Hoch 2022 haben die Aktien von Albemarle (blau), SQM (gelb) und Ganfeng (grün) inzwischen eine ausgedehnte Bodenbildungsphase hinter sich. Alle drei Titel scheinen sich im Bereich ihrer Mehrjahrestiefs zu stabilisieren, begleitet von ersten zaghaften Aufwärtsbewegungen.

Zwar ist es noch zu früh, von einem klaren Trendwechsel zu sprechen, doch die Charts deuten darauf hin, dass der größte Druck nach unten vorerst abgeklungen ist.

Besonders spannend ist nun der Blick auf Albemarle: Als führender Lithium Produzent könnte der US-Konzern im Falle einer nachhaltigen Erholung des Lithiumpreises auch charttechnisch die Richtung für die gesamte Branche vorgeben.

Einstiegs-Chance bei Albemarle!

Chart von Albemarle | Quelle: stock3

Die Aktie von Albemarle arbeitet gerade an einem ausgedehnten Boden, der erst nach einem Ausbruch über 110 USD bestätigt wird. Doch ein erster Erfolg ist aktuell die Eroberung der 200-Tagelinie (blau). Sollte der Ausbruch gelingen und auch die 50-Tagelinie (gelb) die 200-Tagelinie kreuzen (Golden Cross) wäre das äußerst positiv für die Aktie. Ein Einstieg würde sich aktuell bereits nach Ausbruch über den Widerstand und das letzte Verlaufshoch bei ungefähr 86 USD ergeben. Allerdings gibt es auch das Risiko des bearishen Doppeltops, daher sollte der Stop am 50er SMA gesetzt werden.

Dieses Szenario kannst du mit einem KO-Schein der HSBC (WKN: HT419H) umsetzen. Der Schein hat eine Knock-Out Schwelle bei 43,90 USD, woraus sich aktuell ein Hebel von 2,23x ergibt.

Fazit

Der Lithium-Sektor bleibt ein Hochrisikomarkt mit enormen Chancen, aber auch starken Schwankungen. Wer hier investiert, sollte Volatilität aushalten können. Unter den drei großen Playern wirkt Albemarle am defensivsten aufgestellt: Solide Bilanz, moderate Bewertung und eine breite Aufstellung machen den US-Konzern zu einem vergleichsweise sicheren Hafen im Rohstoffsektor.

Ganfeng Lithium ist die spannendste Wette – dank Integration über die gesamte Wertschöpfungskette und enger Verbindungen nach Südamerika. Sollte Bolivien tatsächlich seine riesigen Reserven öffnen, wäre Ganfeng aufgrund bestehender Verträge und Partnerschaften ein natürlicher Profiteur.

SQM hingegen bleibt attraktiv, wenn die Nachfrage stark anzieht, ist aber deutlich abhängiger vom Spotmarkt und von politischen Entscheidungen in Chile – damit risikoreicher als die beiden Konkurrenten.

Für Anleger bedeutet das: Albemarle als Sieger für stabile Teilhabe im volatilen Lithiummarkt, Ganfeng für Wachstumschancen – SQM nur für diejenigen, die bewusst auf mehr Risiko setzen wollen.

Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte

Der Autor ist im besprochenen Wertpapier bzw. Basiswert zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse investiert: Albemarle

Transparenzhinweis: Die im Artikel vorgestellten Derivate werden durch die Redaktion ausgesucht. Wir arbeiten aber mit ausgewählten Emittenten zusammen, die mit der Goldesel Trading & Investing GmbH in einer Geschäftsbeziehung stehen. Bitte beachten Sie: Der Handel mit Derivaten ist mit einem erheblichen Risiko verbunden und kann unter Umständen zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen.