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14:50 Uhr, 15.03.2011

"Lieber zu warm als verstrahlt"

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Man braucht nicht groß drum herumreden: zumindest in Deutschland ist die Kernkraft am Ende. Eine große Mehrheit der Bürger will sie nicht mehr, und so kann man davon ausgehen, dass zu den nächsten Wahlen die Befürworter in der Politik weggeschmolzen sind. Inwieweit andere Nationen mitziehen hängt natürlich in hohem Maße davon ab, wie die japanische Tragödie weitergeht. Wenn es schlimmer wird, dann werden zumindest die freien Demokratien gehörig Druck vom Volk bekommen. Die Autokratien versuchen derweil ein "business as usual" und riskieren damit, die bereits florierende Freiheitsbewegung anzuheizen.

Ein sofortiger Ausstieg dürfte fast nirgends machbar sein, aber neue Projekte werden jetzt mit Sicherheit hinterfragt. Damit dürfte Kohle und Gas ein gigantisches Comeback bevorstehen, zumal es hier immense Reserven gibt: Je nach Schätzung mehrere 100 Jahre dürften die Vorräte reichen. Ideal also als Übergang zu völlig neuen Technologien, die so sicher kommen werden wie leider auch das nächste große Beben.

Ich könnte mir vorstellen, dass man in der Politik sogar - zumindest vorübergehend - die Problematik der Klimaerwärmung in den Hintergrund drängt - nach dem Motto: Besser zu warm als verstrahlt! Vielleicht nimmt man nun auch Studien ernster, die den Zusammenhang zwischen der Erhöhung des CO2-Gehalts in der Atmosphäre und Temperaturanstieg nicht so hysterisch sehen? Who knows - alles ist möglich! Die Erneuerbaren Energien werden es auf absehbare Zeit jedenfalls nicht richten können, auch wenn man sie nun wohl wieder verstärkt fördern wird. Sie können keine verlässliche Grundlast stellen, das könnte allenfalls die Wasserkraft (die aber einen viel zu geringen Anteil hat), während man auf Wind und Sonne, insbesondere im gerade zu tropischen Deutschland, einfach nicht zählen kann.

Somit dürfte Deutschland - nein die Welt! - schon bald einen Kraftwerksboom erleben. Dann kommt die neueste Generation an Kohle- und Gaskraftwerken ins Spiel, mit höchster Effizienz und hervorragenden Filtern. Hoffentlich geht man nicht den Irrweg der CO2-Abscheidung, denn das kostet unnötig Energie. Und CO2 unterirdisch speichern? Come on, das ist kein Giftgas!
Ich sehe auch nicht die Zukunft darin, unseren Strom in der Sahara (Stichwort: Desertec) produzieren zu lassen. Der Löwenanteil muss im Lande hergestellt werden, sonst kommt man früher oder später in ausnutzbare Abhängigkeiten.

Oder wollen wir Verhältnisse wie in Italien, das 70% seines Stroms importiert und vom Wohlwollen des französischen Volkes lebt? Nein, so weit sollte Globalisierung nicht gehen! Jedes Land sollte zumindest großteils in der Lage sein, Nahrung und Strom selbst herzustellen.

Um den Bezug zur Börse nicht zu verlieren: Behalten Sie die Versorger und Kraftwerksbauer im Depot bzw. kaufen Sie ruhig zu: Denn diese Branche wird nun boomen! Es wird sich nur verschieben von Kernkraftwerken zu konventionellen. Und in Japan winkt sogar eine Sonderkonjunktur in diesem Bereich.

Die Auswirkungen des Desasters auf die Weltwirtschaft sollten dennoch nicht unterschätzt werden. Vor allem psychologisch ist die Situation sehr heikel - ich würde auch eine Wiederkehr der Wirtschaftskrise nicht ausschließen. Das Beben wird uns einiges an Wachstum kosten, aber wenigstens leben wir noch. Mein herzliches Beileid nach Japan!

Ihr
Daniel Kühn

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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn
Freier Finanzjournalist

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3.
Daniel Kühn interessiert sich vor allem für Small und Mid Caps, Technologieaktien, ETFs, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie für makroökonomische Themen.

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