Licht aus – Licht an
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Verschwörungstheorien sind nicht jedermanns Sache, aber wenn man die Entwicklung der Märkte ab August betrachtet, kommt man ins Zweifeln. Exakt zum ersten August war es so, als hätte jemand das Licht ausgeknipst – alle Risiko-Assetklassen fielen wie ein Stein (-2.300 Punkte im DAX). Als fundamentale Gründe wurden die Angst vor einer drohenden US-Rezession, eine harte Landung der Konjunktur in China, und vor allem die europäische Schuldenkrise und die Unfähigkeit der politisch Handelnden genannt. Mit dem Konstrukt eines europäischen Rettungsfonds namens EFSF keimte dann neue Hoffnung auf, dass der Weltuntergang doch nicht unmittelbar bevorstehen könnte. Die Märkte entspannten sich pünktlich mit dem ersten Handelstag im Oktober, wodurch das Licht den ganzen Monat lang brannte (+1.300 Punkte im DAX). Zum Beginn des neuen Monats November wurde das Licht jedoch wieder ausgemacht, diesmal in Person des Herrn Papandreou, der plötzlich eine Volksabstimmung über den mühsam ausgehandelten Rettungsfonds wollte (DAX –1.000 Punkte). Nachdem dann in der Woche zum 25. November bereits von den großen Banken in Amerika und Europa ein Zerfall der Währungsunion durchgerechnet wurde, kam wie durch Zauberhand wieder Licht ins Dunkel und der DAX gewinnt bis zur Stunde (01.12.) rund 750 Punkte auf 6.100.
Wie lange brennt das Licht unter saisonalen Aspekten?
Für die jüngste Kurserholung sind insbesondere die Notenbanken verantwortlich, die mit ihrer abgestimmten Aktion den Märkten das Gefühl vermitteln, im Ernstfall zu handeln. Jedem Marktteilnehmer ist klar, dass man sich nicht gegen die sechs wichtigsten Zentralbanken der Welt stellt. Dies schafft zunächst einmal Entspannung und wir glauben, dass dies, nicht zuletzt unter saisonalen Aspekten, durchaus für ein positives Jahresende sorgen kann. Statistisch betrachtet, ist der Dezember der beste Börsenmonat, wobei die erste Woche oft seitwärts verläuft und zum Monatsende hin sich die Wahrscheinlichkeit einer positiven Entwicklung stark erhöht.
Wie lange brennt das Licht unter fundamentalen Aspekten?
Es dürfte bekannt sein, dass die Bewertung von Unternehmen, vor allem auch im DAX, nach diversen Beurteilungsmaßstäben günstig ist. Dies schützt natürlich nicht vor starken Kursschwankungen, die vorwiegend durch politische Unsicherheiten geprägt sind, bildet jedoch den Nährboden für mittel- und langfristig positive Entwicklungen. Denn im Einkauf liegt der Hebel, wie alle vorsichtigen Kaufleute wissen. Deutsche Aktien weisen im Durchschnitt ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 8 und ein Kurs- Buchwert-Verhältnis von 1,2 auf, was beides historisch günstige Werte sind. Die Dividenden-Rendite von 4 Prozent ist vor allem im Vergleich zu Bundesanleihen (2,23 Prozent) sehr attraktiv. Diese Kennzahlen sind vor dem Hintergrund zu betrachten, dass die Weltwirtschaft weiter wächst. Die Unternehmen machen weiter Gewinne und die Finanzierungsstruktur (Verschuldungsgrad, Liquiditätsausstattung) darf getrost als äußerst robust und gesund klassifiziert werden.
Von der konjunkturellen Seite können wir den USA eine durchaus erfreuliche Entwicklung in allen relevanten Parametern über die letzten Wochen konstatieren. Vor allem die Verbraucher sind in Konsumlaune. Das Verbrauchervertrauen konnte im November um 15 Punkte auf 56 zulegen. Auch der wichtigste Tag des Jahres, was den Einzelhandel anbelangt, der sog. „Black Friday“, der Tag nach Thanksgiving bestätigte die Kauflaune der US-Konsumenten – und diese stehen immerhin für rd. 70 Prozent des US-BIP. Amerika kommt also im Konjunktur-Zyklus als erster wieder in Schwung und könnte im Jahr 2012 durchaus als Konjunktur-Lokomotive fungieren. Auch die Emerging Markets haben durchaus Potenzial über die Fiskal- und Geldpolitik nach einer jahrelangen Konsolidierungsphase wieder den Fuß aufs Gaspedal zu legen. Über Zinssenkungen, Mindestreserve-Reduktion oder etwa Abbau von Handelsbeschränkungen können sie wieder konjunkturstimulierend wirken. China und Brasilien haben nach dreijährigen Restriktionen erstmalig wieder die Mindestreserve für Banken bzw. die Zinsen gesenkt. Gibt China wieder als erste große Nation das Signal zur Konjunkturwende wie 2008/2009? Wir glauben, dass die besonnene und antizyklische Politik des Riesenreiches sich auszahlt.
Wie lange brennt das Licht unter charttechnischen Aspekten?
Wie in der Einleitung skizziert, werden die Schwankungen der Märkte während der risikofreundlichen und risikoaversen Intervalle immer geringer. Vor allem die Amerikanischen Indices sind durchaus in der Lage, 2011 im positiven Terrain abzuschließen. Dem S&P 500 fehlt hierzu noch ein knappes Prozent, Dow Jones und Nasdaq sind bereits jetzt 3 Prozent im Plus. Der DAX und die europäischen Indices haben naturgemäß den Malus der Eurokrise und liegen noch tief im Minus (DAX -12 Prozent, EuroStoxx 50 -16 Prozent). Jedoch wurden die kurzfristigen Abwärtstrends verlassen und die Marken von 6.400 und 2.500 dürften mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit erreicht werden. Darüber hinaus bedürfte es einer deutlicheren politischen Klärung der weiteren Handhabung der Staatsverschuldung, um eine Dynamisierung in Richtung der Jahreshochs zu erreichen.
Mehr Licht als Dunkel
Wir sind also zumindest kurzfristig positiv gestimmt und erwarten ein versöhnliches Jahresende. Im nächsten Jahr bleiben uns natürlich die bekannten Belastungsfaktoren wie die Euro-Verschuldung, US-Staatsverschuldung, labiler Bankensektor etc. erhalten. Es könnten sogar noch weitere dominante Themen, wie eine Eskalierung des Iran-Konfliktes dazukommen. Bei aller Vorsicht sollten wir jedoch berücksichtigen, dass im Iran am 29. März 2012 Wahlen stattfinden und im Vorfeld gerne der Blick auf den „Feind im Ausland“ gelenkt wird, um die „nationale Karte“ zu spielen. Auch in den USA wird 2012 gewählt. Statistisch betrachtet sind Präsidentschaftswahljahre gute Börsenjahre, da alles dafür getan wird, dass die Konjunktur und der Arbeitsmarkt brummen, um wiedergewählt zu werden. Also besonnen handeln, auf Bewertungen achten und versuchen kurzfristig herbeigeführte politische Lichtschalter zu ignorieren.
Quelle: German Capital Management AG (GECAM)
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