Kommentar
12:25 Uhr, 11.09.2006

Leitzinsfantasie bestimmt das Bild

Kein einheitlicher Trend erkennbar

EUR-USD befindet sich derzeit weiterhin in einer Trading- Range. Die US-Konjunkturdaten sind weiterhin gemischt, sodass die Marktteilnehmer es scheuen, sich auf eine Seite zu schlagen. Allerdings haben die stark gestiegenen USLohnstückkosten die Erwartung weiterer Fed-Zinsschritte genährt. Dagegen konnte der Yen in der vergangenen Woche verlorenen Boden gutmachen, nachdem von offizieller Seite angekündigt wurde, dass beim G7-Treffen in Singapur auch die Schwäche des Yens Thema sein soll.

Konjunktur/Inflation: Höhepunkt im Zyklus erreicht

Die sehr gute aktuelle Konjunktursituation in der EWU hat sich mit der BIP-Wachstumsrate von 0,9 % qoq für Q2 nun auch in harten Daten und nicht nur den Stimmungsumfragen ihren Niederschlag gefunden. Allerdings zeichnet sich zunehmend eine Dichotomie bei der Einschätzung von Konjunkturlage und -ausblick ab. Sämtliche Stimmungsindikatoren hatten zuletzt Rückgänge zu verzeichnen. Dies findet spiegelt sich in unserer Prognose wider, dass in Q2 der Höhepunkt im Konjunkturzyklus erreicht sein dürfte und in den kommenden Quartalen „nur noch“ Wachstumsraten im Bereich des Potenzials erreicht werden dürften. Auf der Inflationsseite sorgen die hohen Energie- und Rohstoffkosten für anhaltenden Aufwärtsdruck, auch wenn in den nächsten Monaten tendenziell mit einem leichten Rückgang der Inflationsraten zu rechnen ist. Die Mehrwertsteuererhöhung in Deutschland dürfte 2007 jedoch für Inflationsraten des HVPI oberhalb von 2 % sorgen.

EZB: Weitere Zinserhöhungen in der Pipeline

Die EZB hat Anfang August bewusst das Tempo ihrer Zinserhöhungen von quartalsweise auf zweimonatlich erhöht und dementsprechend den Refi-Satz um weitere 25 Basispunkte auf nun 3 % angehoben. Präsident Trichet hat auf der vergangenen Sitzung Ende August noch einmal die hawkishe Haltung der EZB untermauert. Dies lässt darauf schließen, dass sie im Oktober und Dezember 2006 weitere Zinserhöhungen um jeweils 25 Bp. auf 3,50 % zum Jahresende plant. Jüngst ist das Risiko weiter Zinsanhebungen im Verlauf von 2007 gestiegen. Nachdem der Euro den letzten relativen Anstieg der Euribor-Forwards nicht nachvollzogen hat, dürften die sich normalisierenden Notenbankzinsen daher für den Euro unterstützend wirken.

Externe Position: Mittelzuflüsse in Aktien

Im Juni beschleunigten sich die Mittelzuflüsse in Wertpapiere deutlich gegenüber den Vormonaten, getrieben insbesondere von Investitionen in Aktien. Gleichzeitig verschlechterte sich die Bilanz der Direktinvestitionen, sodass die gleitende Zwölfmonatssumme der rudimentären Zahlungsbilanz nahezu ausgeglichen ist. Aus diesem Grund sind von der externen Seite kurzfristig keine Impulse für den Euro zu erwarten.

Finanzmärkte: Positionierung stützt Euro noch

Größere Impulse könnten da schon eher von den Positionierungsdaten von der CFTC ausgehen. Denen zufolge befinden sich den Netto-Longpositionen nicht-kommerzieller Anleger weiterhin nahe den Rekordständen, auch wenn sie sich zuletzt bereits leicht verringert haben. Gleichzeitig weisen die Positionierungen im Yen sehr hohe Shortpositionen auf und auch beim US-Dollar sind die Anleger short. Sollten diese Extrempositionen aufgelöst werden, besteht das Risiko einer deutlichen Euro-Abwertung.

Prognose

Die langfristigen Risikofaktoren für den US-Dollar spielen zwar derzeit am Markt keine Rolle, sollten aber nicht vernachlässigt werden. Darüber hinaus droht weiterhin die Gefahr protektionistischer Maßnamen seitens des USKongresses, die den Dollar belasten dürften. Daher erwarten wir mittelfristig eine Aufwertung des Euros gegenüber dem US-Dollar und Pfund Sterling. Dagegen sollte sich der japanische Yen weiter von seiner Schwäche erholen und sich zum Euro festigen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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