Lateinamerika: Politischer Wandel entscheidet über Fortschritt
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Des Moines (GodmodeTrader.de) - „Mit Blick auf die Aussichten für 2019 in Lateinamerika sollten Anleger die Wirtschaftsentwicklung von Brasilien und Mexiko besonders im Auge behalten“, schreibt Valentin Carril, Chief Economist & Strategic Allocation Head of Latin America bei Principal Global Investors, in einem aktuellen Marktkommentar.
Brasilien hoffe auf eine Verbesserung der Wirtschaftslage, aber deren Wahrscheinlichkeit hänge in erster Linie an den jüngsten politischen Veränderungen. „Jair Bolsonaro, der am 1. Januar seine vierjährige Amtszeit antreten wird, wird die steigende Schuldenlast in Brasilien angehen müssen. Zuletzt betrug die Schuldenquote des Bruttoinlandsprodukts (BIP) rund 75 Prozent“, so Carril. Das andere Problem, das adressiert werden müsse, sei das große, chaotische Rentensystem des Landes.
Für die Lösung beider Probleme spiele die Privatisierung eine Schlüsselrolle. „Zunächst sollte die Regierung einige Vermögenswerte über Privatisierungen verkaufen und so die Verschuldung des Landes um etwa 20 Prozent reduzieren“, rät der Experte. Dies führe im besten Fall zu einer positiven Rückkopplungsschleife, da eine geringere Verschuldung ein geringeres Risiko bedeute. Ein niedrigeres Risiko senke wiederum den Renditespread und gestalte die Schuldenzahlungen tragbarer. Es sei jedoch fraglich, ob die Regierung diejenigen Vermögenswerte verkaufen werde, die das benötigte Kapital beschaffen könnten.
Wie bei der Schuldenfrage spiele die Privatisierung auch eine Rolle bei der Reform des brasilianischen Rentensystems. Ein System, welches öffentliche und private Lösungen miteinander kombiniere, könnte sich als stabiler erweisen und die Regierung entlasten. „Für Investoren kommen meiner Ansicht nach zwei mögliche Szenarien infrage: Entweder Bolsonaro bewirkt eine spürbare Veränderung – oder nicht. Im ersten Szenario werden sich die meisten brasilianischen Anlagewerte gut entwickeln. In letzterem wird Brasilien weiter ringen“, prognostiziert Carril.
Im Hinblick auf Mexiko ist Carill zum Jahreswechsel recht positiv gestimmt. „Trotz des doppelten wirtschaftlichen Schocks einer Trump-Administration in den USA und eines Rückgangs der Ölproduktion um zehn Prozent, konnte Mexiko mit dem Wachstum seiner Wettbewerber mithalten“, erklärt der Ökonom. Sorgen dagegen bereite Anlegern die Wirtschaftspolitik der neuen Regierung: Als Reaktion auf die Pläne des neu gewählten Präsidenten Andrés Manuel López Obrador, das Projekt für einen neuen Flughafen in Mexiko-Stadt zu streichen, hat die Ratingagentur Fitch im Oktober ihre Aussichten für Mexiko auf „negativ“ zurückgestuft.
Ein weiteres Thema sei die Reform des Mindestlohns. Im Vergleich zu seinen lateinamerikanischen Wettbewerbern hatte Mexiko lange Zeit einen sehr niedrigen Mindestlohn und folglich eine sehr niedrige Arbeitslosigkeit gehabt. „López Obrador hat daher eine Verdoppelung des Mindestlohns ins Spiel gebracht. Während das Land eine Anhebung des Mindestlohns tragen kann, erscheint eine hundertprozentige Steigerung allerdings zu extrem, als dass es die Wirtschaft elegant handhaben könnte“, so der Experte.
Eines der Kernanliegen für Mexiko im Jahr 2019 werde es sein, das Vertrauen des Marktes zurückzugewinnen. „Da die mexikanische Wirtschaft in einer guten Verfassung und die Inflation unter Kontrolle ist, sollten Anleger diese politischen Entwicklungen genau beobachten. Vor diesem Hintergrund ist es Investoren am besten gedient, wenn sie sich mit mexikanischen Unternehmensaktien befassen, die etwas isolierter von diesem politischen Risiko stehen“, resümiert Carril.
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