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13:17 Uhr, 13.08.2010

Lateinamerika auf Wachstumskurs

Köln (BoerseGo.de) - Ricardo Araújo, Fondsmanager des Nordea 1 – Latin American Equity Fund, schätzt die Aussichten für Lateinamerika als überdurchschnittlich ein. Erst Anfang August erhöhte der Internationale Währungsfonds (IWF) die Wachstumsprognosen für 2010 für Brasilien von 5,5 auf 7,1 Prozent und für Mexiko von 4,2 auf 4,5 Prozent. Die Wachstumsrate in Chile soll 4,7 Prozent betragen. Die drei Staaten spiegeln rund 90 Prozent der Marktkapitalisierung Lateinamerikas wider und sind somit richtungsweisend für die Region. Lateinamerika bietet laut Araújo aber noch weitere Vorteile: "Durch eine geringe Korrelation der Aktienmärkte der wichtigsten lateinamerikanischen Länder bietet die Region eine breite Risikostreuung."

Die Gründe für das bisherige sowie ein weiter anhaltendes Wirtschaftswachstum sieht Araújo in einem Mix aus verschiedenen Faktoren: "Die Wirtschaftspolitik ist solide. Die Inflation wurde mithilfe einer strengen Geldmarktpolitik eingedämmt." Zudem sei das lateinamerikanische Bankensystem stabil und gut kapitalisiert. Von der US-Hypothekenkrise sei die Branche weitgehend isoliert gewesen. Auch der anziehende Binnenkonsum sowie der vergleichsweise geringe Verschuldungsgrad vor allem Brasiliens und Mexikos spielten bei der raschen Erholung der Region eine entscheidende Rolle.

Das kräftigste Wachstum erwartet der IWF für Brasilien. "Zentral für diese Aussichten ist die erstarkende Nachfrage im Inland. Die Arbeitslosenzahlen sinken, die Realeinkommen steigen, das Verbrauchervertrauen ist robust", kommentiert Fondsmanager Araújo die Situation. Eine der am stärksten vom Binnenmarkt bestimmten Branchen sei der Bankensektor. Dieser weitet derzeit laut dem Fondsverwalter Itaú Asset Management, bei dem Araújo angestellt ist, das Kreditgeschäft jährlich um rund 25 Prozent aus. "Wenn die privaten Haushalte vermehrt Kredite aufnehmen, um Wohnimmobilien oder Konsum zu finanzieren, ist ein Anstieg der Nachfrage in vielen Branchen programmiert", sagt Araújo. Brasilien gelte zudem als eines der führenden Rohstoffförderländer.

Auch in Mexiko spiele der Binnenkonsum eine entscheidende Rolle. Die Regierung reinvestiere derzeit die Öleinnahmen und fördere die Vergabe von Verbraucherkrediten durch die Banken. Die Abhängigkeit der Wirtschaft von den USA werde dadurch verringert. Zudem tätige der Staat milliardenschwere Investitionen in die Infrastruktur. "Kräftiges Wachstum erwarten wir insbesondere im Telekommunikations- und Mediensektor Mexikos. Die Branche entwickelt sich rasant und verfügt über ein enormes Potenzial", erklärt der Fondsmanager.

Chile sei der stabilste und vermögendste Staat in Lateinamerika. Hohe Sparraten und ein in der Region überdurchschnittlicher Bildungsstandard kennzeichneten das Land. "Chile ist ein Exportland und profitiert von der Nachfrage aus den asiatischen Wachstumsstaaten, wohin knapp ein Drittel der Ausfuhren gehen", sagt Araújo. Auf dem vergleichsweise kleinen Markt seien etablierte einheimische Unternehmen gegenüber international tätigen Konzernen im Vorteil und daher attraktive Investmentziele, so der Fondsmanager.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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