Kommentar
02:00 Uhr, 10.07.2008

Lassen Sie sich nicht ablenken

Ich denke, dass kaum ein Beruf so unterschätzt wird, wie jener des privaten Traders. Dabei vereinigt gerade diese Beschäftigung sehr viele Komponenten, die sich die meisten Menschen im Arbeitsleben ersparen wollen. Hier wäre zunächst die unsicher finanzielle Aussicht zum Monatsende zu nennen.

Ohne Risiko kein Gewinn

Während die meisten Menschen lediglich das Risiko sehen oder sehen wollen, gehen Trader mit dem Begriff „Risiko“ ganz anders um. Während jede Chance auch gewisse Risiken in sich birgt, darf man jedoch nicht vergessen, dass ein Risiko auch dazu führt, dass einem Chancen zur Verfügung stehen. Viele Trader bezeichnen sich gerne als Risk-Manager. Und es ist tatsächlich so, dass man Risiken durchaus quantifizieren und daher auch kontrollieren kann.

Hat man sich erst einmal mit dem Gedanken abgefunden, dass das Risiko eine wichtige Komponente beim Trading ist, und keine Gefahr, der man mit allen Mitteln ausweichen sollte, dann ist man auf einem guten Weg. Das Risiko ist nicht der Feind – sondern lediglich Teil des Jobs. Deshalb sollte man sich auch ganz seriös mit dem Thema Risiko auseinandersetzen und es nicht stigmatisieren.

Auf den Spuren von Van K. Tharp

Van K. Tharp hat mit dem Prinzip der RVielfachen (das ursprünglich gar nicht von ihm stammt) die Betrachtungsweise des Risikos vieler Trader verändert. Das maximale Risiko, dass man mit einer Position einzugehen bereit ist, also der Maximalbetrag, den man mit einer Einzelposition zu verlieren bereit ist, wird als 1 R bezeichnet. Hat man beispielsweise ein Tradingkapital von 10.000 Euro zur Verfügung und beträgt der Maximalbetrag, den man beim ersten Trade zu verlieren Bereit ist 100 Euro, dann entspricht 1 R einem Prozent des Portfoliowertes. Und das bleibt auch so. Ganz abhängig davon ob der erste Trade in Gewinner oder Verlierer war, verändert sich der absolute riskierte Betrag (war der erste Trade ein Verlierer, wird 1 R absolut kleiner; war der erste Trade ein Gewinner, wird 1 R absolut größer). Nach einer Reihe von Trades werden einem die Vorteile dieser Betrachtung klar.

Der augenscheinlichste Vorteil liegt in der Vergleichbarkeit der Trades. Jeder Trade kann jetzt mit einem anderen verglichen werden. Bei der Auswertung des Tradingtagebuchs (welches man unbedingt führen sollte) kann man sehr schnell erkennen, welche Strategien welche Trefferquoten und welche durchschnittlichen Gewinne/Verluste bringen. Der Verlust bei jeder einzelnen Position sollte niemals größer als 1 R sein. Ansonsten würden alle Vorteile sofort wieder abhanden kommen.

Ein anderer Vorteil den die relative Betrachtung des Risikos (1 R entspricht x Prozent) ist die Auswirkung bei Serien. Es ist dabei unwichtig, ob es sich um eine Gewinn- oder eine Verlustserie handelt. Hat man mehrere Gewinne hintereinander, dann vergrößert sich der absolute Betrag des R-Vielfachen und auch die Returns werden absolut betrachtet immer größer. Hat man hingegen gerade eine Verlustserie durchzustehen, dann verkleinern sich die absolut riskierten Beträge pro Position – was auch im Sinne eines jeden Trades ist.

Das Risiko ist also eine ganz wichtige Größe. Man kann zwar nicht bestimmen, welcher der nächste Gewinn-Trade sein wird. Man kann jedoch genau abschätzen, wie stark sich eine Verlustserie auf das eigene Portfolio auswirken wird.

Anbei die Liste der Bücher von Van Tharp[Link "Der Klassiker "Beruf:Trader"" auf www.finanzbuchverlag.de/... nicht mehr verfügbar]

[Link "Clever Traden mit System 2.0" auf www.finanzbuchverlag.de/... nicht mehr verfügbar]

[Link "Clever traden mit System" auf www.finanzbuchverlag.de/... nicht mehr verfügbar]

Das Umfeld kann entscheiden

Doch nicht nur die Betrachtung des Risikos, sondern das gesamte Umfeld ist wichtig für den langfristigen Tradingerfolg. Ich habe eingangs erwähnt, dass ich den Job des privaten Traders für unterschätzt halte. Das äußert sich meistens sogar im engeren privaten Umfeld. Durch die erlangte Selbstständigkeit gehen viele Personen davon aus, dass man ohnehin immer Zeit für gewisse Dinge habe. Diesen Irrglauben sollte man bei den Angehörigen jedoch gar nicht erst aufkommen lassen. Definieren Sie gewisse Arbeitszeiten, zu denen Sie keinesfalls gestört werden wollen. Das ist vor allem dann wichtig, wenn Sie von zu Hause aus arbeiten. Aus persönlicher Erfahrung rate ich Ihnen dazu vor allem die Zeit vor und um die Markteröffnung bzw. zu und nach Handelsschluss für sich selbst zu reservieren. In dieser Zeit ist zum einen die Handelsaktivität meistens am größten und zum anderen bilden sich gerade hier Ideen für den nächsten Trade. Wenn die Börsen schließen und Sie mit der Nachbereitung beginnen, sollten sie völlig entspannt sein. Das Auswerten des aktuellen Tages sowie die Pflege der Charts bzw. Analysen ist äußerst wichtig. Wer gut vorbereitet in den nächsten Tradingtag geht, der hat schon einen großen Vorteil. Am besten man macht sicht noch Notizen für den nächsten Tag (welche potentiellen Trades stehen auf dem Programm, welche Nachrichten werden wann und wo veröffentlicht, etc.). Danach kann man in den Feierabend übergehen und mit gutem gewissen die sozialen Kontakte pflegen.

TJ-FAZIT

Viele private Trader werden von ihrem eigenen Umfeld unterschätzt.

Das Prinzip der R-Vielfachen ermöglicht das Vergleichen unterschiedlicher Trades.

Um sich vor Ablenkungen zu schützen, sollte man feste Ruhezeiten definieren.

Michael J. Plos

Warum man als Trader oft scheitert

Datum 29.05.2008 - Uhrzeit 00:00

Die meisten Tradingbücher versuchen einem zu erklären, was zu tun ist, damit sich endlich der lang ersehnte Börsenerfolg
einstellt, den der Autor off ensichtlich schon längst hat. Da werden Strategien erklärt, Money Management erläutert und
es wird auch auf die Psychologie eingegangen. All diese Dinge spielen eine ausschlaggebende Rolle beim Trading. Doch
zunächst sollte man sich fragen, ob man nicht zuerst damit beginnen sollte, die eigenen Schwächen abzulegen. Also damit
aufhören sollte, Dinge falsch zu machen.

Machen Sie sich mit Ihrem Broker vertraut

Ein Tradingkonto ist sehr schnell eingerichtet und kapitalisiert. Hat man dies erst erledigt, dann kann man mit dem Trading beginnen. Man muss nur noch die Software starten und dann kann es losgehen. Dabei ist es ganz unerheblich, ob man mit einer Online-Applikation oder mit Software arbeitet, die erst heruntergeladen werden muss. Wichtig ist, dass man sich mit der Software vertraut macht. Wo findet man welche Kurse? Wie wähle ich die passende Orderart aus? Lassen sich Orders miteinander verknüpfen (diese Frage sollte man bereits geklärt haben, bevor man ein Konto eröff net)? Wie erreiche ich meinen Broker, wenn ich keine Internetverbindung habe bzw. diese gerade unterbrochen ist? Wenn man diese Fragen nicht beantwortet, dann wird es sehr schwer. Man tritt beim Trading immer noch gegen die Besten der Welt an. Trainiert werden kann nur per Papertrading, oder aber mit sehr kleinen Positionsgrößen. Ich persönlich halte nicht viel von Papertrading. Um sich mit der Software vertraut zu machen, sollte man echte Orders durchführen. Das kostet einen zwar anfangs einige Euro, verhindert aber, dass man in einer zukünftigen Situation mit normalen Positionsgrößen in eine Stresssituation kommt, die sehr viel teurer werden kann. Dieser Fehler lässt sich vermeiden.

Bleiben Sie im Spiel

Der Tradingpsychologe Van K. Tharp wird nicht müde zu sagen, dass die Hauptaufgabe beim Trading darin besteht, dass man im Spiel bleibt. Was er damit meint ist, dass man mit einer einzelnen Position niemals zu viel Kapital riskieren sollte. Je nach Kontogröße und Handelsfrequenz hält er Positionsgrößen zwischen 0,5 % und 2,0 % für vernünftig.

Meiner Meinung nach ist für private Trader mit durchschnittlicher Kontogröße ein Einzelpositionsrisiko von 1,0 % sehr passend. Das hört sich anfangs wenig an. Da man jedoch von relativen Zahlen spricht, kann sich der absolut riskierte Betrag bei anhaltendem Erfolg sehr schnell vergrößern.
Der Einstieg ist nicht alles

Viele Anfänger sind auf der Suche nach dem Heiligen Gral. Wenn Sie gefragt werden, was sie darunter verstehen, dann lautet die Antwort meist: „Ich will wissen, wann erfolgreiche Trader einsteigen!“.

Ganz abgesehen davon, dass es den Heiligen Gral an der Börse nicht gibt, ist es auf jeden Fall auszuschließen, dass alleine der Einstieg über Erfolg oder Misserfolg den Ausschlag gibt. Er ist ein wichtiger Teil einer Strategie, aber auch nicht mehr. Isoliert betrachtet kann er keine Auskunft darüber geben, wie gut ein System tatsächlich arbeitet. Vielmehr macht es Sinn sich selbst einen Plan zu erstellen, der zu den eigenen Eigenschaften passt. Dazu gehören unter anderem eine Einstiegsstrategie, eine Exitstrategie, das Setzen von Stopp-Losses, Money Management generell und das Führen eines Tagebuchs. Wenn man diese Punkte in seinen Tradingplan aufgenommen hat, dann ist man schon sehr weit.

Gewinne laufen lassen…

Wie wichtig es ist, dass man seine Verluste begrenzt, habe ich bereits angesprochen, als es darum ging im Spiel zu bleiben. Doch nicht nur das disziplinierte Setzen und Einhalten von Stopp-Losses ist ein ganz ausschlaggebender Faktor beim Trading, sondern auch das Laufenlassen von Gewinnen. Je nachdem auf welcher Zeitebene Sie arbeiten, werden sich die Handlungsmöglichkeiten hierbei reduzieren. Wenn Sie beispielsweise Daytrader sind, und das Kursziel eines Trades erreicht wird, dann könnten Sie sich dazu entschließen, den Stopp-Loss nachzuziehen (und damit zumindest einen Teil des Buchprofits zu fixieren), die Position aber weiterlaufen zu lassen. Am Ende des Handelstages sollte die Position dennoch geschlossen werden.

Im Intradaybereich arbeitet man gerne mit sehr großen Positionen, die zum Teil auch durch beeindruckende Hebel zu Stande kommen. Hält man die Position dann übernacht, kann es zu bösen Überraschungen kommen. Besonders aktuell neigen die Finanzmärkte sehr stark zur Bildung von Kurslücken.

Hat man einen längerfristigen Handelsansatz, ist man also Swing- oder Positiontrader (ich blende Investoren hier bewusst aus), dann sind Übernachtpositionen nichts Außergewöhnliches. Und deshalb ist man an jenem Handelstag, an dem das Kursziel erreicht wird, auch nicht dazu gezwungen die Position glattzustellen. Man sollte sich aber dennoch die Frage stellen, ob es nicht vielleicht sinnvoll ist, den Stopp-Loss lediglich auf ein vernünftiges Niveau nachzuziehen und die Position nicht gleich zu schließen.

Was ist ein vernünftiges Niveau?

Diese Frage kann nur in Abhängigkeit der aktuellen Marktlage beantwortet werden. Aktuell ist die Volatilität sehr hoch. Das ist für Daytrader natürlich sehr angenehm (vor allem, wenn man ungehebelt tradet), für Swingoder Positiontrader aber nicht zwangsweise positiv. Man sollte einer Position immer genug Platz zum Atmen geben. Tut man das nicht, dann bringt man sich um tolle Chancen. Ich bin mir sicher, dass Sie schon einmal knapp (aber doch) ausgestoppt wurden, und dieser Wert danach begann sich in die von Ihnen gewünschte Richtung zu bewegen. Diese Chance hat man dann leider verpasst. Um diesen Fall nicht zur Regel werden zu lassen, sollte man nicht zu gierig sein, was das Nachziehen von Stopp-Losses betrifft, diese also nicht zu eng setzen. Natürlich kann man die Position aber auch bei Kurszielerreichung schließen.

Das Vermeiden von Fehlern kann sehr profitabel sein.

Michael J. Plos

Der Artikel wurde im Tradersjournal veröffentlicht: http://www.tradersjournal.de

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