Kommentar
09:30 Uhr, 16.11.2011

Langsameres globales Wirtschaftswachstum 2012, dann erneuter Aufschwung

Der globale Aufschwung, der Mitte 2009 einsetzte, muss jetzt seine erste Bewährungsprobe bestehen. Der Abschwung in den USA, eine drohende Rezession in der EU und die Doppelkrise der Eurozone und des Bankensektors beschwören die Gefahr eines Double Dip herauf.

Zwei Pfeiler der Weltwirtschaft weisen jedoch robuste Rahmendaten auf: Die Schwellenländer auf der Nachfrageseite und auf der Angebotsseite die Unternehmen außerhalb des Finanzsektors. Ein weltweiter Double Dip sollte daher zu vermeiden sein.

Unser Basisszenario geht davon aus, dass sich das Weltwirtschaftswachstum 2012 auf drei Prozent verlangsamen wird, um 2013 dann wieder anzuziehen. In den USA beschränken sich die geldpolitischen Möglichkeiten auf eine weitere quantitative Lockerung, die allerdings die Inflation in den Schwellenländern anheizen könnte. Die US-Verbraucher werden eine eher untergeordnete Rolle spielen, da Schuldenabbau derzeit Vorrang vor Ausgaben hat. Dank der höheren privaten Sparquote sollte der Schuldenabbau bis spätestens 2014 abgeschlossen sein. In der Eurozone hingegen könnten die politischen Entscheidungsträger durchaus mit der Einführung von Euro-Bonds auf die nächste akute Krise reagieren; sicher ist das allerdings nicht. Die hohe Volatilität wird vorerst anhalten, noch verstärkt durch die Umsetzung von Basel III und die Solvabilität-II-Richtlinien.

Im Hinblick auf die Nachfrage wird das Wachstum vor allem durch die Entwicklung - Infrastruktur, Lohneinkommen und Konsumausgaben - in den Schwellenländern, vor allem Asien, angetrieben. Ein weiterer Faktor ist der globale Investitions-Zyklus, der mit hoher Dynamik voranschreitet.

Auf der Angebotsseite wird das Wachstum vor allem von folgenden Faktoren angetrieben: Die Schwellenländer holen produktivitätsmäßig auf, Kapital wird aus dem Finanzsektor hin zu den innovativsten Unternehmen umgeschichtet und es gibt eine Vielzahl wissenschaftlicher und technischer Neuerungen, die noch nicht die Märkte erreicht haben.

Sobald der globale Aufschwung wieder an Dynamik gewinnt, werden die Umwälzeffekte der expansiven amerikanischen Geldpolitik erneut die Inflationsentwicklung weltweit anheizen. Wenn auch eine bleibende Teuerung unwahrscheinlich ist, so wird die Inflationsentwicklung volatiler verlaufen als in früheren Zyklen. Während die Inflation weltweit steigt, werden sich Fed und BoE als toleranter gegenüber wachsenden Inflationszahlen zeigen als die EZB. Daher könnten sich gemäßigte Teuerungsraten im Dollar-Raum sowie in den Schwellenländern allgemein in hohe Inflationszahlen verwandeln. Im Euroraum werden dagegen eine frühzeitige fiskalische Straffung sowie eine wenig flexible Geldpolitik ein deflationäres Umfeld begünstigen.

Autor: Eric Chaney, Chefvolkswirt der AXA-Gruppe und Leiter Research bei AXA Investment Managers

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