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09:37 Uhr, 08.07.2013

Langfristiges Ertragspotenzial von Schwellenländeranleihen weiterhin groß

Frankfurt (BoerseGo.de) – Die Experten von J.P. Morgan Asset Management sehen trotz der gestiegenen Volatilität langfristig weiterhin positives Ertragspotenzial für Schwellenländeranleihen: „Wir befinden uns derzeit in einer Übergangsphase“, betont Pierre Yves Bareau, Leiter des globalen Teams für Schwellenländer-Anleihen bei J.P. Morgan Asset Management. „Die Anleger setzen sich nach der Bemerkung des US-Notenbankchefs Bernanke zum potenziellen Ende der quantitativen Lockerung mit dem Abzug der überschüssigen Liquidität und den damit verbundenen Anlageimplikationen auseinander. Märkte reagieren auf solche Veränderungen üblicherweise mit einer verstärkten Volatilität“, erläutert er die aktuell turbulente Zeit. Allerdings gibt Bareau zu bedenken, dass die US-Notenbank nicht die einzige Quelle quantitativer Lockerung ist: Sowohl die Bank of Japan als auch die Bank of England pumpen weiterhin sehr viel Liquidität ins System.

Dass von den Spekulationen über den künftigen Kurs der US-Notenbank die Schwellenmärkte unverhältnismäßig stark betroffen waren, führt Bareau auf die Angst vor weiteren Abflüssen zurück. Vermeintlich hätten die Emerging Markets am stärksten von der extrem lockeren US-Geldpolitik der letzten Jahre profitiert. So bleiben Abflüsse aus den Anleihen der Schwellenländer ein zentrales Risiko: „Wir schätzen, dass der Anlageklasse seit Jahresbeginn insgesamt rund 29 Milliarden US-Dollar zugeflossen sind, wobei diese Zahl nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass sich die Zuflüsse in den letzten Wochen bereits um sieben Milliarden US-Dollar reduziert haben. Wir gehen davon aus, dass in der Mehrzahl kurzfristig orientierte Anleger für diese Abflüsse verantwortlich sind. Gleichzeitig bauen derzeit institutionelle Anleger ihre Positionen aus, um die attraktiveren Einstiegslevels auszunutzen und die Diversifikation innerhalb ihrer Rentenportfolios zu erhöhen“, erklärt Bareau.

Laut Bareau hat sich der Index für Schwellenländer-Staatsanleihen in US-Dollar seit Jahresbeginn am schwächsten entwickelt, aber auch der Lokalwährungsindex schnitt schwach ab. Bei letzterem ist dies sowohl auf die Währungsschwäche als auch auf einen Anstieg der Renditen zurückzuführen. Bei den 10-jährigen Staatsanleihen verzeichnete beispielsweise Brasilien einen Anstieg um 313 Basispunkte, die Türkei um 180 Basispunkte und Indonesien um 168 Basispunkte. Währungsseitig wertete seit Jahresbeginn der Südafrikanische Rand um 16 Prozent, der Brasilianische Real um 9 Prozent und die Türkische Lira um 7 Prozent gegenüber dem US-Dollar ab. Darüber hinaus ist die Liquidität am Markt derzeit recht gering, wodurch die Marktbewegungen noch verstärkt werden – wobei zu jedem Zeitpunkt sowohl Kauf- als auch Verkaufskurse gestellt wurden.

Die Wachstumserwartungen von Industrieländern und Schwellenländern gehen derzeit auseinander – während sich das Wachstum der Schwellenmärkte verlangsamt, legen die Industrieländer zu. Dennoch sprechen die absoluten Wachstumsraten nach wie vor deutlich für die Emerging Markets. So wird noch immer erwartet, dass das durchschnittliche Wachstum in den Schwellenländern im Jahr 2013 4,8 Prozent und im Jahr 2014 5,2 Prozent betragen wird (Quelle: J.P. Morgan, 14. Juni 2013). Und die Verbesserung in den Industrieländern wird den exportorientierten Schwellenländern zugutekommen. Pierre-Yves Bareaus Fazit: „Im weiteren Jahresverlauf rechnen wir mit positiven, einstelligen Renditen in jedem Schwellenländer­­anleihen-Segment. Diese sollten aus der höheren laufenden Rendite und einer Einengung der Spreads sowohl bei Staats- als auch bei Unternehmensanleihen in Hartwährung resultieren. Lokal­währungsanleihen bieten zusätzlich langfristiges Ertragspotenzial aus der Aufwertung der Währungen sowie kurzfristig Zusatzerträge aus fallenden Renditen. Unserer Meinung nach ist dies ein attraktiver Einstiegszeitpunkt für langfristig ausgerichtete Anleger, wobei kurzfristig weiter mit Volatilität zu rechnen ist. Wir erwarten bis Jahresende positive Erträge von ungefähr 6 Prozent.“

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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