Fundamentale Nachricht
14:34 Uhr, 23.05.2014

Langfristig besteht Hoffnung für die russische Wirtschaft

Die niedrigen Bewertungen signalisieren Potenzial für eine Neubewertung, wenn sich die politischen Spannungen im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise wieder lösen, meint Peter Szopo, Russland-Experte der Erste Asset Management.

Wien (BoerseGo.de) - 2014 wird kein gutes Jahr für die russische Wirtschaft. Der Abschwung, der sich schon im vergangenen Jahr andeutete, könnte sich als Folge der Ukraine-Krise in eine echte Rezession verwandeln. Stärker als unter den Sanktionen leidet die russische Wirtschaft in zunehmendem Maße unter der der massiven Kapitalflucht, hohen Zinsen und einer Verlangsamung der Inlandsnachfrage. Dennoch sieht Peter Szopo, Russland-Experte der Erste Asset Management, langfristig Chancen für Anleger. „Es ist kurzsichtig anzunehmen, dass russische Aktien nun für immer auf ihrem derzeit niedrigen Bewertungsniveau verharren: Es gibt eine realistische Chance auf eine konjunkturelle Erholung noch in diesem oder im kommenden Jahr, getrieben durch einen schwächeren und damit wettbewerbsfähigeren Rubel, mögliche fiskalische Anreize der russischen Regierung und eine stärkere Weltwirtschaft“, erklärt Szopo.

Die derzeit negativen Auswirkungen auf die russische Wirtschaft erfolgen laut Szopo vor allem über die Finanzmärkte: So habe sich der Rubel gegenüber dem Währungskorb US-Dollar/Euro im Vergleich zum Vorjahr um fast 7 Prozent abgeschwächt. Zum anderen setzten die fallenden Börsenkurse der Wirtschaft zu: Die russische Börse verlor in US-Dollar gemessen 14 Prozent an Wert seit Jahresbeginn. Im Vergleich dazu entwickelte sich der MSCI Emerging Markets Index seitwärts. Außerdem lasteten der Anstieg der Renditen mit einer Verschiebung der Zinskurve um 250 bis 300 Basispunkte seit Jahresbeginn und der Kapitalabfluss von mehr als 50 Milliarden Dollar allein im ersten Quartal 2014 auf der russischen Wirtschaft. „Darunter wird vor allem der Unternehmenssektor – zumindest kurzfristig – leiden“, so Szopo. „Mit steigenden Zinsen und fallenden Aktienkursen verlieren Anleihen und Aktien, die beiden Hauptinstrumente für die Unternehmensfinanzierung, für Investoren gleichermaßen an Attraktivität.“

Der massive Bewertungsabschlag, den es bereits vor dem Ausbruch der Ukraine-Krise gegeben hat, hat sich noch verstärkt. Derzeit notieren die russischen Aktien nur noch mit dem viereinhalbfachen ihres Gewinns, was einem Abschlag von 60 Prozent gegenüber der Vergleichsgruppe der Emerging-Markets-Börsen entspricht. Die Dividendenrendite beträgt in Russland vier Prozent und liegt damit fast 50 Prozent über dem Vergleichswert der Schwellenländermärkte. „Die niedrigen Bewertungen allein werden keinen Umschwung auslösen, aber sie deuten auf das Potenzial für eine Neubewertung des Marktes hin, wenn sich die politischen Spannungen im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise wieder lösen“, betont Szopo.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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