Kursrutsch vor dem Wochenende: Das sind die Gründe!
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Was für ein Wochenabschluss: Alle wichtige US-Indizes haben sich mit einem Tagesverlust von mehr als drei Prozent ins Wochenende verabschiedet. Besonders deutlich fielen die Kursverluste bei Wachstums- und Technologiewerten aus, die in der Regel besonders negativ auf steigende Zinsen reagieren.
Konkret waren drei Gründe für den Kursrutsch verantwortlich:
- In seiner mit Spannung erwarteten Rede auf dem Fed-Symposium in Jackson Hole hat US-Notenbankchef Jerome Powell weitere deutliche Zinserhöhungen angedeutet. "Die Wiederherstellung der Preisstabilität wird wahrscheinlich die Fortsetzung einer restriktiven Geldpolitik für einige Zeit notwendig machen", sagte Fed-Chef Powell. Die Fed werde an ihrem Kurs festhalten, auch wenn dies eine längere Phase des Wachstums unter dem Trend, eine Abschwächung auf dem Arbeitsmarkt und einige wirtschaftliche Schmerzen für Haushalte zur Folge haben werde, deutete der Notenbankpräsident an. Der Rückgang der Inflation im Juli sei zwar willkommen, aber nicht ausreichend dafür, dass die Fed sicher sein könne, dass sich die Inflation wirklich in Richtung zwei Prozent bewege, so Powell. Das Ausmaß der Zinserhöhung im September hänge von der Gesamtheit der Wirtschaftsdaten ab, die bis dahin gemeldet werden. Es könnte im September erneut ein "außergewöhnlich großer" Zinsschritt notwendig sein, sagte Powell. Die Märkte preisen nach der Rede mit einer Wahrscheinlichkeit von 61 Prozent ein, dass die Fed den Leitzins im September zum dritten Mal in Folge um 75 Basispunkte (0,75 Prozentpunkte) anheben wird (Quelle: CME FedWatch Tool). Der Leitzins läge dann in einer Spanne von 3,00 bis 3,25 Prozent. Bis zum ersten Quartal 2023 dürfte der Leitzins den aktuellen Erwartungen zufolge auf eine Spanne von 3,75 Prozent bis 4,00 Prozent steigen.
- Auch in der Eurozone könnte die Geldpolitik schneller gestrafft werden, als dies bisher erwartet wurde. Nachdem beim EZB-Zinsentscheid am 27. Juli die Leitzinsen um 50 Basispunkte angehoben wurden, könnte beim nächsten Zinsentscheid am 8. September auch eine Erhöhung um 75 Basispunkte auf dem Programm stehen. Das österreichische EZB-Ratsmitlied Robert Holzmann sagte in einem ebenfalls in Jackson Hole geführten Bloomberg-Interview, dass aus seiner Sicht ein Zinsschritt um 0,5 Prozentpunkte im September das Minimum sei und auch eine Anhebung um 0,75 Prozentpunkte diskutiert werden solle. Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Reuters bereits von mehreren namentlich nicht genannten EZB-Ratsmitgliedern berichtet, die dafür plädieren, dass angesichts der hohen Inflation eine Anhebung um 75 Basispunkte zumindest diskutiert werden sollte.
- Neben der Aussicht auf schneller steigende Leitzinsen hat sich zuletzt auch die technische Lage an den US-Börsen wieder eingetrübt. So war der S&P 500 Index am 16. August daran gescheitert, über die einfache 200-Tage-Linie (SMA 200) zu klettern. In der Folge war es zu einer erneuten Abwärtsbewegung gekommen, deren Tief durch den gestrigen Kursrutsch noch einmal unterschritten wurde. Das Scheitern des S&P 500 am SMA 200 erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei der Kurserholung seit Mitte Juni nur um eine Bärenmarktrally gehandelt hat.
Übergeordnet dürften die Inflations- und Zinsängste in den kommenden Wochen bestimmend bleiben, insbesondere im Vorfeld der Zinsentscheide am 8. September (EZB) bzw. dem 21. September (Fed).
Der gestrige Handelstag verdeutlicht einmal mehr das Dilemma, in dem sich die Notenbanken derzeit befinden: Um die hohe Inflation wirklich abzubremsen und wieder deutlich in Richtung des Zwei-Prozent-Ziels zu bewegen, muss die Geldpolitik wohl so stark gestrafft werden, dass es dadurch zu einem Austrocknen der Liquidität an den Finanzmärkten und einer Vollbremsung der Wirtschaft kommen könnte. Dabei besteht die Möglichkeit, dass die bisher eingepreisten Zinserhöhungen bis auf rund vier Prozent in den USA die Inflation nicht ausreichend reduzieren werden und der Leitzins im kommenden Jahr sogar noch deutlich stärker angehoben werden muss.
Die Entwicklung der Inflation bleibt damit auch in den kommenden Monaten entscheidend für die Aussichten am Aktienmarkt. Bleibt die Inflation hoch, bedeutet das weitere schmerzliche Zinsschritte der Notenbanken. Andererseits könnte ein deutlicher Rückgang der Inflation den Weg frei machen für ein Ende der Zinserhöhungen im ersten Halbjahr 2023, wie dies aktuell auch noch von den Finanzmärkten erwartet wird.
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