Kommentar
11:57 Uhr, 08.09.2009

Kurskorrektur - aber keine Trendwende

Auch die vergangene Handelswoche war von überwiegend positiven Konjunkturdaten geprägt. Während es an den Aktienmärkten jedoch zu Gewinnmitnahmen kam, war der europäische Rentenmarkt von den Ausführungen der Europäischen Zentralbank gut unterstützt. Risikopapiere tendierten hingegen verhalten.

Aktienmärkte tendieren schwächer

Der Höhenflug an den Aktienmärkten wurde in der Vorwoche zunächst gestoppt. Alle bedeutenden Indizes schlossen im Minus. Damit scheint der September seinem Ruf als schwacher Börsenmonat wieder einmal gerecht zu werden. Die Kursverluste fanden dabei vor dem Hintergrund überwiegend freundlicher Konjunkturzahlen statt. Zu nennen sind hier in erster Linie die Einkaufsmanagerindizes aus der Industrie. In den USA lag der ISM-Index erstmals seit eineinhalb Jahren wieder über der 50-Punkte-Marke, welche als Trennlinie zwischen schrumpfender und wachsender Wirtschaft gilt. Auftragslage und Lagerbestände sprechen zudem für einen weiteren Anstieg. In China und Japan lagen die entsprechenden Werte bei 54,0 und 53,6 Punkten.

Obwohl der am Freitag veröffentlichte US-Arbeitsmarktbericht mit einem Abbau von 210.000 Stellen und einem Anstieg der Arbeitslosenquote auf 9,7 Prozent - dem höchsten Stand seit Anfang der 80er Jahre - auf den ersten Blick nicht gerade vertrauensfördernd war, steckten ihn die Aktienmärkte relativ gut weg. Wohlwollend zur Kenntnis genommen wurde vor allem die Tatsache, dass der Beschäftigungsabbau spürbar an Tempo verliert. Zudem war ein leichter Anstieg der Stundenlöhne zu vermelden. Das Schlimmste scheint auch hier vorbei zu sein. Die Zeichen stehen damit weiter aufKonjunkturerholung.

Kurskorrektur - aber keine Trendwende

Die jüngsten Verluste an den Aktienmärkten markieren deshalb aus unserer Sicht auch keine Trendwende, sondern eine Korrektur nach der vorangegangenen Kursrallye. Die stärksten Verluste mussten in der zurückliegenden Woche konjunktursensible Aktien, sogenannte Zykliker, hinnehmen. Überdurchschnittlich betroffen waren zudem Aktien mit geringer Marktkapitalisierung (Small Caps) und Substanzwerte (Value-Aktien). Unter den Sektoren schnitt vor allem der Finanzbereich, der zuvor stark reüssiert hatte, schwach ab.

Im Deutschen Aktienindex mussten Stammaktien von Volkswagen die mit Abstand höchsten Verluste hinnehmen. Viele Marktteilnehmer befürchten, dass VW Stämme schon bald aus dem Index fallen könnten, da der Streubesitzanteil unter die erforderliche Quote von zehn Prozent sinkt. Nach dem Einstig von Katar liegt diese nur noch bei 20 Prozent. Sollte das Emirat jedoch seine übrigen Optionsrechte einlösen, würde die 10-Prozent-Quote unterschritten. Wann das der Fall sein wird, ist indes noch offen.

EZB hält expansive Geldpolitik bei

Die Europäische Zentralbank hält nach einer Erklärung ihres Präsidenten Jean-Claude Trichet an einem unveränderten Leitzins von einem Prozent fest. Auch zum kommenden Einjahrestender wurden die mit Spannung erwarteten Details bekanntgegeben. Der EZB-Rat entschied hierbei, den Tender im September ohne Aufschlag auf den Refinanzierungssatz von einem Prozent sowie mit unbegrenzter Zuteilung anzubieten. Die EZB stellt damit weiterhin sicher, dass das europäische Bankensystem mit ausreichend Liquidität versorgt wird. Zudem soll durch diese Maßnahme die Kreditvergabe der Banken gefördert werden. Darüber hinaus kommunizierte die EZB ihre neuen Projektionen. Die Inflation für das laufende sowie das kommende Jahr wird auf 0,2 bis 0,6 Prozent sowie auf 0,8 bis 1,6 Prozent jeweils leicht erhöht. Ebenso erhöhte sich die Einschätzung zum Bruttoinlandsprodukt leicht. Für das kommende Jahr gehen die Zentralbanker vor einer Veränderung zwischen - 0,5 bis + 0,9 Prozent (vormals -1,0 bis +0,4) aus.

Ferner zeigt die geldpolitische Analyse der EZB auf, dass sowohl Geldmengen- als auch Kreditwachstum weiterhin abnehmen. Die Kredite an den privaten Sektor sind im Juli deutlich gesunken und markieren damit den tiefsten Stand seit 1999. Bezüglich der Exit-Strategie, also der Umkehr der derzeit expansiven Geldpolitik unter Hilfe unkonventioneller Maßnahmen, ließ sich die EZB jedoch nicht aus der Reserve locken. Zusammengefasst hat die Zentralbank auf die sich zunehmend verbessernden Konjunkturdaten reagiert und dabei sowohl Wachstums- als auch Inflationsprojektionen nach oben korrigiert. Allerdings wurde dabei auf einen verbleibenden hohen Unsicherheitsfaktor hinsichtlich des wirtschaftlichen Aufschwungs verwiesen.

Die Auswirkungen auf den Rentenmarkt blieben, was längere Laufzeiten betrifft, weitgehend unverändert. Die Renditen 10jähriger Bundesanleihen gingen in der vergangenen Woche nochmals einen Basispunkt auf 3,24 Prozent zurück. Damit zeigte sich der Rentenmarkt von der EZB-Zinsentscheidung gut unterstützt. Weitaus positiver reagierte hingegen der kurze Bereich der Zinsstrukturkurve. Die Preise zweijährige Papiere konnten sich im Vergleich zu längeren Laufzeiten stärker zulegen. Die Renditekurve nahm damit im Bereich zwischen zwei und zehn Jahren im Wochenvergleich einen steileren Verlauf an.

Papiere mit Risikoaufschlag verhalten

Während Staatsanleihen letztlich gut unterstützt die Woche beendeten, verzeichneten Risikotitel eine eher zurückhaltende Entwicklung. Bei Papieren der Euroland-Peripherie kam es dabei zu Spreadausweitungen, die sich speziell bei griechischen Papieren deutlich auswirkten. Auch Italien und Irland verbuchten erhöhte Zuschläge. Im Unternehmensanleihesegment reagierten vor allem die Indizes auf die zunehmende Volatilität der Aktienmärkte teilweise mit Schwäche, was sich jedoch nur abgemildert auf die Anleihen auswirkte. Auf Indexebene (Merrill Lynch) verzeichneten im Wochenvergleich europäische Unternehmensanleihen sogar weitere leichte Spreadeinengungen über sechs auf 204 Basispunkte. Etwas Belebung erfuhr in der ersten Septemberwoche der Neuemissionsmarkt. Hier waren sowohl mit Peugeot als auch Renault sowie dem französische Versorger EDF wieder prominente Firmen am Markt. Trotz abnehmender Prämien blieb die Nachfrage nach Neuemissionen weiterhin unverändert hoch. Schlechte Nachrichten gab es hingegen für die Deutsche Lufthansa. Die sehr bekannte Adresse wurde vergangene Woche von der Ratingagentur Moodys in das High-Yield-Segment herabgestuft, was für den Markt jedoch keine Überraschung darstellte. Die Anleihen der Emerging Markets folgten der Konsolidierung der Aktienmärkte und tendierten mit leicht ansteigenden Risikoaufschlägen. Neuemissionen aus Abu Dhabi waren zwar überzeichnet, boten aber nur marginale Zeichnungsgewinne.

Ausblick

Während am heutigen Feiertag (Labour Day) noch die US-Börsen geschlossen sind, stehen in den kommenden Tage nur vergleichsweise wenige wichtige Daten an. Neben dem Beige-Book der FED zur Konjunkturentwicklung dürften die US-Handelsbilanz für Juli sowie das Verbrauchervertrauen, ermittelt von der Universität Michigan, im Mittelpunkt des Interesses stehen. Darüber hinaus werden auch in der laufenden Woche wieder mehrere Treasury-Auktionen durch das US-Schatzamt durchgeführt. Am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag stehen dann die 3-, 10- sowie 30-jährigen Papiere zur Versteigerung an. In Deutschland sind am heutigen Montag die Auftragseingänge sowie am Dienstag die Daten zur Industrieproduktion von Interesse.

Quelle: Union Investment

Gegründet im Jahr 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 144,2 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. Dezember 2008, davon 91 Milliarden Euro in Publikumsfonds. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4,6 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen