Kommentar
15:03 Uhr, 29.01.2008

Kurseinbruch in der vergangenen Woche

Eine turbulente Handelswoche liegt hinter uns. Starke Nerven waren gefragt, denn sowohl heftige Verkaufswellen als auch kräftige Erholungsbewegungen durchzogen die internationalen Aktienmärkte. Vor allem Rezessionsängste in den USA belasteten das Geschehen. Wieder einmal eilte die US-Notenbank den Märkten zu Hilfe und sorgte mit einer weiteren Leitzinssenkung für Entspannung. Aber auch das konjunkturelle Hilfspaket der Regierung stützte zwischenzeitlich das Geschehen.

Heftige Kursverluste zum Wochenauftakt

Die Berichtswoche wurde gleich zu Beginn mit einem Paukenschlag eröffnet. Während die US-Märkte aufgrund des Martin Luther King Feiertages am Montag geschlossen blieben, begaben sich die Märkte in Europa, Japan und Asien auf Talfahrt. Es kam zu überaus heftigen Kursrückschlägen, die im DAX sowie DJ Euro Stoxx 50 zu einem Tagesverlust von jeweils gut sieben Prozent, im Nikkei Index und im MSCI Index Far East (ex Japan) zu jeweils rund vier Prozent führten. Wachsende Befürchtungen, dass die US-Konjunktur in eine Rezession abgleitet und damit das Weltwirtschaftswachstum beeinträchtigt, waren einer der wesentlichen Gründe dieser Verkaufswelle. Hinzu kam die anhaltende Unsicherheit über die weitere Entwicklung im Bankensektor. Die Verlustausweise von Citigroup und Merrill Lynch wirkten noch nach.

Hatten Marktteilnehmer gehofft, dass sich die Situation am Dienstag beruhigt, so wurden sie zunächst enttäuscht. Zu den Konjunkturängsten gesellten sich nun noch Sorgen um US-Kreditversicherer (Monoliner), denen im Zuge der Subprime-Krise ebenfalls erhebliche Schieflagen drohten. Vor diesem Hintergrund ging es an den Börsen weiter abwärts. Der Nikkei Index ließ zusammen mit den asiatischen Aktienmärkten aufgrund der Zeitverschiebung bereits am Morgen für die Eröffnung in Europa nichts Gutes ahnen. Mit einem Rückschlag von nahezu sechs Prozent musste der japanische Blue-Chip-Index seinen größten Tagesverlust seit den Attacken vom 11. September 2001 hinnehmen. Aber auch aus Asien kamen Hiobsbotschaften. Hier büßte der MSCI Index Far East (ex Japan) knapp sieben Prozent seines Wertes ein. In Indien war der Handel sogar vorübergehend ausgesetzt worden. Mit diesen Vorgaben starteten die europäischen Börsen ihre eigene Talfahrt, bis die Meldung einer weiteren Leitzinssenkung der FED für Entspannung sorgte.

FED mit außerplanmäßiger Zinssenkung

Mit einer außerturnusmäßigen Leitzinssenkung von 75 Basispunkten eilte am Dienstag die US-Notenbank den Märkten zu Hilfe. Vor allem das Ausmaß überraschte, denn die letzte Rücknahme um mehr als 50 Basispunkte fand 1984 statt. Während in Europa die Anleger aufatmeten und die Kurse vorsichtig nach oben tendierten, blieb Wall Street zunächst nervös. Ben Bernanke hatte von einer spürbaren Verschlechterung der Aussichten für die US-Konjunktur gesprochen.

Letztendlich jedoch sorgte die Zinsmaßnahme auch an den US-Märkten für deutliche Entspannungen, zumal Ende des Monats eine weitere Senkung erwartet wird. Im Gefolge kam es weltweit zu kräftigen Erholungstendenzen, denn auch Präsident Bush und führende Vertreter des Kongresses hatten sich auf Eckpunkte des bereits avisierten milliardenschweren Programms zur Ankurbelung der amerikanischen Wirtschaft geeinigt.

Nur kurzlebige Erholung

Das Aufatmen hielt jedoch nur zwei Tage an. Zum Wochenschluss nahm die Furcht vor einer Rezession in den USA erneut Gestalt an und beiderseits des Atlantiks drifteten die Märkte wieder abwärts. Damit war gerade für die europäischen Börsen eine sehr verlustreiche Handelswoche zu Ende gegangen. Hier war der wohl größte Betrugsskandal in der Finanzgeschichte als zusätzliches Minus zu Buche geschlagen. So hatte ein einzelner Händler der französischen Großbank Société Générale durch fingierte Sicherungsgeschäfte dem Institut einen Verlust von fast fünf Mrd. Euro beschert.

Die US-Börsen hingegen profitierten vom Feiertag. Trotz der Turbulenzen und des kräftigen Freitagsverlustes von gut 170 DJIA-Punkten tendierten sie im Wochenvergleich relativ stabil. Der DJIA konnte sogar einen leichten Wochengewinn verzeichnen. Als hilfreich erwiesen sich unter anderem erfreuliche Quartalsberichte. Nachdem zunächst die Zahlen von Apple enttäuschten, hatte Qualcomm mit einem ermutigenden Ausblick die Stimmung wieder verbessert. Auch die über den Erwartungen liegenden Ergebnisse von Xerox sowie die Anhebung der Jahresprognose bei Lockheed Martin sorgten für Erleichterung.

Erfreulich entwickelte sich am Freitag der Nikkei Index, der gut vier Prozent zulegte und so sein Wochenergebnis noch retuschieren konnte. Doch bereits am heutigen Montag musste der Gewinn eins zu eins wieder abgegeben werden. Neben Befürchtungen, dass die für die japanische Wirtschaft so wichtige US-Konjunktur in die Rezession gleitet, waren es vor allem enttäuschende Ergebnisse japanischer Unternehmen, die einen Verlust im Nikkei Index von rund 540 Punkten hervorriefen. Auch die asiatischen Börsen starteten die neue Handelswoche bei einem Tagesverlust im MSCI Index Far East (ex Japan) von über drei Prozent mit negativem Vorzeichen.

Ausblick

Neben einer Fülle von Quartalsergebnissen werden in dieser Handelswoche wichtige Konjunkturdaten in den USA erwartet. Die ungeteilte Aufmerksamkeit der Anleger wird aber vor allem die FED-Sitzung finden.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 163,4 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. März 2007. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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