Krise nimmt zu - Krisenmaßnahmen verschärfen sich - Deflation im Finanzsektor nimmt zu!
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Erwähnte Instrumente
Der Euro eröffnet heute bei 1.3600, nachdem in Fernost Tiefstkurse bei 1.3590 markiert wurden. Der USD notiert gegenüber dem JPY deutlich leichter bei 103.30. "Carry-Trades" stehen unter massivem Druck. EUR-JPY stellt sich auf 140.50, während EUR-CHF bei 1.5450 oszilliert.
Dieser Kommentar erscheint täglich auf der Devisenseite : www.godmode-trader.de/devisen
In der aktuellen Phase spielen Wirtschaftsdaten eine untergeordnete Rolle. Diesbezüglich widmen wir uns den Daten am Ende des Reports.
Die globale Finanzkrise verschärft sich und entwickelt in dieser Phase eine Deflationstendenz im Finanzsektor. Aktienmärkte verlieren markant an Boden, "Carry-Trades" implodieren, Rohstoffpreise sinken und selbst Edelmetalle, Aktiva ohne Fehl und Tadel, kommen unter Abgabedruck.
Politik und Zentralbanken haben sich in den vergangenen Monaten verstärkt mit dem Phänomen dieser stärksten Finanzkrise seit 1929 auseinander gesetzt. In der Folge kommt es zu zuvor nie dagewesenen Interventionen, um die Funktionalität der Finanzmärkte zu alimentieren und damit die Folgen für die globale Realwirtschaft so gering wie möglich zu halten.
Fassen wir die jünsgten Maßnahmen der letzten Tage zusammen:
Das Rettungspaket in Höhe von 700 Mrd. USD ist vom Repräsentantenhaus mit einer Mehrheit von 261 gegen 171 Stimmen genehmigt worden.
Das Rettungspaket 2.0 für die Hypo Real Estate wurde gestern nach zähen Verhandlungen in einem Umfang von 50 Mrd. Euro vereinbart.
Der Deutsche Staat garantiert für alle deutschen Spareinlagen und Einlagen auf Girokonten in einem Gesamtvolumen von 568 Mrd. Euro. Österreich und Dänemark haben sich für identische Lösungen entschieden.
Die Regierungsspitzen Frankreichs, Deutschlands, Großbritanniens und Italien haben sich bei einem Treffen in Paris am Wochenende darauf verständigt, die Stabilität des Bankensystems mit allen erforderlichen Mitteln zu gewährleisten. Konkrete Maßnahmen wurden nicht verkündet.
Wir bewegen uns in einem Finanzsystem, das nur auf Vertrauen beruht. Der Wert unser Währungen basiert solitär auf dem Vertrauen in die Leistungsfähigkeit der Ökonomie und damit der Wirtschaftssubjekte.
Die aktuelle Krise führt durch den Vertrauensverlust in der Finanzbranche zu einem Mangel an Funktionalität an den internationalen Geld- und Kapitalmärkten. Dieser Mangel begründet eine Kreditklemme (Credit Crunch). Mithin erreicht die Finanzkrise damit die Realwirtschaft. Die nachhaltige Kreditversorgung der Gesamtwirtschaft ist schlussendlich in Frage gestellt. Ohne ausreichende und angemessene Kreditversorgung der Wirtschaft steht nicht nur das Thema Rezession, sondern potentiell das Thema Depression im Raum.
Genau vor diesem Hintergrund sind die Interventionen der Regierungen zu verstehen. Es geht nicht darum, den "Investmentbankern von gestern" in erster Linie subventionierend beizustehen, sondern es geht darum, die Realwirtschaft vor den Folgen dieser Investmentbankpolitik von gestern zu schützen und eine negative Spirale, die derzeit ihre Wirkung entfaltet in den Anfängen zu stoppen.
Im weiteren Zeitverlauf bedarf es fraglos einer Neujustierung im globalen Finanzsektor. Vor allen Dingen sollte die Lehre befolgt werden, das große global operierende Finanzinstitutionen (Bankenaristokratie) tendenziell eher dazu neigen, unangemessene Risiken einzugehen. Entflechtnung des Finanzsektors muss ultimativ auf der Agenda stehen!
Es stellt sich die Frage, ob die aktuellen Maßnahmen geeignet sind, die Funktionalität der Geld- und Kapitalmärkte im erforderlichen Maße zu stabilisieren.
Das US-Rettungspaket im Volumen von 700 Mrd. USD stabilisiert ein Segment des angeschlagenen Finanzsystems. MBS-Strukturen werden wieder handelbar. Nachhaltiges Vertrauen kann durch dieses Paket nicht begründet werden. Die Frage der Refinanzierung dieses Pakets wirft die Frage nach "Crowding out" auf, da der Staat in Konkurrenz zu der Privatwirtschaft als Kreditnachfrager auftritt. Der Preis scheint für diese Wiederbelebung eines Segments sehr hoch auszufallen, da das ursächliche Problerm unadressiert bleibt! Urteil "Nicht nachahmenswert!" Individuallösungen nach Machart der HRE sind im aktuellen Umfeld unerlässlich, da ansonsten ganze Marktstrukturen, beispielsweise der Pfandbriefsektor, ohne wirklichen Grund zu einer absoluten "No Go Area" verkümmern würden. Ergo sind diese Garantien, die den Kapitalmarkt nicht belasten, absolut Ziel führend!
Die Garantie von Spareinlagen und Einlagen auf Girokonten geht in die identische Richtung. Diese Garantien verhindern unbegründete flächendeckende Panik und liefern damit einen Stabilisierungsbeitrag. Darüber hinaus wird der Kapitalmarkt nicht belastet.
Es stellt sich jedoch die Frage, ob diese Maßnahmen ausreichen, den Geldmarkt wiederzubeleben. Genau dieses Ziel muss die primäre Objektive der Politik sein, um die aktuelle oder die kommende Rezession zu mildern und eine nicht auszuschließende Depression zu verhindern.
Es ist nicht ausgeschlossen, dass umfangreichere Garantien des Staates in Richtung des Modells Irland (Garantie von Bankschuldverschreibungen) erforderlich sein werden. Bei Inanspruchnahme der staatlichen Garantien, sollte das jeweilige Gesamtunternehmen in Staatshand fallen, um Steuerzahler so wenig wie nur denkbar zu belasten. Damit würden dann auch bsiherige Eigentümer und vor allen Dingen die Manager von gestern ihren Preis bezahlen!
Der Rückblick auf die Veröffentlichungen der letzten Tage lieferte überwiegend in der Amplitude unerwartete Molltöne:
Die Erzeugerpreise der Eurozone sanken im Monatsvergleich um 0,5%. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 8,5% nach zuvor 9,2%.
Die EZB hat erwartungsgemäß den Leitzins bei 4,25% belassen. Zinssenkungen wurden diskutiert. Der Markt wird sukzessive auf Zinssenkungen vorbereitet.
Die Arbeitslosenerstanträge per 27. September erhöhten sich von zuvor 496.000 auf 497.000 (Prognose 475.000). Damit verstetigt sich die Arbeitsmarktschwäche.
Der US-Auftragseingang ging per August unerwartet stark um 4,0% zurück. Die Prognose war bei -2,5% angesiedelt.
Der Einkaufsmanagerindex der Eurozone per September sank von 48,5 auf 48,4 Punkte. Die Prognose war bei 48,2 Punkten angesiedelt.
Die Einzelhandelsumsätze der Eurozone nahmen im Monatsvergleich um 0,3% (Prognose +0,1%) zu. Im Jahresvergleich stellte sich ein Rückgang um 1,8% (Prognose - 2,4%) ein.
In den USA sank die Beschäftigung außerhalb des Agrarbereichs per September um 159.000 Jobs (Prognose -100.000). Die Arbeitslosenquote verharrte bei 6,1%.
Der ISM-Dienstleistungsindex sank per September von 50,6 auf 50,2 Punkte und signalisiert damit Wachstum. Das nehmen wir freundlich zur Kenntnis.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD favorisiert. Erst ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.3820 - 50 neutralisiert den negativen Bias des Euros.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
Passende Produkte
WKN | Long/Short | KO | Hebel | Laufzeit | Bid | Ask |
---|
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.