Kreative Datenerfassung - Die US-Inflationsdaten
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Unter dem Begriff der Inflation ist ein dauerhafter signifikanter Anstieg des Preisniveaus zu verstehen. Inflation führt zu einer Geldentwertung und ist ohne eine entsprechende Ausweitung der Geldmenge als Folge der Geldpolitik der Zentralbanken nicht möglich. Der volkswirtschaftliche Schaden kann sehr groß werden. Die größten Inflationsverlierer sind die Inhaber von Geldvermögen, d.h. die Sparer, die in festverzinsliche Wertpapiere wie Staats- oder Unternehmensanleihen investiert haben und deren Vermögenswerte durch die Inflation entwertet wird. Einer der Nutznießer der Inflation ist der Staat, da der reale Wert der Staatsverschuldung sinkt.
Inflationsdefinitionen
Eine leichte Inflation von 0% bis 5 % im Jahr hat eine nachfragefördernde Wirkung, da die Konsumenten ihr Geld ausgeben oder investieren wollen, solange die Renditen deutlich über der Inflationsrate liegen. Daher verfolgt die Europäische Zentralbank ein Inflationsziel von „unter, aber nahe 2%“. Von schwerer Inflation spricht man bei einem Wertverlust von über 5% im Jahr. Zuvor noch Rendite bringende Investments werden dann schnell unrentabel, da der Realzins meist negativ wird. Auf den Kapitalmärkten reduziert sich dann zudem das Kapitalangebot. Gleiches gilt für das Kreditangebot, insbesondere das mit langfristigen Festzinskrediten. Sowohl für die Kreditnehmer als auch die Kreditgeber sinkt dann die Planungssicherheit und die Unsicherheit steigt. Nach den offiziellen US-Daten lag die Inflation im September auf Jahressicht in den USA bei 5,0%, im August waren es noch deutlich höhere 5,4%. Damit liegt eine schwere Inflation vor, die den US-Bürgern mit Vermögens- und Realgeldverlusten teuer zu stehen kommt.
Unglaubwürdige US-Inflationsdaten Die US-Inflationsdaten sind unglaubwürdig und dürften in der Realität noch weit höher sein, als die Daten, die der Öffentlichkeit unter die Nase gehalten werden. Wie wir bereits beim US-Haushalt (siehe Devisenreport vom 01.10.) aufgezeigt haben, zeigt die US-Regierung seit langem eine bemerkenswerte Kreativität bei der Erhebung statistischer Daten. Teilweise wird die Erhebung bestimmter statistischer Daten einfach abgeschafft, wenn diese die politisch Verantwortlichen in einem schlechten Licht erstrahlen lassen würden. Geschehen ist dies beispielsweise mit der Geldmenge M3.
Geldmenge M3 abgeschafft
Die Geldmenge M3 umfasst in der Eurozone den Bargeldumlauf und die Sichteinlagen, die Einlagen mit vereinbarter Laufzeit bis zu zwei Jahren und Einlagen mit einer gesetzlichen Kündigungsfrist von drei Monaten und Geldmarktpapiere sowie Bankschuldverschreibungen mit einer Laufzeit bis zu zwei Jahren. Eine massive Ausweitung der Geldmenge M3 ist ohne eine stark inflationäre Geldpolitik der Zentralbanken nicht möglich. Um ihre inflationäre Geldpolitik nicht zu offensichtlich werden zu lassen, hat die US-Notenbank im März 2006 die statistische Erhebung der Geldmenge M3 eingestellt. Zu der Zeit deutete sich bereits ein Aufwärtstrend bei dem Geldmengenaggregat an, der auf einen Anstieg in Richtung der 10%-Marke auf Jahressicht noch im Jahr 2006 deutete. Im Euroraum liegt der M3-Wert auf Jahressicht für 2008 derzeit bei etwa 10%. In den USA dürfte der Wert derzeit etwa 20% betragen.
Erhebung der US-Verbraucherpreise verändert
Die US-Notenbank betreibt eine Politik der Geldschwemme und des billigen Geldes. Die Verbraucherpreiserhebung wurde in den letzten 15 Jahren mehrfach geändert. Als Ergebnis wurde die Inflation in der Folge immer deutlich niedriger ausgewiesen, als sie noch vor der Änderung der Erhebungssystematik ausfiel.
Inflation von 7,5% oder nur 4,3%? Im November 2007 wurde eine offizielle Inflation von 4,3% auf Jahressicht ausgewiesen. Mit der Berechnungsmethode zu Anfang der Clinton-Regierungszeit hätte sich ein Wert von 7,5% ergeben. Die Differenz der beiden Inflationsdaten lässt sich nicht durch eine Änderungen des Konsumverhaltens der US-Bürger erklären. Da das Leitzinsniveau zu diesem Zeitpunkt bei 4,25% lag, wären die Realzinsen damit schon zu diesem Zeitpunkt stark negativ gewesen. De facto hat die US-Notenbank die US-Blasenwirtschaft noch subventioniert.
Statt Preisanstieg einen Rückgang ausgewiesen Anfang 2005 stiegen die Preise aller Mineralölprodukte im Monatsverlauf um über 10%. Die US-Statistiker ersetzen den Wert von über 10% jedoch mit einem Rückgang von -1,1%, da sie annahmen, dass es sich nur um einen temporären Anstieg handeln könnte und der Ölpreis in den kommenden Monaten ihrer Auffassung nach wieder deutlicher sinken sollte. Ein Blick auf den Ölchart zeigt, dass sich die Experten geirrt haben. Anfang der 1990er Jahre begann sogar eine öffentliche Diskussion in den USA, in der es um die Frage ging, ob man die Verbraucherpreisinflation nicht erfassungstechnisch reduzieren könnte. Der Hintergedanke war dabei von der Inflation anhängige staatliche Transferleistungen zu reduzieren, und so das öffentliche Haushaltsdefizit etwas zu reduzieren.
Fazit: Es gibt weitere zahlreiche ähnliche Beispiele, wo Bereinigungssystematiken, die Gewichtung einzelner Anteile am US-Warenkorb oder das Entfernen von Bestandteilen den Schluss zulassen, dass der Preisanstieg niedriger ausgewiesen werden soll, als er tatsächlich ist. Als Fazit bleibt festzuhalten, dass die US-Regierung seit Jahren nicht nur gegen geltende Gesetze verstößt und seit elf Jahren keinen gesetzeskonformen Haushalt mehr vorgelegt hat (siehe Devisenreport vom 01.10.), sondern auch die US-Inflationsdaten einen sehr faden Beigeschmack haben. Es wird nochmals darauf verwiesen werden, dass eine schwere Inflation die US-Bürger in Form von Vermögens- und Realgeldverlusten teuer zu stehen kommt. Nutznießer der Inflation ist der Staat, der so seine Staatsverschuldung deflationieren kann. Fragwürdig sind neben den US-Haushalts- und den US-Inflationsdaten auch die statistische Erhebung der Daten zum Arbeitsmarktbericht sowie zu den Wachstumsdaten. Diese werden in einer späteren Ausgabe des Devisenreports näher betrachtet werden.
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