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12:08 Uhr, 13.03.2013

Kopf oder Zahl – Ist die Aktienrallye vorbei?

Frankfurt am Main/Boston (BoerseGo.de) - In den letzten Jahren begannen Aktien- und Unternehmensanleihen im Januar meist stark und gaben im Frühjahr und im Sommer aus unterschiedlichen Gründen nach: Zum Beispiel, weil die Weltwirtschaft die Erwartungen nicht erfüllte, ein Ende des Quantitative Easing befürchtet wurde, die Risiken im Euroraum zunahmen oder Zweifel an den US-Staatsfinanzen aufkamen. „Wird sich dies im Jahr 2013 wiederholen?“, fragt Robert Spector, CFA Portfolio Manager bei MFS Investment Management in seinem aktuellen Konjunkturausblick.

Im Januar und Februar habe der S&P 500 Index deutlich zugelegt und sei erstmals seit 2007 über die 1.500-Punkte-Marke gestiegen. Ende Februar sei die Rallye jedoch zum Stillstand gekommen, weil die Märkte ein vorzeitiges Ende der extrem expansiven Geldpolitik der Fed befürchteten. Hinzu sei der unklare Wahlausgang in Italien gekommen, der die Investoren erneut an die Schwierigkeiten im Euroraum erinnert habe, heißt es.

Rückenwind bekämen die Märkte vor allem durch die reichlich vorhandene Liquidität aufgrund der extrem expansiven Geldpolitik. Die Fed werde mindestens bis zum Jahresende Quantitative Easing betreiben. So lange die Arbeitslosenquote in den USA nicht von zurzeit 7,9 Prozent auf 6,5 Prozent zurückgehe, dürfte sie auch am Leitzinsziel von gut null Prozent festhalten. Folglich dürfte die Federal Funds Rate auch nach dem Ende des Quantitative Easing noch einige Zeit nicht steigen. Auch die Geldpolitik der Bank of England und der japanischen Notenbank sei sehr expansiv. Nur die EZB halte sich zurück. Sollte die Rezession anhalten, könne er eine Zinssenkung auch für den Euroraum nicht ausschließen, so Spector.

„Ebenfalls positiv bewerten wir die deutlichen Fortschritte am amerikanischen Wohnimmobilienmarkt. Bautätigkeit, Umsatz und Hauspreise nehmen zu. Durch höhere Einzelhandelsumsätze, eine steigende Beschäftigung, solidere Bankbilanzen, steigende Privatvermögen und ein insgesamt größeres Vertrauen ergeben sich daraus Multiplikatoreffekte für die gesamte US-Wirtschaft. Diese wird zusätzlich durch die Renaissance des amerikanischen Energiesektors begünstigt: Steigende Fördermengen und abnehmende Importe stützen die Konjunktur. Auftrieb erhält die Wirtschaft weiterhin durch höhere Investitionen, eine steigende Industrieproduktion und die bessere Lage am Arbeitsmarkt – und nicht zuletzt durch den Aufschwung in China, der gut für den Export ist“, meint der Investmentexperte.

Doch es gebe auch Gegenwind. Das größte Risiko seien zweifellos politische Fehlentscheidungen oder – wie in den USA und Italien zu sehen – ein politischer Stillstand. Das italienische Wahlergebnis habe den Euroraum in seinem Kern getroffen. Die unklaren Mehrheitsverhältnisse in der drittgrößten Volkswirtschaft der Währungsunion behinderten dringend benötigte Reformen. Der italienische Primärsaldo sei zwar positiv, doch sind Staatsschulden in Höhe von 127 Prozent des BIP aufgrund des schwachen Wachstums langfristig untragbar. Die Wähler hätten neue strenge Sparmaßnahmen abgelehnt und ohne eine stabile Regierung dürften Reformen fast unmöglich sein. Sie würden aber nötig sein, wenn die Märkte Italien fallen ließen und die EZB intervenieren müsse, heißt es weiter.

„In den USA traten unterdessen automatische Haushaltskürzungen nach der Rasenmähermethode in Kraft. Zuvor war es Demokraten und Republikanern nicht gelungen, die Staatsausgaben von jährlich 3,6 Billionen US-Dollar um 85 Milliarden US-Dollar zu kürzen. Je nachdem, wie lange die Kürzungen angesetzt sind, werden sie das Wachstum um etwa 1,5 bis zwei Prozentpunkte dämpfen – und zwar zusätzlich zu den Folgen der bereits verabschiedeten Sparmaßnahmen. Viele der oben beschriebenen Positivfaktoren können dann nur begrenzt wirken. Darüber hinaus wird befürchtet, dass die Fed ihre Geldpolitik früher strafft, als bislang erwartet, vielleicht sogar noch in diesem Jahr. Dies halten wir aber für das geringste Risiko. Unserer Ansicht nach haben die Tauben im Offenmarktausschuss der Fed immer noch mehr Einfluss als die Falken. Die Geldpolitik dürfte auf absehbare Zeit expansiv bleiben“, so Spector.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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