Kommentar
19:39 Uhr, 22.03.2018

Konsum-Euphorie bei den Geringverdienern!

Der Aufschwung der letzten Jahre war etwas für die Reichen. Ganz langsam aber kommt der Aufschwung nun am unteren Ende des Einkommensspektrums an, zumindest auf eine bestimmte Art und Weise.

Die vorläufigen Daten zum Konsumentenvertrauen im März sind veröffentlicht und sie zeigen einen interessanten Trend. Die große Sensation ist die Aufhellung der Stimmung unter Geringverdienern. Es gibt aber auch noch andere interessante Aspekte.

Die Stimmung hat sich insgesamt verbessert und ist so hoch wie seit 14 Jahren nicht mehr. Es klafft allerdings eine große Lücke zwischen unterschiedlichen Gruppen. Grafik 1 zeigt die Stimmung nach politischer Ausrichtung. Republikaner sind geradezu euphorisch. Demokraten bleiben hingegen deprimiert.

Vor den Wahlen Ende 2016 verhielt es sich genau umgekehrt. Republikaner litten unter dem demokratischen Präsidenten. Die Stimmung war schlecht. Demokraten hingegen waren relativ zuversichtlich, wenn auch nicht so zuversichtlich wie Republikaner heute.

Die Trennung entlang der politischen Linie ist schon einmalig. Sie zeigt die tiefen Gräben innerhalb der USA. Dieser Graben verläuft nicht nur entlang der Parteibücher, sondern auch entlang der Einkommen (Grafik 2). Die Stimmung der unteren Einkommensschichten ist generell niedriger als bei höheren Einkommensschichten.

Zuletzt hellte sich die Stimmung im unteren Drittel jedoch deutlich auf. Der Aufschwung scheint nun auch am unteren Rand anzukommen. Interessanterweise sackt die Stimmung bei Vielverdienern ab. Sie machen sich vor allem um das Thema der Zölle sorgen.

Die Stimmung unter Geringverdienern ist so gut wie seit fast 20 Jahren nicht mehr. Das ist schon bemerkenswert. Sie verdienen nicht wirklich mehr als früher. Viele verdienen real sogar weniger. Dafür aber ist die Arbeitslosigkeit stark zurückgegangen. Die Rate ist so niedrig wie seit 30 Jahren nicht mehr.

Die Eintrübung im mittleren und oberen Drittel der Einkommensklassen wird durch das untere Drittel mehr als wettgemacht. Der Gesamtindex erreicht im März ein neues Hoch in dem seit 2009 anhaltenden Aufschwung (Grafik 3). Das ist auch für den Aktienmarkt gut. Es gibt eine hohe positive Korrelation.

Wirtschaftlich sind allerdings die oberen Einkommensschichten wichtiger. Sie stemmen mehr als die Hälfte der Konsumausgaben. Eine Eintrübung hier hat einen negativen Effekt auf den Großteil der Konsumausgaben. Selbst wenn Geringverdiener mehr ausgeben, ist es absolut betrachtet nicht ausreichend, um geringeren Konsum der oberen Schichten abzufangen.

Dies deutet im ersten Quartal 2018 tendenziell daraufhin, dass sich die wirtschaftliche Dynamik abschwächt, obwohl die Stimmung blenden ist. Gegenwind für Aktien gibt es noch nicht. Die Stimmung derjenigen, die viel Einkommen und Vermögen haben, ist ja immer noch relativ hoch. Kritisch wird es erst, wenn hier eine nachhaltige Trendwende stattfindet.

Diese Trendwende kann stattfinden, wenn die USA einen wirtschaftlichen Alleingang wagen und sich vom Rest der Welt zunehmend abkapseln. Das gefährdet zwar nicht notwendigerweise das Einkommen, aber das Vermögen (Aktien dürften fallen und das Vermögen vermindern). Trotz oberflächlich guter Zahlen sind die USA gerade am Scheideweg. Daran ändert auch die Euphorie des unteren Einkommensdrittels nichts.

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  • thomas84
    thomas84

    black friday night 19980 im nikkei Tonight tonight i will see

    20:54 Uhr, 22.03. 2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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