Konjunkturdelle drückt auf die Industriemetallpreise
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Im vergangenen Monat verbilligten sich die Industriemetalle im Abwärtssog der globalen Konjunkturentwicklung. Die Agrarrohstoffpreise legten geringfügig zu, während sich die Edelmetalle aus Angst vor einer dritten Welle der Finanzmarktkrise merklich verteuerten. Im selben Zeitraum setzten sich die starken Preisanstiege bei den Energierohstoffen fort. Auch wenn wir keine Veränderung bei den fundamental gerechtfertigten Ölpreisniveaus sehen, spricht angesichts dieser Entwicklung viel dafür, dass die Risikoprämien am Ölmarkt als Ausdruck der Vorwegnahme der zukünftigen Knappheit für längere Zeit hoch bleiben werden.
Energie: Ein Rückgang des Ölpreises auf sein fundamentales Niveau rückt durch die bullische Entwicklung der vergangenen Wochen am Ölmarkt weiter in die Ferne.
Edelmetalle: Solange nicht klar ist, wann die Finanzmarktkrise abklingt, erhalten die Edelmetallpreise Auftrieb. Auf Sicht von zwölf Monaten rechnen wir aber mit Preisrückgängen vor allem bei Gold.
Industriemetalle: Die von der konjunkturellen Abkühlung am stärksten betroffenen Rohstoffe sind die Industriemetalle. Erst wenn die Konjunkturdynamik Ende des Jahres wieder anzieht, rechnen wir hier mit nennenswerten Preisanstiegen.
Die Rückkehr in Richtung fundamentale Ölpreisniveaus rückt weiter in die Ferne
1. Aktuelles: Der rasante Preisanstieg von Rohöl hat sich in den vergangenen Wochen fortgesetzt. Die Positionierung der nicht kommerziellen Ölhändler, wie sie von der US-Aufsichtsbehörde für den Rohstoffterminhandel CFTC ausgewiesen wird, kann dafür kaum verantwortlich gemacht werden. Die Netto-Long-Positionierung der Spekulanten ist so niedrig wie seit Ende August 2007 nicht mehr, als die internationale Kreditkrise ausbrach. Auch wenn wir den Ölmarkt derzeit als überhitzt ansehen und mittelfristig mit einer Abwärtskorrektur rechnen, dürfte diese noch nicht in den kommenden Monaten eintreten. Die Hurrikansaison im Golf von Mexiko (Juni bis November) und die USDriving Season (Ende Mai bis September) werden einen Stimmungsumschwung am Ölmarkt zunächst verhindern. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 % wird die diesjährige Saison laut dem US-Klimaforschungsinstitut NOAA mindestens sechs Hurrikans bringen, wobei zwei davon als besonders schwer eingeschätzt werden. Da die Mehrzahl der Hurrikans in die Monate August bis Oktober fällt, ist eine Vorwegnahme des Risikos von Produktionsausfällen durch Ölpreissteigerungen ab Mitte Juli zu erwarten.
2. Fundamentale Faktoren: Aus fundamentaler Sicht setzen sich die Tendenzen fort, die bereits seit einiger Zeit anhalten. Die Produktion aus den Nicht-OPEC-Ländern schwächelt. Russland meldete im Mai zum fünften Mal in Folge einen Rückgang seiner Outputmengen. Die OPEC-Länder beharren zwar darauf, dass es kein vorgezogenes Treffen geben wird, doch stieg ihre Produktion im Mai dank Saudi-Arabien und Iran an. Die globale Nachfragedynamik ist weiterhin stark, auch wenn die chinesischen Nettoimporte von Rohöl im April das erste Mal seit eineinhalb Jahren unter ihrem Vorjahresniveau lagen.
3. Unsere Meinung: Eine Veränderung bei den fundamental gerechtfertigten Ölpreisniveaus sehen wir zwar nicht, aber es spricht viel dafür, dass die Risikoprämien am Ölmarkt als Ausdruck der Vorwegnahme der zukünftigen Knappheit länger hoch bleiben werden. Die fundamentalen Ölpreisniveaus rücken durch die bullische Entwicklung der vergangenen Wochen weiter in die Ferne.
Goldpreis wird mit dem langsamen Abklingen der Finanzmarktkrise sinken
1. Aktuelles: Mit dem temporären Höhepunkt der internationalen Finanzmarktkrise Mitte März erreichte auch der Goldpreis mit einem Sprung über die 1000 US-Dollar-Marke zunächst seinen Höhepunkt. Seitdem trugen die Entspannung an den Märkten und eine leichte Dollaraufwertung zu einem Rückgang des Goldpreises bei. Aktuell notiert Gold 30 % über seinem Vorjahresniveau. Die Spekulanten bleiben sehr bullisch für den Goldpreis.
2. Fundamentale Faktoren: Die Entwicklung bei der physischen Nachfrage und beim physischen Angebot spiegelt die derzeitigen konjunkturellen und Finanzmarktentwicklungen gut wider. Das erste Quartal 2008 brachte weltweit erneut einen Rückgang sowohl des Goldangebots (-8 % im Vergleich zum Vorquartal) als auch der Goldnachfrage (-3 %). Auf der Angebotsseite sank die Minenproduktion um 17 %, hierzu haben auch Produktionsausfälle in Südafrika maßgeblich beigetragen. Die offiziellen Zentralbankverkäufe lagen mit -18 % ebenfalls deutlich unter dem Niveau aus dem vierten Quartal. Das hohe Preisniveau gibt aber Anreize für die Wiederverwertung von Gold, das Altgoldangebot nahm um 20 % im Vergleich zum Vorquartal zu. Auf der Nachfrageseite reagierte die Schmucknachfragekomponente erneut auf das hohe Preisniveau und ging weltweit um 5 % zurück. Ebenfalls deutlich sank die Nachfrage für ETFs und andere Formen der Finanzanlage um 9 %. Die Nachfrage nach Goldbarren und Goldmünzen erhöhte sich hingegen um 22 %. Der Besitz von physischem Gold verleiht in diesen unsicheren Zeiten offensichtlich ein Sicherheitsgefühl. Wir sehen für den weiteren Jahresverlauf nach wie vor keine nennenswerte Verschärfung der Knappheitsverhältnisse am Goldmarkt, deswegen von dieser Seite auch keinen Aufwärtsdruck auf den Goldpreis.
3. Unsere Meinung: Mit dem langsamen Abklingen der Verspannungen an den Finanzmärkten wird auch der Goldpreis nach unten gehen. Zwar besteht kurzfristig ein erhebliches Aufwärtsrisiko für den Goldpreis in einer möglichen dritten Krisenwelle, doch rechnen wir mittelfristig mit einem Abbau der Verspannungen.
Billigeres Blei wegen schwacher Automobilproduktion
1. Aktuelles: Der Bleipreis befindet sich bereits seit Mitte Oktober 2007 in der Abwärtsbewegung. Zwar wurde auch Blei in der ersten Märzhälfte 2008 durch die allgemeine Aufwärtsdynamik bei den Rohstoffpreisen noch einmal kurzzeitig mit nach oben gezogen, doch seitdem verbilligte es sich deutlich. Derzeit beträgt der Preisrückgang im Vergleich zum Vormonat rund 20 % und zum Vorjahr fast 15 %. Dabei hatte der Bleipreis im Oktober vergangenen Jahres noch mit einem Plus von fast 150 % im Vorjahresvergleich aufgewartet. Was ist passiert?
2. Fundamentale Faktoren: Blei wird zum Großteil bei der Herstellung von Autobatterien eingesetzt. Global zeigt sich auf der Nachfrageseite seit Herbst 2007 eine Schwächephase am Bleimarkt. Denn die Automobilproduktion ist in den USA, in Europa und in manchen asiatischen Ländern rückläufig. Im ersten Quartal 2008 hat die Bleinachfrage global im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 0,4 % nachgelassen. Würde die Nachfrage für den Rest des Jahres ähnlich schwach bleiben, würde die Bleinachfrage, die in den vergangenen Jahren Jahr für Jahr angestiegen ist, auf ihr Niveau von 2005 zurückfallen. Gleichzeitig erhöhte sich das weltweite Bleiangebot im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,2 %, obwohl die Nettoexporte Chinas, des wichtigsten Anbieters mit einem Weltmarktanteil von über 35 %, in den ersten drei Monaten des Jahres extrem schwach waren. Erst für den April zeigte sich wieder ein leichter Anstieg der Nettoexportvolumina Chinas, die aber nach wie vor deutlich unter ihrem Vorjahresniveau liegen. Alles in allem stützt der seit Anfang Oktober 2007 anhaltende Lageraufbautrend von Blei an der London Metal Exchange (LME) die These der fundamentalen Entspannung am Bleimarkt und trägt zur Erklärung der fallenden Preise bei.
3. Unsere Meinung: Für die kommenden Monate stehen die Zeichen auf weitere Bleipreisrückgänge. Erst wenn im späten Jahresverlauf 2008 die globale Konjunkturdynamik und damit auch die Automobilproduktion wieder in Fahrt kommen, rechnen wir mit erneuten nachhaltigen Bleipreisanstiegen.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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