Fundamentale Nachricht
16:56 Uhr, 14.03.2018

„Konjunkturabschwung in USA noch nicht in Sicht“

...aber Anleger sind nach Einschätzung von Legal & General-Finanzexperte Emiel van den Heiligenberg nicht schlecht beraten, wenn sie damit beginnen, sich auf einen dauerhafteren Abschwung vorzubereiten.

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  • FTSE 100
    ISIN: GB0001383545Kopiert
    Kursstand: 7.175,69 Pkt (Commerzbank CFD) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

London (GodmodeTrader.de) - Im Februar verdarben zwei wichtige Wirtschaftskennzahlen in den USA den Anlegern die Stimmung. Zwar hatte der Stimmungsindikator der American Association of Individual Investors seit beinahe acht Jahren seinen Höchststand erreicht und auch der Wirtschaftszyklus schien reibungslos voranzuschreiten. Doch dann trübten die Lohn- und Inflationsentwicklung die Laune, wie Emiel van den Heiligenberg, Head of Asset Allocation bei Legal & General Investment Management, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Zunächst sei ein überraschender Lohnanstieg im Januar verkündet worden. Das seien auf den ersten Blick natürlich gute Nachrichten, steigende Löhne könnten allerdings auch als Hinweis auf eine steigende Inflation interpretiert werden. Das wiederum könne eine Überhitzung der Wirtschaft und den Anfang vom Ende des Zyklus anzeigen. Diese Befürchtungen habe die zweite veröffentlichte Kennzahl genährt: Die Kerninflation ist in den USA im Januar so stark gewachsen wie zuletzt vor 13 Jahren. Das stelle Anleger vor die entscheidende Frage, ob der US-Wirtschaftszyklus sich seinem Ende entgegen neige, heißt es weiter.

„Die Stimmung an den Märkten schwankt tendenziell heftiger als die zugrundeliegenden Fundamentaldaten“, sagt Heiligenberg. „Wir glauben daher nicht, dass der Zyklus endet.“ Vor weniger als einem Jahr schien die Inflation die allgemeinen Erwartungen noch zu untertreffen. „Das spiegelte damals einige vorübergehende Faktoren wider. Aktuell schwankt die Stimmung in die entgegengesetzte Richtung.“ Einmalige Faktoren wie höhere Konsumkosten, zum Beispiel ein deutlicher Anstieg der Kleidungspreise, beeinflussten die monatlichen Daten. „Darüber hinaus deuten unsere Rezessionsindikatoren nicht auf eine unmittelbar bevorstehende negative Entwicklung hin“, so Heiligenberg.

Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession im Jahr 2018 sei also gering, dennoch trete die USA nun wohl in eine spätere Phase des Wirtschaftszyklus ein. „Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass das Wachstum vorerst robust ist“, sagt Heiligenberg. „Wir erwarten aber, dass unsere Indikatoren im Laufe des Jahres zunehmend auf eine Rezession hinweisen werden, da wir mehr Anzeichen für eine Überhitzung und wirtschaftliche Ungleichgewichte beobachten.“

„Wenn wir weiter in die Zukunft schauen, gehen wir davon aus, dass der Inflationsdruck in den USA weiter zunehmen wird“, so Heiligenberg. Unterstützt werde dies durch einen sich verschärfenden Arbeitsmarkt, starkes Wachstum, hohe Auslastung und steigenden Importpreisdruck. Die fiskalischen Anreize durch die Steuerreform von Präsident Donald Trump kämen zudem zu einem falschen Zeitpunkt und verstärkten die reflationären Tendenzen zusätzlich. „Obwohl es wahrscheinlich einige Quartale dauern wird, bis die Auswirkungen auf die Wirtschaft voll zum Tragen kommen.“

Die kürzlichen Rückgänge in den Risiko-Anlageklassen seien daher wohl nicht nachhaltig. „Allerdings sollten wir uns auch der Tatsache bewusst sein, dass die Märkte eine Rezession meistens voraussehen – in der Regel sechs bis zwölf Monate, bevor sie tatsächlich eintritt. Um in der Zwischenzeit einen Teil dieses Risikos zu kompensieren, halten wir zur Absicherung vor einer möglichen US-Inflation US-Treasury-Inflation-Protected-Securities (TIPS) für geeignet“, sagt Heiligenberg. „Das Ende der positiven US-Konjunktur ist noch nicht erreicht. Aber Anleger sind nicht schlecht beraten, wenn sie damit beginnen, sich auf einen dauerhafteren Abschwung vorzubereiten.“

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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