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12:25 Uhr, 18.05.2018

Königliche Reformen: Das sich wandelnde Gesicht Saudi-Arabiens

Saudi-Arabien wird Jupiter-Emerging-Markets-Experte Ross Teverson zufolge eine immer wichtigere Rolle in der Anlageklasse der Schwellenländer spielen.

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London (GodmodeTrader.de) - In Saudi-Arabien ist es unübersehbar, dass weitreichende Reformen stattfinden und das in schneller Abfolge. Um einige Beispiele zu nennen: Gegen Korruption wird vorgegangen, die ultrakonservativen Gesellschaftsteile werden isoliert und es darf sich mittlerweile ein Unterhaltungssektor entwickeln. Außerdem gibt es wichtige Verbesserungen in den Frauenrechten (obgleich von einem sehr niedrigen Niveau aus), sowie eine Zunahme des Frauenanteils an der Erwerbsbevölkerung, wie Ross Teverson, Head of Strategy, Emerging Markets bei Jupiter Asset Management, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Mit Blick auf die Börse sei festzustellen, dass der geplante IPO der staatlichen Ölgesellschaft Saudi Aramco das Unternehmen zu einem der wertvollsten börsennotierten Unternehmen der Welt machen würde. Darüber hinaus werde Saudi-Arabien durch die Aufnahme in den MSCI Emerging Markets Index, die voraussichtlich im Jahr 2019 erfolgen werde, stärker in den Fokus globaler, passiver und aktiver, Investoren rücken, heißt es weiter.

„Saudi-Arabien hat eine junge Bevölkerung - die Hälfte ist jünger als 25 Jahre. Es hat den Anschein, dass die meisten Menschen die Maßnahmen zur Diversifizierung der Wirtschaft befürworten. Kronprinz Mohammed Bin Salman arbeitet daran, die Wirtschaft des Landes weg vom Öl zu einer sozial nachhaltigeren Wirtschaft zu entwickeln“, so Teverson.

Oft sei zu hören, dass Saudi-Arabien für den Nahen Osten genauso wichtig sei wie China für Asien. Das klinge zunächst ein wenig vermessen, aber es gebe sicherlich einige interessante Parallelen zu China. Saudi-Arabien werde Gastgeber des G20-Gipfels im Jahr 2020 sein und er habe schon einige Zeit im King Abdullah Financial District verbracht, wo er stattfinden werde. Heute sei ein großer Teil des Gebiets eine Baustelle, aber der Distrikt habe früher stark an Peking und Shanghai erinnert, wo oft der politische Wille den Anstoß zur schnellen Fertigstellung von Projekten gebe. Außerdem scheine sich Saudi-Arabien an Chinas Investitionsmodell zu orientieren, indem sie in Infrastrukturprojekte investierten, um Engpässe beim Wirtschaftswachstum zu beseitigen. So befänden sich zum Beispiel ein neues U-Bahn-System in Riad und eine Hochgeschwindigkeits-Schienenverbindung zum Flughafen im Bau, heißt es weiter.

„Eine weitere mögliche Parallele zu China ist die Vorstellung, dass Mohammad bin Salman seine eigene Autorität durch Antikorruptionsmaßnahmen gestärkt hat, ähnlich wie Präsident Xi in den ersten Jahren seiner Amtszeit. Bisher ist ihm dieses Vorgehen nicht zum Verhängnis geworden, aber zweifellos hat es unter den hochrangigen Mitgliedern der königlichen Familie und den betroffenen Geschäftsleuten einigen Unmut hervorgerufen“, so Teverson.

Obwohl es offensichtlich sei, dass Veränderungen notwendig seien, um Saudi-Arabien auf einen wirtschaftlich nachhaltigeren Weg zu bringen, seien auf diesem Weg Herausforderungen zu meistern. Deshalb würden Investoren selektiv handeln müssen, um die besten Chancen zu identifizieren, heißt es weiter.

„Ein interessanter Sektor ist das Gesundheitswesen, in dem wir eine Reihe von wenig analysierten, gut geführten Unternehmen identifizieren können, die von einem signifikanten Strukturwandel profitieren sollten. Die Gesundheitsausgaben in Saudi-Arabien werden steigen, da die Krankenversicherung vom staatlichen in den privaten Sektor übergeht. Wenn darüber hinaus mehr qualitativ hochwertige Versorgung im Inland entsteht, können einige Patienten, die zuvor zur Behandlung ins Ausland gereist sind, diesen Bedarf nun im Inland befriedigen. Ein hohes Auftreten chronischer Erkrankungen wie Diabetes in Saudi-Arabien und eine steigende Nachfrage nach Langzeitpflege für ältere Patienten, deuten ebenfalls darauf hin, dass die Gesundheitsausgaben steigen werden“, so Teverson.

In anderen Bereichen sei jedoch Vorsicht geboten. Zum Beispiel sehe der saudi-arabische Bankensektor auf den ersten Blick attraktiv aus. Dennoch sei er der Meinung, dass es für einige Banken Qualitätsrisiken geben könnte. Bei der Analyse saudischer Banken müsse besondere Aufmerksamkeit auf die Qualität der Kreditbücher der Banken gelegt werden. Des Weiteren könnten einige, dringend notwendige, Wirtschaftsreformen, wie die Abschaffung von Treibstoffsubventionen, die Einführung der Mehrwertsteuer, und Abgaben auf ausländische Arbeitnehmer, kurzfristig negative Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum haben, heißt es weiter.

„Bis heute ist die Beteiligung ausländischer Investoren am saudischen Aktienmarkt gering. Allerdings dürfte Saudi-Arabien eine immer wichtigere Rolle in der Anlageklasse der Schwellenländer spielen. Politische Reformen und die Aufnahme in den MSCI Emerging Markets Index im nächsten Jahr werden ihren Teil dazu beitragen“, so Teverson.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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