Kommentar
16:41 Uhr, 26.03.2021

Keine Zinserhöhungen? Von wegen!

Die ersten Notenbanken heben bereits die Zinsen an. Da fällt es einem schwer zu glauben, dass der Zinserhöhungszyklus nicht begonnen haben soll.

Die Länder, die die Zinsen bereits angehoben, sind zugegebenermaßen nicht der beste Maßstab für die Geldpolitik in der Eurozone, Großbritannien oder den USA. Währungsabwertungen haben in einigen Ländern zu einer stark steigenden Inflationsrate geführt. Die Zinsen wurden aus diesem Grund z.B. in der Türkei, Brasilien oder Russland bereits angehoben.

Bei uns beteuern die Notenbanken noch, dass es keine schnelle Zinswende gibt. So ganz kann man das allerdings nicht glauben. Eine der großen Notenbanken, die Bank of Japan, hat die Zinsen zuletzt leicht angehoben, indem sie die Zinskurvenkontrolle aufweichte. Bisher durfte die Rendite der 10-jährigen Anleihe zwischen 0,2 % und -0,2 % schwanken. Dieses Band wurde auf 0,25 % bis -0,25 % ausgeweitet (Grafik 1).

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Eine Ausweitung des Bandes ist der erste Schritt zur Abschaffung der Zinskurvenkontrolle. Da kann die Notenbank sagen, was sie will. Je größer das Band ist, desto weniger Anleihen muss die Notenbank auch kaufen. Die japanische Notenbank fährt QE damit immer weiter zurück.

Weniger zaghaft ist die norwegische Notenbank. Die Prognose des Leitzinsen hat sich regelmäßig nach oben verschoben (Grafik 2). Nach Krisenbeginn ging man bis Ende 2023 von einem Nullzins aus. Bereits im September sollten es Ende 2023 dann 0,65 % und bei der Prognose Ende 2020 waren es schon 0,93 %. Die aktuellste Prognose geht von 1,09 % aus.

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Bis Jahresende des laufenden Jahres soll der Leitzins zum ersten Mal angehoben werden. Das ist ein klares Signal. Hier wird die Zinswende nicht heimlich vorbereitet, sie ist schon in Stein gemeißelt.

Für Anleger bleiben allerdings die EZB und Fed die wichtigsten Notenbanken. Die EZB tut das, was sie seit Jahren tut. Sie gestaltet ihre Geldpolitik seit Jahren so, als ob es gar keinen Leitzins mehr gäbe. Er wird belassen, wo er ist und findet in den Statements immer weniger Beachtung. Die Eurozone ist tatsächlich noch weit von einem Zinsschritt entfernt.

In den USA ist das anders. Das sehen nicht nur Anleger so, sondern auch die Notenbank. Die Zinsprognose der Notenbanker schiebt sich wie in Norwegen immer weiter nach oben (Grafik 3). Diese Verschiebung ist der wirtschaftlichen Erholung zu verdanken bzw. geschuldet. Geht die Erholung weiter wie bisher, kann man sich auch gut eine weitere Verschiebung nach oben vorstellen.

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Das ist durchaus fair. Die Notenbank darf ja auf die Umstände reagieren. Entsprechend kann sich die Erwartung weiter nach oben schieben, aber genauso gut auch wieder nach unten. Derzeit scheinen die Erwartungen jedoch nur einen Weg zu kennen: nach oben. Man sieht es überall auf der Welt. Kein Wunder, dass Anleger den Notenbanken nicht so recht glauben.


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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