Kommentar
14:00 Uhr, 01.08.2007

Keine Schnapsidee

Bioethanol liegt im Trend. Statt neue Erdölraffinerien entstehen zu lassen, setzen die USA bei Neuinvestitionen auf alternative Kraftstoffe. Die letzte Ölraffinerie wurde in den USA in den 70er Jahren gebaut. Der Bioethanol-Boom begann im letzten Jahr durch ein neues US-Energiegesetz, das die Verbreitung von E10 (10 Prozent Ethanolbeimischung zum Benzin) vorsah. Darüber hinaus soll auch E15 (15 Prozent Ethanol) in einigen US-Bundesstaaten eingeführt werden. Für die Nutzung von E15 müssen die Motoren der Fahrzeuge umgerüstet werden und es gibt bereits erste Fahrzeuge von General Motors und Ford, die entsprechende Fahrzeuge in den USA anbieten. Sollte sich E15 durchsetzen, und es spricht vieles dafür, so wären die Autohersteller, die bereits jetzt in diesem Bereich forschen, nach langen Jahren mit schwachen Geschäften die großen Gewinner.

In Brasilien ist jedes zweite Fahrzeug ein so genanntes Flex-Fuel-Vehicle (FFV), also für den Betrieb mit Ethanol über einer Bemischung von 10 Prozent vorbereitet. In Brasilien tanken Autofahrer standardmäßig E20, also 20 Prozent Ethanol und 80 Prozent Benzin. Bis Anfang Januar war noch E25 gängig. Durch eine drohende Verknappung bei Zucker senkte die brasilianische Regierung die Beimischung allerdings zuletzt wieder auf E20, was zur Folge hatte, dass die brasilianische Ölgesellschaft Petrobras fast ihren gesamten Benzinexport einstellen musste, um die inländische Benzinnachfrage durch diese Gesetzesänderung bedienen zu können. In Europa ist der Standard E5 (5 Prozent Ethanolbeimischung zum Benzin) gängig. Doch auch hier soll in den nächsten Jahren E10 stärker verbreitet werden. Ebenso in Kanada, wo E10 gefördert werden soll.

Energiekrise macht erfinderisch
Für jedes Land ist die Basis, die zur Herstellung des Alkohols Ethanol verwendet wird, unterschiedlich, je nach dem, welcher Rohstoff gerade verfügbar ist. Eine Studie des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft kam zu dem Ergebnis: Zuckerrüben, Weizen, Roggen, Mais und Kartoffeln sind am besten für die Produktion von Bio-Ethanol geeignet. Grundsätzlich kann aus jeder zucker- oder stärkehaltigen Pflanze durch Vergärung Alkohol hergestellt werden. Wird bisher nur die Stärke in Ethanol umgewandelt, sollen zukünftige Technologien auch die Fasern der Pflanzen genutzt werden können. Da in den USA Mais in Hülle und Fülle vorhanden ist, liegt es nahe, dass die USA auch diesen Rohstoff zur Ethanolherstellung verwenden.

Südamerika setzt auf Zuckerrohr, während Deutschland Roggen bevorzugt. In Deutschland bietet sich die Nutzung von Roggen an, da die EU-Subventionen für dieses Getreide wegfallen werden und es in Brandenburg Roggen in Hülle und Fülle gibt. Mit dem Ford Focus FFV und dem Ford C-MAX FFV sind solche Fahrzeuge mittlerweile auch in Deutschland erhältlich. In Schweden wird Bioethanol aus Holz- und Papierabfällen hergestellt – kostengünstig und völlig umweltverträglich. Auch China testet die Einführung von Ethanol. Erste Versuche werden in chinesischen Großstädten durchgeführt. China will als Rohstoff neben Zuckerrohr auch auf Mais setzen.

Auch Amerikaner denken um
In den USA kam es im Frühjahr 2006 durch eine folgenschwere Entscheidung der US-Regierung für Ölraffinerien zu einem starken Nachfrageschub bei Ethanol. Die Regierung hat sich dem Druck der Umweltschützer gebeugt und will bis Anfang Mai kein MTBE mehr bei der Benzinherstellung verwenden. MTBE ist ein Derivat aus Erdgas und wurde bisher dem Benzin beigemischt, so dass es möglichst vollständig und somit sauber verbrennt. Ein idealer Ersatz zu MTBE ist Bioethanol, da es ebenfalls die Eigenschaft besitzt, die Klopffestigkeit eines Ottomotors zu verbessern.

Wer nun in den Ethanolsektor investieren möchte, wird feststellen müssen, dass die Kurse deutlich unter ihre Höchststände gefallen sind. Auf dem ermäßigten Kursniveau sollten Anleger vor allem in die Aktien der wichtigsten Anbieter investieren. Wir möchten Ihnen nachfolgend einige Unternehmen und zahlreiche Zertifikate aus dem Bereich Biotreibstoffe vorstellen.

Und abschließend sei nochmals der Hinweis auf die neue KLIMA Seite von BoerseGo.de erlaubt.

In unserer neuen Rubrik „Klimawandel“ möchten wir Sie über den aktuellen Stand des Klimawandels ständig auf dem Laufenden halten und Sie als Anleger umfassend über die Aktivitäten der besonders innovationsfreudigen Zertifikate-Industrie in dieser „Noch-Nische“ informieren. Der große Vorteil solcher Anlage-Zertifikate besteht vor allem in der Fähigkeit, die mit einem Investment verbundenen Chancen und Risiken individuell zu steuern.

Die Fortsetzung können Sie auf der neuen KLIMA Seite von BoerseGo.de nachlesen :

[Link "http://www.boerse-go.de/klimawandel/" auf www.boerse-go.de/... nicht mehr verfügbar]

Viele Grüße,

Ihr Heinrich Eibl

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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