Kommentar
14:14 Uhr, 17.01.2022

Keine Rendite in den kommenden fünf bis zehn Jahren?

Oft wird Anlegern empfohlen, für Aktieninvestments mit einem Zeithorizont von fünf bis zehn Jahren zu rechnen. Genau dieser Zeithorizont ist aktuell problematisch.

Man hört es immer wieder: Am besten kauft man Aktien und lässt sie dann mehrere Jahre unangetastet liegen. Nach zehn Jahren wird schon ein Gewinn dabei herauskommen. Im Normalfall ist das kein schlechter Rat. Er gilt aber nicht immer. Eine Ausnahme ist das aktuelle Marktumfeld.

Ein kürzerer Zeithorizont ist momentan der bessere Rat. Auf Sicht von einem Jahr kann praktisch alles geschehen. Das klingt zunächst nicht unbedingt positiv, ist es in diesem Fall jedoch. Egal, wie hoch der Markt in diesem Moment bewertet ist, es besteht eine Chance, dass die Rendite in den kommenden zwölf Monaten positiv ist.

Es besteht ein gewisser Konsens darüber, dass der Markt, vor allem in den USA, sehr hoch bewertet ist. Langfristig ist das eine Belastung. Kurzfristig (1 Jahr) ist das nur bedingt der Fall. Grundsätzlich gilt auch auf Sicht von einem Jahr, dass die erwartete Rendite niedriger ist, wenn das KGV weit oben steht. Die Streuung ist allerdings sehr groß (Grafik 1).

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Bei einem KGV wie jetzt (roter Punkt), ist die Wahrscheinlichkeit für eine negative Rendite erhöht. Der Trend (gestrichelte Linie im Chart) ist allerdings schwach. Es ist auch schon vorgekommen, dass bei noch höheren KGVs eine Rendite von 20 % im Folgejahr erzielt wurde. Ebenso kam es vor, dass ein KGV von weniger als 10 nicht vor Verlusten schützte.

Das ist die gute Nachricht. Es besteht auf Sicht eines Jahres die Chance auf einen Gewinn. Auf Sicht von fünf Jahren ist das anders (Grafik 2). Bei ähnlich hohen KGVs wie jetzt, gab es keine Periode, in der die Rendite positiv war. Wer heute Aktien kauft und fünf Jahre wartet, wie es häufig empfohlen wird, hat am Ende mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Verlust zu verkraften.

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Langfristig, so heißt es, macht man mit Aktien immer einen Gewinn. Aber was ist schon langfristig? Zehn Jahre vielleicht? Über zehn Jahre sieht die Lage nicht besser aus (Grafik 3). Die Wahrscheinlichkeit für eine positive Rendite ist sehr gering. Unter Berücksichtigung von Dividenden verbessert sich das Bild nur minimal. In den USA liegt die Dividendenrendite des S&P 500 bei 1,3 %. Da darf bei den Kursen nicht viel schiefgehen.

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Wer sich bei einem Investment einigermaßen sicher sein will, dass kein Verlust anfällt, sollte einen Anlagehorizont von 20 Jahren haben (Grafik 4). Trotz der aktuell hohen Bewertung ist über 20 Jahre eine positive Rendite zu erwarten. Diese liegt im Durchschnitt bei lediglich 4 % pro Jahr. Das ist kein Vergleich zu den hohen Renditen der letzten Jahre, aber immerhin ist sie positiv.
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Die in den Grafiken gezeigten Werte sind historische Werte. Sie sagen nichts darüber aus, wie diese zustande gekommen sind. Man kann mit Sicherheit sagen, dass jemand, der nun für 20 Jahre investiert bleiben will, die Rendite nicht genau bei 4 % pro Jahr liegt. Stattdessen wird es stark negative Jahre geben und auch wieder sehr positive. Wenn man nach 20 Jahren zurückblickt, ergeben sich im Durchschnitt 4 % pro Jahr.

Zusammengefasst sollte man eher auf Sicht investieren oder abwarten. Abwarten kann schwierig sein, vor allem wenn die Kurse weiter steigen. Die Wahrscheinlichkeit spricht allerdings dafür. In fünf Jahren sind höhere Kurse als jetzt unwahrscheinlich. Die Chance, billiger als zum derzeitigen Kursstand einsteigen zu können, ist hoch. Geduld braucht man aber möglicherweise.

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2 Kommentare

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  • Albrecht-F
    Albrecht-F

    Hallo Herr Schmale , wie kommen sie auf ein KGV= 40. Die Börse Online-Datenbank erwartet 2022 folgende KGV's für den DAX=14, S&P 500=21 und Nasdaq100= 27, Im Dez. 2021 lagen die KGV's für den DAX=14,6, S&P500=21, Dow Jones Ind.= 18 und Nasdaq100= 30,,,,

    15:04 Uhr, 17.01. 2022
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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