Keine Angst vor Wachstum und Inflation!
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In den letzten Wochen wunderten sich viele Kommentatoren darüber, dass die Aktienmärkte steigen – trotz zahlreicher Konflikte und Probleme weltweit. Haben die Revolutionen in der arabischen Welt, die ausufernde Staatsverschuldung in den westlichen Industrieländern sowie die Naturund Atomkatastrophe in Japan also doch weniger Auswirkungen auf die Aktienmärkte als von vielen Beobachtern befürchtet?
Sicherer Hafen Aktienmarkt
Die Aktienmärkte spiegeln bekanntermaßen die Zukunft wider. Diese hängt von ökonomischen Fakten und ihrer Interpretation ab. Fakt ist, dass die Weltwirtschaft in diesem Jahr zwischen 4 und 5 Prozent wachsen wird. USA und Deutschland, die größte und die viertgrößte Volkswirtschaft, sind daran mit rund 3 Prozent beteiligt – ein Wert, der für Deutschland weit über dem langfristigen Durchschnitt liegt. Die internationalen Auswirkungen der Japan-Katastrophe werden wohl nicht so gravierend sein, wie zunächst befürchtet. Für das geschundene Land werden sie mittelfristig sogar wie ein Konjunkturprogramm, also wachstumsverstärkend, wirken.
Das Problem der Staatsverschuldung in vielen europäischen Ländern und in den USA ist noch nicht gelöst, es werden aber Maßnahmen entwickelt, um diese zu bekämpfen. Die Märkte differenzieren sehr wohl zwischen zweifelhaften Staatsanleihen und Aktien von gut wirtschaftenden und weltweit agierenden Unternehmen. Wieso sollte der Aktienmarkt auch unter der Staatsverschuldung leiden? Ist nicht gerade der Aktienmarkt vielmehr der sichere Hafen, in dem beispielsweise ein Unternehmen wie Siemens ökonomisch intelligent wirtschaftet, sehr gesund dasteht und darüber hinaus noch eine auskömmliche Dividendenrendite von 2,8 Prozent bietet? Ist es falsch, wenn die Märkte die Entwicklungen in Nordafrika und im Nahen Osten als Chance für die Menschen und somit für die wirtschaftliche Entwicklung interpretieren? Die sich im Umbruch befindenden Länder haben zusammen genommen eine Bevölkerung von rund 150 Millionen Menschen. Die Arabische Liga insgesamt hat mehr als 330 Millionen Einwohner – so viel wie Euroland. Gerade Deutschland und deutsche Unternehmen genießen dort ein sehr gutes Image und könnten von diesen Entwicklungen durchaus profitieren.
DAX hat Luft nach oben
Aktuell berichten die Unternehmen über ihre Quartalszahlen und die weiteren Aussichten. Rund 72 Prozent der Berichte waren bisher besser als prognostiziert. Im Durchschnitt erwarten wir für die US-amerikanischen Unternehmen im S&P 500 eine Gewinnsteigerung um 20 Prozent. 2011 könnte im DAX die Gewinnsumme aller Unternehmen die des Rekordjahres 2007 erreichen oder sogar übertreffen. Der Index steht zurzeit allerdings noch rund 1.000 Punkte unter dem Höchststand von 2007. Auch die Bewertungen liegen mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 11 unter dem von 2007 mit 14. Neuen Höchstständen im DAX mit mehr als 8.200 Punkten steht also fundamental nichts im Wege. Im Gegenteil: Dies wäre normal und als Antizipation der ökonomischen Rahmendaten zu interpretieren.
Sparmaßnahmen dämpfen Inflation
Das größte Problem scheint für viele mittlerweile eine drohende Inflation. Die Inflationsrate in Europa und den USA liegt aktuell bei 2,5 Prozent. Die Kerninflation, das heißt ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise, liegt hingegen zwischen 1 und 1,5 Prozent. Wir gehen davon aus, dass die Inflation in diesem Jahr ihren Höhepunkt erreicht und 2012 vor allem aufgrund von Basiseffekten abnehmen wird. Der Ölpreis kann kurzfristig durch die Unruhen in Nordafrika und im Nahen Osten überschießen, allerdings nicht auf Dauer, denn die Lagerbestände dieser Woche bestätigen, dass genügend Öl vorhanden ist. Auch die Preise für nachwachsende Rohstoffe, wie beispielsweise Baumwolle, Kaffee, Reis, Weizen oder Mais werden im Laufe des Jahres ihre Spitze erreicht haben, da ein durch Preissteigerungen ausgeweitetes Angebot die Nachfrage ausgleichen wird. Konsolidierungsbemühungen der Staaten sowie eine restriktivere Geldpolitik weltweit – außer in den USA – werden zusätzlich inflationshemmend wirken. Die gefürchteten „Zweitrundeneffekte“, also eine sich entwickelnde Lohn-Preis-Spirale, ist in diesem Jahr für die Lohnentwicklungen nicht absehbar. Ein anderer wichtiger Faktor für die Inflationsberechnung, die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes, ist nach wie vor historisch niedrig. Also: Die Angst vor Inflation ist unnötig! Wir erinnern uns, dass es noch nicht allzu lange her ist, dass wir uns vor dem Schreckgespenst Deflation fürchteten. Und: Notenbanken, Staaten und Kapitalmärkte können mit Inflation besser umgehen als mit Deflation, der man oft hilflos entgegenblickt. Mit anderen Worten: Preissteigerungen, die aus Wirtschaftswachstum resultieren, sind gut, eine Inflation, die aus einem spekulationsgetriebenen überschießendem Ölpreis herrührt, dagegen schlecht.
Mehr Potenzial für Aktien als für Rohstoffe
Vor diesem Hintergrund sind wir nach wie vor sehr optimistisch, was die weitere Entwicklung der Aktienmärkte angeht. Vor allem in Deutschland und den USA sehen wir großes Potenzial. Anleihen sind hingegen nach wie vor von den Zinserhöhungstendenzen belastet und nicht attraktiv. Die positive Entwicklung der Edelmetalle ist vorwiegend auf den schwachen US-Dollar zurückzuführen. Gold hat zwar in US-Dollar neue historische Hochs erreicht – plus 9 Prozent in diesem Jahr –, aber ein Euro-Anleger hat mit Gold 2011 rund 2 Prozent verloren. Wie bereits erwähnt: In einem konjunkturell positiven Umfeld werden Rohstoffe nicht schwächeln, jedoch keinesfalls das Potenzial von Aktien erreichen.
Quelle: GECAM
Als unabhängiger Finanzdienstleister hat sich die GECAM AG auf das Investmentgeschäft spezialisiert. Das Unternehmen bündelt die fünf für das Investmentgeschäft essenziellen Bausteine Investmentdach, Vermögensverwaltung, Produkte, Partner-Portal und Dienstleistungskonzept in einem Haus. GECAM verwaltet in ihren vier Dachfonds aktuell ein Gesamtnettovermögen von 150 Millionen Euro.
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