Kein Sommermärchen an der Börse
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Wangen im Allgäu (BoerseGo.de) – Deutschland ein Sommermärchen – dieses Gefühl konnte man nach dem Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft kurzfristig gewinnen. Auch an der Börse herrschte aufgrund der klaren Verhältnisse – Nullzinsen, Wirtschaftswachstum, alternativlose Aktien – Hochstimmung. Im Gegensatz zu den meisten Märchen mit Happy End, hat das Sommermärchen an den Börsen ein ungewisses Ende, wie Daniel Zindstein, verantwortlich für das Portfoliomanagement der vier Dachfonds des unabhängigen Finanzdienstleisters GECAM AG, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
Europa und Deutschland verabschiedeten sich gerade von den Wirtschaftswachstumsaussichten, die noch zu Jahresanfang so rosig schienen. Die Probleme seien zum größten Teil hausgemacht: Keine wirklichen Reformen in den Kernländern Italien und Frankreich, stattdessen Lippenbekenntnisse zur eigenen Stärke und frischer Mut nach der Europawahl neue Verschuldungsorgien zu fordern, vorzugsweise zu Lasten Deutschlands. Doch auch der sogenannte Musterschüler sei auf dem besten Weg, den Erfolgsweg nach der Agenda 2010 zu verlassen und dem Negativbeispiel der Politik in der Peripherie vor der Finanzkrise zu folgen: Regulierung, Umverteilung, Sozialisierung, Staatsdirigismus. Frei nach dem Motto – „wenn´s dem Esel zu Wohl wird, geht er aufs Eis…“, werde aktiv in Marktpreismechanismen zentraler Art eingegriffen, so Zindstein weiter.
Zudem würden auf Druck der Amerikaner Wirtschaftssanktionen gegen Russland verhängt, die insbesondere die deutsche Wirtschaft überdurchschnittlich belasten würden. In Summe trage das Russland-Geschäft zwar nur gut drei Prozent zur jährlichen Wirtschaftsleistung bei. Dies jedoch isoliert zu betrachten sei fatal und könne nur statisch denkenden Menschen mit mangelndem ökonomischen Sachverstand (meistens Politiker) gelingen. Natürlich werde es im Extremfall nicht bei diesen drei Prozent bleiben. Eine dynamische Negativspirale könnte in Gang kommen, die aus Gegenreaktionen Russlands (steigende Energiepreise, Abzug von Kapital aus der Europa), einer Stimmungsverschlechterung in der Realwirtschaft (noch geringere Investitionen, geringe Kreditnachfrage, Arbeitsplatzabbau), Ängsten an den Finanzmärkten (weiterer Kapitalabzug aus Europa, Rückzug aus deutschen Aktien) und geringerer Kreditvergabe der Banken bestehe. Diese müssten übrigens im Oktober einen Stresstest der EZB bestehen, der in seiner Ausprägung und seinen Folgen per se noch sehr unbestimmbar sei, heißt es weiter.
„Das alles führt zu erheblichen wirtschaftlichen Risiken, die wiederum die Staatshaushalte massiv belasten werden und weiterer expansiver Neuverschuldung Vorschub leisten. Herr Schäuble wird sich wohl von einem ausgeglichenen Haushalt verabschieden müssen – natürlich wird dies dann mit externen und übergeordneten, nicht vorhersehbaren Entwicklungen entsprechend begründet werden“, so Zindstein.
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