Kommentar
19:33 Uhr, 18.08.2008

Kaukasuskonflikt - Wie an der Tankstelle mit dem Feuerzeug spielen

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August ist ja eigentlich der Monat des Sommerlochs. Man muss sich als Journalist mit Stories über das Loch-Ness-Monster, Elvis-lebt-Gerüchten in Südamerika und den 100-Tips zum Abnehmen für jedermann über Wasser halten. Im politischen und wirtschaftlichen Bereich ist dieses Jahr jedoch alles anders.

Die letzten zwei Wochen hatten es in sich: Der Öl-und Goldeinbruch, die Dollar-Wiedergeburt, und die Georgien-Krise, welche das Potenzial hat, den alten Ost-West-Konflikt wieder zu beleben. Letzteres hat nicht nur politische Konsequenzen, sondern könnte den Emerging Markets einen derben Schlag versetzen. Stabilität ist beim Investieren das A und O, und diese droht nun gänzlich zu verschwinden. Nach dem Ende der Sowjetunion 1991 erwies sich das neue Russland als politisch, wirtschaftlich und auch militärisch schwach und verlor massiv an Einfluss in Osteuropa und Westasien. Die alten Ostblock-Staaten wendeten sich dem Westen zu, wurden zum Teil in EU und Nato eingebunden und erlebten einen selten gesehenen wirtschaftlichen Boom. Doch dann kam Putin, und das alte imperialistische Russland bereitete seine Wiedergeburt vor.

Heute ist das riesige, mit Rohstoffen in, Übermaß gesegnet, vielleicht stärker als es die Sowjetunion je war, aber die USA begreifen sich noch immer als einzige wirkliche Weltmacht. Leichtsinnig wurde dem kleinen Georgien signalisiert, dass es auf dem Weg in die Nato sei und auf den Westen zählen könne. Dessen Präsident dachte nun, dass er ungestraft ein wenig zündeln dürfte (so ähnlich war es übrigens vor dem ersten Golfkrieg, als die USA dem Irak signalisierten, ein Eingreifen in Kuwait werde toleriert). Doch die Russen dachten gar nicht daran, dem Treiben in ihrem Süden zuzusehen, nachdem man schon die gesamte Westfront der GUS-und ehemaligen Warschauer-Pakt-Staaten an die einstigen Feinde verloren hatte.

So selbstverständlich wie die Amerikaner vor ihrer eigenen Haustür (und dem Rest der Welt) eingreifen würden (und eingegriffen haben) wenn es brennt, so mischt sich auch das neue, starke Russland ein, wenn es seine Interessen in Gefahr sieht. Man muss absolut kein Freund der Russen sein, um die Lage zu verstehen.

Kurz zusammengefasst: Noch ein weiteres Land in der Umgebung Russlands in die Nato einzubinden ist wie an der Tankstelle mit dem Feuerzeug spielen…sollte es doch passieren, dann bin ich schon gespannt wie die Öffentlichkeit wohl reagiert, wenn zum Schutze Georgiens Nato-Soldaten vor Ort sterben werden.

Doch zurück zur Investment-Seite: Von Anlagen im osteuropäischen und westasiatischen Raum würde ich derzeit ganz die Finger lassen. Wenn sich die Lage nicht innerhalb kürzester Zeit deutlich stabilisiert ist der Aufschwung auf Jahre hin vorbei. Welche ausländischen Investoren stecken noch größere Summen in eine Region, die einem Pulverfass gleicht?

Und auf Eigentumsrechte nach russischer Lesart kann man getrost verzichten. Dann doch lieber wieder zu Gold greifen, das nach einem über 20%-igen Einbruch für ein Comeback gut ist.

Daniel Kühn - Redaktionsleitung http://www.tradersjournal.de und CFD&Forex-Report

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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn
Freier Finanzjournalist

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3.
Daniel Kühn interessiert sich vor allem für Small und Mid Caps, Technologieaktien, ETFs, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie für makroökonomische Themen.

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