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22:11 Uhr, 29.08.2005

Katrina erwischte Energiemärkte auf dem falschen Fuß

Die Ölpreise schossen am Montag auf ein neues Allzeithoch, nachdem Katrina, ein Hurrikan der Stufe 4, über die großen Erdgas- und Öl-Förderanlagen im Golf von Mexiko zog und später auf die Großstadt New Orleans traf.

Am Freitag noch waren die Ölpreise gefallen, nachdem Katrina in Florida nur geringe Schäden anrichten konnte. Die Behörden rechneten damit, dass der Wirbelsturm weiter nach Norden ziehen und sich dort abschwächen wird. Nicht erwartet wurde, dass Katrina nach Westen abdreht und Kurs auf die Öl- und Gasförderanlagen im Golf von Mexiko nehmen würde. Die Aufmerksamkeit der Energiemärkte war am Freitagabend so sehr von Katrina genommen, dass sogar eine Schätzung eines Öltanker-Unternehmens für Verkaufsdruck sorgte, wonach die Lieferungen der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) im August um 200,000 Barrel pro Tag angestiegen sei.

Das Minerals Management Service Büro in New Orleans meldete noch am Freitag, dass zwölf Ölplattformen und neun Bohrtürme evakuiert wurden – die Produktion lief zu diesem Zeitpunkt mit einem Kernteam auf Volldampf. Am Samstag wurde von Ölkonzernen gemeldet, es seien weitere Evakuierungen durchgeführt worden. Der Förderausfall am Samstag habe rund 500,000 Barrel betragen.

Am Sonntag wurde immer klarer, wohin Katrina will: Der Sturm nahm Kurs auf die Küstenstadt New Orleans. Die Behörden empfahlen Hunderttausenden Menschen, ihre Häuser zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen.

Am Montagmittag traf Katrina mit Windgeschwindigkeiten von 230 Kilometern pro Stunde auf New Orleans. Zum Abend häufen sich Berichte, wonach sich der Hurrikan landeinwärts abgeschwächt habe. Zahlreiche Bohtürme und Ölplattformen wurden stillgelegt. Der Produktionsausfall liege bei rund einer Million Barrel pro Tag. Unklar ist, wie hoch die Schäden an den Öl- und Gasförderanlagen vor der Golfküste sein werden und wie lang es dauern wird, bis die Produktion wieder aufgenommen werden kann.

US-Präsident Bush versicherte, dass die Regierung strategische Reserven für die Region im Notfall bereit halte. Erst vor zwei Wochen hatte die US-Regierung die komplette Auffüllung ihrer strategischen Reserven von 700 Millionen Barrel abgeschlossen. Sprecher des Weißen Hauses betonten, dass noch keine Entscheidungen über die Freigabe der Reserven getroffen worden seien. Auch würde Rohöl nur zu dem Zweck verliehen, Raffinerien und anderen auf Rohöl angewiesene Industrien zu unterstützen. Eine Freigabe der Reserven werde nicht durchgeführt, um den Ölpreis zu drosseln.

In einem scheinen sich die Experten bereits jetzt einig zu sein: Katrina ist mit Hurrikan Andrew aus dem Jahr 1992 der teuerste Wirbelsturm aller Zeiten. Katrina dürfte die Versicherungsindustrie rund 12 bis 26 Milliarden Dollar kosten. Dies glaubt der Branchendienst AIR Worldwide auf Basis eines selbstentwickelten Katastrophen-Modells. Andrew hatte im Jahr 1992 den Bundesstaat Florida verwüstet und kostete rund 26 Milliarden Dollar. Berücksichtige man ausschließlich den finanziellen Schaden, so könnte der Wirbelsturm damit zur größten oder zweitgrößten Naturkatastrophe in der Geschichte der Vereinigten Staaten werden.

Schenkt man der Klimaprognose eines der führenden Wetterdienste der USA Glauben, so wird es in diesem Jahr noch insgesamt acht weitere Hurrikans geben. Damit wüchse die Gesamtzahl der Hurrikans in diesem Jahr auf 18 an. „In diesem Jahr ist einiges los“, bemerkt Ken Reeves, leitender Meterologe bei AccuWeather. Es habe derart viele tropische Stürme an nur drei Jahren zuvor gegeben. Erstmals im Jahr 1933, als 21 tropische Stürme gezählt wurden. Im Jahr 1969 waren es laut AccuWeather 18 Stürme und im Jahr 1995 19.

Der Preis für September Erdgas schoss bis gegen 21:35 Uhr MESZ um 16,42 Prozent ins Plus, unverbleites Benzin notiert für Lieferungen im Dezember 6,75 Prozent höher. US-Leichtöl für Lieferungen im Oktober verteuert sich um 1,61 Prozent, während Heizöl sich um 3,93 Prozent verteuert.

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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