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17:26 Uhr, 06.11.2001

Kapitalmarkteinschätzung von Frankfurt-Trust

"Die Zeiten des schnellen Geldes sind vorbei", so Hans-Jörg Frantzmann, verantwortlicher Geschäftsführer für das Fondsmanagement der FRANKFURT-TRUST Investment-Gesellschaft mbH, anlässlich der Pressekonferenz in Frankfurt. Auch wenn zweistellige Kursteigerungen der Vergangenheit angehörten und die Gewinnspannen zwischen Aktien und verzinslichen Papieren immer enger würden: "Mit Aktien können in den kommenden sechs Monaten höhere Erträge als mit Rentenwerten erzielt werden", meint Frantzmann. Allerdings sei das Geschehen künftig von hoher Volatilität gekennzeichnet.

Die Erwartung mittelfristig anziehender Aktienkurse begründet Frantzmann so: "Die Kernmärkte Europa und die USA befinden sich in der Rezession. Erfahrungsgemäß drehen die Aktiennotierungen jedoch bereits vor Beginn des nächsten Wirtschaftsaufschwungs - und den sehen wir im kommenden Jahr, wenn auch in bescheidenem Ausmaße." Frantzmann schätzt, dass sich der Dax zur Jahresmitte um die 5.400 Punkte bewegt und der Euro-Stoxx bei 4.200 Punkten notiert. Allerdings rät er weiterhin von Engagements in Japan ab. "Hier ist noch kein Licht am Ende des Tunnels zu erkennen."

Bei der Titelauswahl rückten fundamentale Daten verstärkt in den Vordergrund. Defensive Werte seien dabei aus Sicht von Frantzmann inzwischen zu teuer. Er gibt Marktführern aus den Bereichen Telekommunikation, Technologie, Versicherungen und Finanzdienstleistungen den Vorzug. Diese Unternehmen hätten gute Chancen, mit soliden Umsatz- und Gewinnzahlen gestärkt aus der Krise hervorzugehen und eine attraktive Performance zu erzielen.

Ursachen für die extrem hohe Volatilität sieht Frantzmann in der politischen und wirtschaftlichen Unsicherheit sowie der gestiegenen Nervosität der Investoren, da diese nicht mehr gewillt seien, die gleichen Risiken wie in der Vergangenheit einzugehen. "Außerdem sorgt das zyklische Verhalten vieler Marktteilnehmer dafür, dass Kurse rasant in die Höhe klettern, um dann wieder genauso schnell abzustürzen. So können wir binnen kürzester Zeit Höchst- und Tiefststände erleben", erklärt Frantzmann.
Der Ausblick für die Rentenmärkte ist positiv. Frantzmann rechnet im Laufe der kommenden sechs Monate angesichts weiterer Leitzinssenkungen mit einer Versteilung der Zinsstrukturkurve. "Die Risiken für Rückschläge sind begrenzt. Frühestens Mitte 2002 dürften die Notenbanken in Europa und den USA die geldpolitischen Zügel wieder anziehen," schätzt Frantzmann die Lage ein. Besonders attraktive Chancen und Renditepotenziale zeichneten sich mittelfristig im Segment der Unternehmensanleihen - einschließlich Asset Backed Securities - ab. Diese Titel hätten in den vergangenen Wochen herbe Einbußen hinnehmen müssen und nicht an der zwischenzeitlichen Erholung partizipiert. "Die Credit-Spreads liegen teilweise nahe an ihren historischen Höchstständen", kommentiert Frantzmann. "Jedoch sind aufgrund der hohen Einzelrisiken eine breite Diversifikation und genaue Titelauswahl für ein erfolgreiches Engagement in diesem Segment ausschlaggebend."

Bei den Währungen erwartet Frantzmann aufgrund der Wirtschaftsschwäche und der gesunkenen Inflationsgefahren dies- und jenseits des Atlantiks keine gravierenden Veränderungen.

"Die Asset-Allocation-Entscheidungen werden immer riskanter und schwieriger", rundet Frantzmann seine Ausführungen ab. Zum einen sänken die absolut erzielbaren Erträge. Zum anderen verringerten sich die Renditedifferenzen zwischen den Asset-Klassen. "Puffer fehlen und Fehlentscheidungen schlagen künftig stärker zu Buche."

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