Kommentar
11:06 Uhr, 23.10.2006

Kapitalflüsse lasten auf dem Yen

BoJ-Chef droht mit der Zinskeule

Bank of Japan Gouverneur Fukui hat mit seiner Aussage, dass die BoJ nicht ausschließen könne, den Leitzins in diesem Jahr noch ein weiteres Mal anzuheben, an den Märkten für einige Turbulenzen gesorgt. In diesem Zusammenhang spielt die Yen-Schwäche der BoJ in die Karten, da sie die Exportwirtschaft beflügelt und eine Leitzinsanhebung nicht unmittelbar zu einer konjunkturdämpfenden Aufwertung des Yen führen sollte. Die Unternehmen rechnen laut Tankan-Bericht für das Fiskaljahr 2006 mit einem durchschnittlichen Wechselkurs von fast 112 USD-JPY. Zudem hat Russland angekündigt, seine Yen-Bestände in den Währungsreserven aufstocken zu wollen.

Konjunktur/Inflation: Schwäche zur Jahresmitte

Die große Stimmungsumfrage der Bank of Japan (Tankan- Bericht) deutete auf eine unverändert optimistische Stimmung bei den Unternehmen hin (siehe Schaubild auf der nächsten Seite). Darüber hinaus verbesserte sich die Einschätzung bezüglich der Unternehmensgewinne. Unverändert optimistisch sind die Unternehmen zudem bezüglich ihrer Investitionspläne. Als belastend empfinden sie hingegen die Beschäftigungssituation und rechnen für die nahe Zukunft mit einer Verschärfung der Beschäftigungsengpässe. Dies spricht u.E. dafür, dass die Lage am Arbeitsmarkt sowie die Einkommensentwicklung den privaten Konsum stützen sollten. Gestiegene Preise für Lebensmittel und Energie hatten im August die Inflation in die Höhe getrieben. Dies dürfte sich im September deutlich verkehrt haben, sodass die Inflationsraten wieder in moderatere Gefilde zurückfallen sollten.

BoJ: Nächster Zinsschritt im November

Dennoch schätzt die BoJ den Aufwärtstrend bei der Inflation als weiterhin intakt ein. Der nächste wichtige Termin für die BoJ ist die Veröffentlichung des Halbjahresberichts am 31. Oktober, in dem sie neue Prognosen für Wachstum und Inflation präsentiert. Wenn die BoJ ihren Inflationsausblick nach der jüngsten Umbasierung des Verbraucherpreisindex weitestgehend beibehält, gehen wir davon aus, dass sie bereits am 16. November eine weitere Leitzinsanhebung beschließen wird. Bis dahin haben die Märkte die Möglichkeit, den Inhalt des Halbjahresberichts zu „verdauen“.

Externe Position: Mittelabflüsse aus Renten

Wie das Schaubild rechts eindrucksvoll zeigt, geht die Yen- Schwäche mit einem starken Kauf ausländischer Anleihen durch Japaner (hier negativ als Kapitalabfluss dargestellt) einher. Allerdings hat sich zuletzt das Volumen der japanischen Auslandsanlagen verringert, bislang ohne erkennbare Auswirkungen auf den Außenwert des Yen. Die erwartete Einengung der Zinsdifferentiale zu anderen Währungsräumen sollte jedoch mittelfristig den Abwärtsdruck vom Yen nehmen.

Finanzmärkte: Spekulanten verkaufen den Yen

Dass der Yen nicht so stark auf die Verbesserung der Kapitalströme reagiert hat, mag daran gelegen haben, dass die Spekulanten an den Terminmärkten ihre Yen Shortpositionen zwischenzeitlich auf neue Rekordstände ausgebaut hatten. In der vergangenen Woche wurden diese extremen Positionen dann zwar leicht zurückgefahren, aber der Yen bleibt nach wie vor die Währung, in der die größten Wetten auf eine weitere Abwertung eingegangen wurden. Sollte sich die Stimmung allerdings drehen, ist ausgehend von diesen Extrempositionen eine dramatische Gegenbewegung im Yen möglich.

Prognose

Weiterhin sprechen fundamentale Daten wie die konjunkturelle Entwicklung und die außenwirtschaftliche Position für eine Aufwertung des Yen. Dennoch lasten insbesondere die spekulativen Positionen sowie die Investitionen japanischer Fonds in ausländische Anleihen auf der Währung. Mittelfristig sollte die Fundamentalsituation wieder die Oberhand gewinnen und so zu einer Befestigung des Yen beitragen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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