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Kommentar
16:08 Uhr, 25.10.2021

Kampf den Treibhausgasemissionen

Der Preis für CO2-Emissionsrechte geht durch die Decke, ein Ende des Anstiegs ist derzeit nicht in Sicht. Mehrere Anbieter halten Zertifikate parat, mit denen Anleger von diesem Trend profitieren können.

Erwähnte Instrumente

Österreich führt eine Sonderabgabe für den Ausstoß von klimaschädlichem CO2 ein. Die neue Steuer ist Teil einer „ökosozialen“ Steuerreform der konservativ-grünen Regierung. Die CO2-Steuer soll demnach ab dem 1. Juli 2022 erhoben werden und beläuft sich zunächst auf 30 Euro pro Tonne. Bis 2025 soll dieser Preis auf 55 Euro steigen. Um die Abgabe fairer zu gestalten, plant die Regierung einen „Klimabonus“ von bis zu 200 Euro jährlich, der zurück an die Steuerzahler fließt.

Unabhängig davon sind die Bestrebungen der Europäischen Union (EU), verbindliche Grenzwerte für die Emission von Treibhausgasen wie CO2 zu setzen. Die Umweltpolitik wird immer ambitionierter, da die EU einen Plan zur Erfüllung ihrer Pflichten im Rah­men des Pariser Abkommens ausarbeitet. Als kurzfristiges Ziel möchte die Europäische Kommission die Treibhausgasemissionen gegenüber den Werten von 1990 bis 2030 um 55 Prozent senken. Bis 2050 möchte die EU CO2-neutral sein.

Wichtiger Bestandteil der Umweltpolitik der EU ist das Emissionshandelssystem (EU ETS). Der weltweit größte Emissionshandelsmarkt soll die EU bei der Erreichung der CO2-Neutralität unterstützen. Im Rahmen des EU ETS gibt es eine Obergrenze, durch die die Menge an Treibhausgasen begrenzt wird, die von Unternehmen jährlich aus­ge­stoßen werden darf. Dazu wird jedes Jahr eine feste Anzahl von Emissionszertifikaten („EU Emission Allowance“, kurz „EUA“) emittiert. Unternehmen müssen im Besitz ausreichender EUA für ihre Emissionen sein und sicherstellen, dass die Obergrenze eingehalten wird. Steigende Preise bei den EUA bedeuten, dass es für Unternehmen teurer wird, ihre CO2-Bilanz mit Zertifikaten zu decken. Dadurch wird ein Anreiz für Investitionen in Schadstoffminderungstechnologien geschaffen, was zu schnelleren Fortschritten führen könnte. Eine EUA berechtigt zum Ausstoß von einer Tonne CO2 bzw. eines Äquivalents anderer Treibhausgase. Da umweltfreundliche Unternehmen häufig weniger CO2-Emissionsrechte benötigen, als sie zugeteilt bekommen, andere Unternehmen jedoch deutlich mehr brauchen, können die EUA in Form von Futures zum Beispiel an der European Energy Exchange (EEX) in Leipzig gehandelt werden.

Kostete ein Future im Frühjahr 2020 noch knapp 20 Euro, müssen inzwischen mehr als 50 Euro hingeblättert werden. Experten führen das auf die planmäßige EU-weite Reduzierung der Emissionszertifikate seit 2019 zurück. Um die Klimawirkung zu verstärken, hat die EU die Emissionen neuer Rechte deutlich verknappt und nimmt alte Emissionen über eine Stabilitätsreserve vom Markt. Daraus ergibt sich mehr oder weniger zwangsläufig ein hohes Zertifikate-Defizit. Um diesem entgegenzutreten und es möglichst zu verringern, müssen sich die Preise für die EUA erhöhen.

Je nach Analystenschätzung könnte es weit nach oben gehen. Den Experten von Berenberg zufolge könnte der Preis bis Frühjahr 2022 auf 110 Euro je Tonne steigen. Denn Unternehmen, die ihre Emissionen nicht gedeckt haben, müssen eine Straf­zah­lung von 110 Euro pro nicht abgedeckter Tonne emittiertes Kohlendioxid zahlen. Die­sem Preis dürfte sich der Future dann zwangsläufig annähern. Ausgehend vom ak­tuel­len Niveau wäre das fast eine Verdopplung. Auch Anleger können von diesen Ent­wick­lungen profitieren – auf den EUA-Preis sind Anlage- und Hebelprodukte von Morgan Stanley, Société Générale und Vontobel verfügbar. Ein Tracker (ISIN DE000VX10C02 ) bildet den Emissionsrechte-Preis annähernd ab.

CHRISTIAN SCHEID

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