K: Hedgefonds - Was ist das? Wie funktioniert das?
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Externe Quelle: dit (Deutscher Investment Trust)
Hedgefonds - Anlegerische Freiheit
Den Grundstein der heutigen Hedgefonds legte ursprünglich ein ganz alter Gedanke: Vermögenspositionen sollten gegenüber Wertverlusten abgesichert werden. Gleich einem Zaun, einer Hecke ("Hedge"), die um die Assets gezogen wird, um sie vor den Widrigkeiten des Marktes zu schützen.
"Hedging", verstanden als die Sicherung von Vermögensbeständen, ist Ende des 19. Jahrhunderts entstanden, als Investoren vornehmlich versuchten, sich gegen Zins- und Währungsrisiken abzusichern. Den nächsten Dreh brachte Alfred Winsley Jones im Jahre 1949. Er gründete den ersten Hedgefonds der Welt und gilt als Urheber eines ganzen Investmentsegments. Der Siegeszug nahm seinen Lauf.
Historie und Evolution
Seit wann gibt es Hedgefonds? Wie ist die Evolution verlaufen? Seit der Begriff Hedgefonds Ende der vierziger Jahre auftauchte, gab es folgende wichtige Meilensteine:
- Wie bereits erwähnt, wird der erste Hedgefonds auf Jones zurückgeführt. Er suchte einen Weg, nicht nur in Boomphasen von den Aktienmärkten zu profitieren, sondern auch von fallenden Märkten. Um das Marktrisiko zu eliminieren, verfolgte er durch die Kombination von fremdkapitalfinanzierten Kauf- und Verkaufspositionen eine "markt-neutrale" Strategie. Das Portfolio war also nur noch von den unsystematischen Risiken der einzelnen Wertpapiere abhängig. Mit seiner Strategie erweiterte Jones das traditionelle Instrumentarium um Short Selling und Leverage.
- Einen ersten Boom erlebte die Hedgefonds- Industrie aber erst 1966, als Carol J. Loomis im Fortune Magazine zum ersten Mal den Namen "Hedgefonds" gebrauchte.
- Im Zuge dieses Booms wurde 1969 von Georges Karlweis für die Banque Privée Edmond de Rothschild der erste Dach- Hedgefonds gegründet.
- Die Jahre 1985 bis 1995 waren geprägt von einem anhaltendem Wachstum der Branche, nicht zuletzt hervorgerufen durch die spektaktuläre Outperformance der Fonds von George Soros und Julian Robertson. Robertson hatte das ursprüngliche Anlageuniversum von Jones um neue Finanzinstrumente in den Bereichen Währungen, Zinsen, Rohstoffe und Aktienmärkte erweitert und damit die Global Macro- Strategie begründet.
- Aufsehen, im negativen Sinne, erregte Ende der neunziger Jahre der Beinahe-Zusammenbruch von Long-Term Capital Management (LTCM), einem Projekt, hinter dem viele Persönlichkeiten aus der Finanzwirtschaft, nicht zuletzt die beiden Nobelpreisträger Merton und Scholes, standen. Im Laufe des Jahres 1998 addierten sich die Verluste des Fonds auf 4,6 Mrd. US-Dollar. Der größte Teil der Verluste entfiel auf Geschäfte mit Swaps und Transaktionen, die auf Aktienpositionen mit starken Schwankungsbreiten (Aktien-Volatilität) setzten. Problematisch waren für den Fonds zwei Faktoren: Zum einen wurde der Fonds in diesen Märkten so groß, dass er die Effizienz der Märkte selbst beeinflusste. Zum anderen sorgte die Russland-Krise für Panikreaktionen an den Märkten und Illiquidität im Bereich der Emerging Markets. Gerettet wurde LTCM durch das Einschießen von 3,5 Mrd. US-Dollar durch 14 Gläubigerbanken, um Schieflagen bei den involvierten Gegenparteien zu verhindern. Im Dezember 1999 wurde LTCM liquidiert.
- Im Jahre 1999 begannen die Anlagevolumina wieder deutlich zu steigen. Mit Mittelzuflüssen von rund 25 Mrd. US-Dollar allein in Europa markierte das Jahr 2001 einen absoluten Rekord. Verglichen mit dem Vorjahr vervierfachte sich das Anlagevolumen, so dass Ende des Jahres 64 Mrd. US-Dollar von europäischen Investoren in Hedgefonds angelegt waren. Stimulierend wirkten insbesondere die anhaltende Baisse an den Aktienmärkten sowie das niedrige Renditeniveau an den Rentenmärkten.
Volumina und Anzahl
Seit Entstehung der Hedgefonds-Industrie Ende der vierziger Jahre ist das Segment signifikant gewachsen. Besonders in den achtziger und Ende der neunziger Jahre hat sich das Wachstum sowohl der Anzahl der Fonds als auch der von ihnen verwalteten Vermögen deutlich beschleunigt. Daten von Van Hedge Fund Advisors zufolge hat sich Anzahl der Fonds (ohne Dachfonds) von knapp 1.400 im Jahr 1988 auf gut 8.000 Ende 2003 erhöht. Ein Plus von 470% bzw. 13% p.a. Im gleichen Zeitraum stieg das Fondsvermögen um 1850% von 42 Mrd. US-Dollar auf 820 Mrd. US-Dollar. Dies entspricht einer jährlichen Wachstumsrate von gut 22%. Triebfeder hinter diesen rasanten Entwicklung waren nach einer Studie der Deutschen Bundesbank neben der Baisse an den Aktienmärkten in den letzten Jahren sehr vermögende Einzelpersonen. Die mit Abstand wichtigsten Impulse gingen allerdings von institutionellen Anlegern wie Pensions- und Investmentfonds, Banken, Versicherungen oder Stiftungen aus.
Begriff "Hedgefonds"
Der Blick zurück in die Historie und die Entwicklung der Anzahl der Fonds sowie die von ihnen verwalteten Vermögensbestände zeigt: Die heutige Hedgefonds-Industrie ist nicht mehr den Anfängen á la Jones vergleichbar. Die Anzahl der angewendeten Strategien hat markant zugenommen und das Universum an Handelsgegenständen hat sich deutlich erweitert. Aufgrund der Vielzahl an Handelsgegenständen und Handelsstrategien sollte man sich vom Begriff "Hedging" nicht irreleiten lassen. Im wirtschaftlich-finanziellen Sinne ist Hedging definiert als Kombination einer Position des physischen Handels mit einer konträr angelegten Terminposition zur Risikominimierung. Eine solche Absicherung ist durch eine Investition in Hedgefonds aber nicht in allen Fällen gegeben. Anders als Investmentfonds sind Hedgefonds in der Lage, in unbegrenztem Ausmaß in derivative Instrumente zu investieren. Sie übernehmen somit zur Erreichung ihrer Ertragsziele gezielt Risiken und "Hedging" ist nur insofern Bestandteil der Strategie, als das Portefeuille gegen andere als die bewußt übernommenen Risiken abgesichert wird. Da der Anlageerfolg somit möglichst nur von der Korrektur der vermuteten Fehlbewertung abhängt, findet die Deutsche Bundesbank die Bezeichnung "Risikofonds" zutreffender.
Abgrenzung zu "anderen" Investments
Hedgefonds sind Bestandteil der Alternativen Investments. Der Begriff Alternative Investments steht als Sammelbezeichnung für verschiedene Formen der verwalteten Vermögensanlage, die wegen ihrer Andersartigkeit nicht der Investmentfondsbranche zugeordnet werden können. Das Spektrum Alternative Investments reicht von Strategien, bei denen börsennotierte Wertpapiere zum Einsatz kommen, die täglich an verschiedenen Märkten der Welt gehandelt werden, wie z.B. Hedgefonds oder Managed Futures (Public-Market-Strategien), über Strategien, denen Assets zugrunde liegen, für die es aufgrund illiquider Märkte bzw. fehlender amtlicher Märkte keinen quantifizierbaren Preis gibt. Da der Preis nicht laufend ermittelt werden kann, ist er erst ermittelbar, wenn der Vermögensgegenstand tatsächlich verkauft wird. Zu diesen so genannten Privat-Market- Strategien zählen u.a. Venture Capital, Buyouts oder Mezzanine. Schließlich gehören zum AI-Bereich noch materielle Vermögenswerte wie Grundstücke, Gebäude oder natürliche Ressourcen. Wie unterscheiden sich Hedgefonds nun konkret von "anderen" Anlageklassen?
- Hedgefonds gelten als Königsdisziplin der Investments, da sie versuchen, unter Anwendung verschiedener Strategien, Fehlbewertungen einzelner Wertpapiere oder ganzer Märkte zu identifizieren und renditesteigernd und/oder risikosenkend auszunutzen. Eine der wichtigsten Renditequellen ist dabei die Vereinnahmung von Risikoprämien.
- Absolute Return-Ansatz: Hedgefonds verfolgen im Gegensatz zu traditionellen Anlagefonds, deren Performance im Vergleich zu einer Benchmark gemessen wird, absolute Ertragsziele.
- Da ein Hedgefonds-Manager keine Benchmark replizieren, sondern einen positiven absoluten Ertrag generieren muss, sind dessen Fähigkeiten der dominierende Faktor bei der Renditeerzielung.
- Im Gegensatz zu Anlagefonds, die in den meisten Ländern einer umfassenden Überwachtung durch Aufsichtsbehörden unterliegen, sind Hedgefonds größtenteils unreguliert. In Deutschland kann davon allerdings nicht die Rede sein. Das zum 1.1.2004 in Kraft getretene Investmentmodernisierungsgesetz erlaubt auch in Deutschland Auflegung und Vertrieb von Hedgefonds. Allerdings nur mit einigen Einschränkungen, die die Risiken reduzieren sollen.
Spezifika der Hedgefonds oder: Anlegerische Freiheit
Die anlegerische Freiheit der Hedgefonds zeigt sich im Bereich der Handelsgegenstände und Handelsstrategien. Der Fokus traditioneller Investmentfonds liegt vornehmlich auf dem Instrument der Kaufposition (Long-Position). Hierbei konzentrieren sie sich hauptsächlich auf Geldmarktinstrumente, Staats- und Unternehmenanleihen sowie Aktien von Unternehmen mit einer großen Marktkapitalisierung (Large Caps). Demgegenüber bedienen sich Hedgefonds eines größeren Instrumentenkastens, bestehend aus Kauf- (Long-Position) und Verkaufspositionen (Short Selling) sowie Fremdkapitalaufnahme (Leverage). Die zu Grunde liegenden Assetklassen weisen eine tendenziell höhere Ineffizienz aus. Dies sind vor allem High Yield Bonds (Junk Bonds), Aktien (Small Caps), Wandelanleihen, Derivate sowie komplexe Finanzmarktinstrumente, wie bspw. Kreditderivate, zu denen u.a. Credit Default Swaps oder Credit Spread Options gehören. Neben der freien Auswahl im Bereich der Handelsinstrumente sind es aber vor allem der Leerverkauf (Short Selling) und die Aufnahme von Fremdkapital (Leverage), die spezifisch für Hedgefonds sind.
Short Selling
Unter Leerverkauf (Short Selling) versteht man den Verkauf (vermeintlich überbewerteter) Aktien, ohne dass sich diese im Besitz des Verkäufers befinden. Ziel ist dabei, die leerverkauften Aktien zu einem günstigeren Preis in der Zukunft zurückzukaufen. Aus rechtlicher Sicht besteht ein Leerverkauf aus vier verschiedenen Rechtsgeschäften. Im ersten Schritt werden vom Leerverkäufer Aktien vom Wertpapierverleiher für eine bestimmte Zeitperiode geliehen. Im Gegenzug erhält der Verleiher eine Prämie und verlangt zudem meistens eine Sicherheit (Collateral). Anschließend veräußert der Leerverkäufer die Aktien über den Markt. Zu einem späteren Zeitpunkt werden die Aktien dann wieder vom Leerverkäufer am Markt zurückgekauft und an den Verleiher zurückgegeben. Wie unschwer zu erkennen ist, bildet die Wertpapierleihe das Herzstück des Leerverkaufs. Streng genommen handelt es sich aber nicht um eine Leihe sondern ein Sachdarlehen, da die Aktien dem Entleiher zwar zur freien Verfügung übereignet werden, die Erträge (u.a. Dividenden, Nebenrechte) in ihrer Bruttoform allerdings dem Verleiher zustehen.
Die Motivation für eine solche Transaktion ist, von fallenden Wertpapierkursen zu profitieren. Der Leerverkäufer erzielt dabei einen Gewinn, wenn er das Wertpapier am Markt günstiger zurückkaufen kann als er es für seinen Leerverkauf geliehen bekam. Hierbei ist natürlich die Leihegebühr zu berücksichtigen. Zusätzlich vereinnahmt der Leerverkäufer Zinsen aus dem Leerverkauf, wenn er das aus dem Verkauf erzielte Geld als Geldmarkt- Position hält oder in Bonds investiert. Muss der Leerverkäufer weniger als 100% des Leerverkaufvolumens als Sicherheit beim Verleiher hinterlegen, entsteht darüber hinaus Leverage. Ein Verlustrisiko besteht, wenn der Kurs des Wertpapiers zwischen dem eigentlichen Leerverkauf und dem Rückgabetermin steigt. Dann muss das Wertpapier zu einem höheren Kurs am Markt zurückgekauft werden. Der Breakeven-Punkt des Leerverkaufs ist erreicht, wenn das leerverkaufte Wertpapier um die Differenz zwischen Leihgebühr und Zinseinnahmen sinkt.
Leverage
Unter Leverage ("Hebelarm") wird die Aufnahme von Krediten verstanden mit dem spekulativen Ziel, die (erwartete) Rendite einer Investition mittels Fremdkapital weiter zu steigern. Bsp.: Die Rendite einer Investition in Aktien (Equity) wird mit re erhofft. Zum Eigenkapital E wird Fremdkapital F aufgenommen, das mit rf zu verzinsen ist. Der erhoffte Return auf die Aktien ohne Aufnahme von Fremdkapital ist ra . Unter Einsatz von Fremdkapital ergibt sich dann die Rendite der Aktie re wie folgt:
re = ra + F/E * (ra -rf)
Solange die Rendite auf die gesamten Assets größer ist als die Kosten des Fremdkapitals gilt: Mit steigender Fremdfinanzierung F steigt die Rendite des Aktieninvestments - und dies um so stärker, je höher die Kreditfinanzierung ist. Eine Hebelwirkung. Bleibt zu betonen, dass es sich um erhoffte Renditen handelt. Durch die Spekulation darauf kann es aber auch zu Verlusten kommen.
Im Gegensatz zu Hedgefonds-Strategien, die auf Futures basieren, wo zumeist nur ein Bruchteil des Exposures als Sicherheit hinterlegt werden muss, können andere Strategien Leverage nur durch externe Finanzierung aufbauen. Substantielle Leverage-Möglichkeiten bieten z.B. das Verleihen eigener Aktienpositionen, die Verpfändung von Rentenwerten oder Optionen. Besonders Letztere bieten die Möglichkeit, das Portfolio zu hebeln. Die Hebelwirkung entsteht, weil sich mit relativ geringem Kapitaleinsatz vergleichsweise hohe Volumina des Basiswertes (Underlying) "bewegen" lassen. Der Einsatz von Fremdkapital hilft Hedgefonds, bestimmte bzw. gewünschte Rendite-Risiko-Profile abzubilden. Hierbei kommt es bei den verschiedenen Strategien auch zu unterschiedlichen "Kredithebeln". Offensichtlich weisen nur relativ wenige Hedgefonds ein hohes Leverage auf. Fast ein Drittel aller Fonds gibt an, nicht auf die Hebelwirkung fremdfinanzierter Positionen zu setzen. Ein Leverage von 2:1 oder weniger findet sich bei 45%. Bei den restlichen Fonds (28%) liegt das Verhältnis bei mehr als 2:1 und in der Spitze nur in seltenen Fällen über 10:1. Die mit einem hohen Einsatz von Fremdkapital verbundenen Risiken konzentrieren sich folglich auf relativ wenige Fonds. Ein hohes Leverage gehen insbesondere die gegenüber dem systematischen Risiko (Marktrisiko) weniger empfindlichen Market Neutral Arbitrage und Global Macro ein.
Disziplinen & Strategien
In der Literatur existieren diverse Hedgefonds- Disziplinen bzw. -Strategien und noch mehr verschiedene Klassifizierungen. Detaillierte Infos, welches Handelsinstrument als Disziplin und welches als Strategie bezeichnet werden kann und was sich genau dahinter verbirgt, ist Gegenstand des zweiten Teils dieser Serie.
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