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17:04 Uhr, 23.07.2004

K: Fonds-Patriotismus ist fehl am Platz

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Externe Quelle: Morningstar Deutschland

Fonds-Patriotismus ist fehl am Platz

Die neue Statistik des Fondsbranchenverband BVI zeigt, dass sowohl in den abgelaufenen zwölf Monaten als auch über die letzten 20 Jahre Deutschland-Aktienfonds in puncto Rendite ganz oben standen. Das ist jedoch noch lange kein Grund, auch in Zukunft in diese Länderfonds zu investieren.

Kurzfristig ist die Überschussrendite deutscher Aktienfonds von rund 10 Prozent im Vergleich mit europäischen und internationalen Aktienfonds vor allem auf einen Basiseffekt zurückzuführen. Schließlich war der vorangegangene Zwölf-Monats-Zeitraum einer der schlechtesten überhaupt für deutsche Aktien seit dem 2. Weltkrieg. Die zwischenzeitliche drastische Unterbewertung wurde mehr als korrigiert. Deutsche Aktien reagieren eben überproportional, die Kursausschläge sind sowohl in der Baisse als auch in der Hausse extremer als etwa im britischen oder gesamteuropäischen Markt. Auch diese hohe Volatilität spricht gegen Deutschlandfonds.

Die Zahlen über 20 Jahre sind von solch kurzfristigen Effekten natürlich frei, dennoch sollte man keine voreiligen Schlüsse aus ihnen ziehen. Deutsche Aktienfonds entwickelten sich über diesen Zeitraum im Jahresdurchschnitt um 0,5 bzw. 1 Prozent besser als europäische und internationale Aktienfonds. Doch diese Statistik hat einen erheblichen Haken: Nur Fonds deutscher Fondsgesellschaften sind berücksichtigt. Und wer sich ein wenig mit der Materie beschäftigt, weiß: Die besten weltweit oder auch nur europäisch anlegenden Aktienfonds kommen ganz überwiegend aus dem Ausland. Vor 20 Jahren jedoch war der deutsche Fondsmarkt winzig. Nur wenige Anleger waren überhaupt in Aktienfonds investiert, und ausländische Aktienfonds waren mit Ausnahme des Templeton Growth Fund oder des Pioneer Fund kaum verfügbar. Diese schön anzusehenden Renditen hat also kaum jemand hierzulande wirklich für sich verbuchen können.

Noch ein weiterer Aspekt darf nicht vergessen werden. Die deutsche Volkswirtschaft war über Jahrzehnte der Konjunkturmotor Europas und zeitweise sogar den USA an Dynamik überlegen. Diese Zeiten dürften so schnell nicht wiederkehren. Das Land ist überaltert, übersättigt und erstarrt. Nur der Export blüht noch.

Und schließlich gibt es seit 1999 keinen wirklichen Grund mehr, sich bei der Aktienanlage auf Deutschland zu beschränken. Die europäische Einheitswährung hat einen wesentlich größeren, und auch auf Branchenebene weitaus diversifizierteren Wirtschaftraum geschaffen, und nebenbei das entsprechende Währungsrisiko für deutsche Anleger eliminiert. Der Heimatmarkt des deutschen Anlegers ist seitdem die Eurozone, nicht nur Deutschland. Zwar gibt es einige wenige Deutschlandfondsmanager, wie etwa Heinrich Morgen, die mit durchdachten, unkonventionellen Anlageprozessen auch in den vergangenen, schwierigen Jahren gute relative Renditen bei begrenztem Risiko erzielt haben. Aber auch Morgen hat die Zeichen der Zeit erkannt: Er wird bald einen Europafonds lancieren.

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