K: Dividenden & Discount
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Externe Quelle: dit
Dividenden & Discount
Aktien mit hohen Dividendenausschüttungen zum Discountkurs kaufen - das soll möglich sein? Klingt wie im Märchen.
Dividende
Klingt vielleicht wie im Märchen - und ist wirklich verlockend, um so mehr, da die Dividendenrendite marktweit für europäische Aktien bei etwa 3% liegt und Staatsanleihen des Euro-Währungsraums mit ca. 3,7% rentieren (Stand: Dezember 2004). Was liegt da näher als der Versuch die Dividendenrendite einzuloggen? Die Gedanken dahinter:
- Falls die Unternehmen ihre Dividendenpolitik beibehalten und sich die Aktienkurse nicht ändern, lässt sich mit den Aktien ein netter "Kupon" verdienen.
- Steigen die Aktien auch nur geringfügig (in obigem Beispiel um 0,7 Prozentpunkte), übertreffen sie die Rendite der Anleihen. Gerade in Märkten mit "Sägezahnmuster" ist das nicht unattraktiv. Wie stark die Dividende die Performance einer Aktienanlage prägen kann, verdeutlich ein kurzer Blick in den Rückspiegel: Von 1970 an bis Ende 2004 erbrachten die im MSCI Europa enthaltenen Aktien alleine durch die Kurssteigerungen eine annualisierte Rendite von 6,9%. Inklusive der Dividenden stieg die Performance auf 10,9% im Schnitt der Jahre an. Dazu kommt: Hier wurden alle in dem Index enthaltenen Aktien berücksichtigt. Durch Fokussierung auf besonders dividendenstarke Titel kann der Beitrag der Dividenden noch gesteigert werden. Sicher: Die Geschichte wiederholt sich nicht einfach, aber sie liefert einen guten Hinweis darüber, was Dividenden wirklich bedeuten können.
Discount
Bleibt die Frage nach der "Märchenfee", die den Einstieg in Aktien mit einem "Discount" auf den Marktpreis ermöglicht.
Die "Märchenfee" gibt es nicht. Solange das Goldtalermädchen nicht den Sprung an die Börse schafft, gilt unverändert: "There is no such thing as a free lunch." Frei übersetzt: Es gibt kein Freibier. Irgend jemand zahlt immer. In diesem Fall sind es die Käufer von Aktien-Kaufoptionen.
Was passiert?
Käufer von "Calls", erwerben vom Verkäufer des Calls das Recht zum Bezug einer Aktie oder eines ganzen Korbs an Aktien. Dafür zahlen sie dem Verkäufer eine Optionsprämie. Die Interessenlage von Käufer und Verkäufer ist dabei gegensätzlich:
- Der Käufer erwartet steigende Kurse, möchte aber keine Verluste bei fallenden realisieren. Mit dem Kauf eines Calls ("Call-Long") profitiert er von steigenden Kursen, sobald diese über den vereinbarten Schwellenwert "Strike" steigen. Sinken sie dagegen, verliert er lediglich die Optionsprämie.
- Der Verkäufer der Option will seine Position mittels der Optionsprämie, die er vom Käufer erhält, verbessern. Er geht einen "Call-Short" ein. Solange die Aktienkurse nahe beim Einstandskurs ("Strike") liegen ("at the money") oder unter den Strike fallen ("out of the money") kann er die Optionsprämie vereinnahmen, ohne dass er die Aktien liefern muss. Er verbessert seine Position gegenüber einem reinen Halter von Aktien. Erst wenn die Aktienkurse über den Strike zzgl. der Optionsprämie hinaus steigen, wirkt der Call für ihn wie ein Deckel: Über diesen Schwellenwert kommt seine Position nicht hinaus - es sei denn, er kann die Optionen flexibel handhaben und ständig ver- und ankaufen. Der Wert einer Option setzt sich aus zwei Komponenten mit unterschiedlichen Einflussgrößen zusammen:
- dem "inneren Wert" und dem
- Zeitwert.
Innerer Wert
Der innere Wert leitet sich unmittelbar aus dem Kurs ab, zu dem die Option ausgeübt werden kann ("Strike"), und dem Kurs der Aktie, welche der Option zu Grunde liegt. Drei Zustände sind möglich:
- "Out of the money": Der Aktienkurs liegt unterhalb des Ausübungskurses. Der innere Wert der Option ist Null.
- "At the money": Der Aktienkurs liegt direkt auf dem Strike.
- "In the money": Der Aktienkurs liegt über dem Strike. Der innere Wert ist werthaltig und steigt mit jedem weiteren Anstieg des Aktienkurses ebenfalls im Wert.
Zeitwert
Der Zeitwert, der zum inneren Wert des Calls hinzukommt, erklärt sich aus dem Gedanken: Solange der Verfallszeitpunkt des Calls noch nicht gekommen ist, solange besteht die Chance auf steigende Kurse und damit auf einen steigenden Wert des Calls. Daher gilt: Je länger die Laufzeit der Option, desto höher der Zeitwert - und umgekehrt. Folgende Einflussgrößen setzen an ihm an:
- Laufzeit (wie bereits erwähnt),
- Kapitalmarktzinsen,
- Volatilität des zu Grunde liegenden Wertpapiers. Zinsen? Wieso eigentlich Zinsen? Es handelt sich hier doch um eine Option auf Aktien und nicht um eine Anleihe????
Nun, eine Option, die heute gekauft wird und zum Bezug einer Aktie morgen berechtigt, ist eine Art "Kredit": "Bestelle heute, bezahle morgen." Diese Form der Liquiditätsbeschaffung kann aber nicht umsonst sein. Der Käufer einer Option muss sie dem Stillhalter des Wertpapiers bezahlen, denn der hat es ja gekauft und hält die Aktie vor. Je höher die Zinsen am Markt, desto höher also auch der Zeitwert. Die Volatilität, d.h. die Kursschwankungen der Aktie, wirkt sich ebenfalls positiv auf den Zeitwert der Option aus: Je höher die "Vola", desto höher das Risiko von Kursverlusten bei der Aktie (an denen ein Optionsinhaber nicht teilnimmt), aber auch die Chance auf Kursgewinne, welche die Option ebenfalls wertvoller machen. Kurz: Je höher die Volatilität, desto höher der Optionswert.
Dividende & Discount
In einer modernen Investmentfondskonzeption lassen sich "Dividenden" und "Discount" verbinden: Es wird ein Korb an Aktien mit hoher Dividende gekauft. Gleichzeitig werden auf einen Teil der Position Calls verkauft ("Call-Short") um mittels der vereinnahmten Optionsprämie die Kaufkurse der Aktien zu "drücken". Mittels eines flexiblen Managements wird dann versucht folgende Vorteile zu erzielen:
- Durch die Selektion der Aktien kann die Dividendenrendite gesteigert werden, wobei die Dividendenrendite alleine nicht das ausschlaggebende Kriterium sein sollte. Wichtig ist die Gesamtbeurteilung der ausgewählten Aktien im Hinblick auf die Nachhaltigkeit der Dividendenaussschüttung.
- Der Verkauf von Calls ermöglicht einen "Discount" auf die Aktien. Dabei ist wichtig, dass die Call-Positionen flexibel nach den Marktverhältnissen gehandelt werden können, damit die Deckelung bei Aktienkursgewinnen möglichst gering ausfällt. Die "Kostolany-Methode", Call- Short eingehen und schlafen, reicht also nicht.
- Es wird in einen breit diversifizierten Aktienkorb investiert. Der Investor erhält damit Anteile an den jeweiligen Firmen selbst und investiert nicht nur in Substitute. Je nach Marktlage kann die Vorteilhaftigkeit einer "Discount-Lösung" unterschiedlich im Vergleich zu einer reinen Aktienanlage sein, selbst wenn beide Strategien hohe Dividenden anstreben. Die Unterschiede erklären sich durch die Wirkungsweise der Optionen:
- In Phasen leicht steigender, leicht fallender und sich seitwärts bewegender Märkte dürfte eine Discountstruktur wahrscheinlich sowohl absolut als auch relativ gesehen besser als ein klassisches Aktienportfolio performen.
- In Phasen stark steigender Märkte, dürfte eine Discountstruktur absolut positive Erträge erwirtschaften aber relativ zu klassischen Aktienportfolio schlechter abschneiden.
- In Phasen stark fallender Märkte dürfte eine Discountstruktur zwar relativ zu einem klassischen Aktienportfolio eine besser Performance haben, es kommt aber dennoch zu Verlusten.
Summa Oeconomica
Discountstrukturen, verbunden mit einer Dividendenstrategie, können einen wichtigen Performancebeitrag für das Portfolio liefern. Dabei sollte auf die Möglichkeit flexibler An- und Verkäufe der Optionen geachten werden, damit die jeweiligen Marktgegebenheiten genutzt werden können.
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