Kommentar
05:41 Uhr, 29.12.2007

Jiangxi Copper: Synthese von China- und Rohstoffboom

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Finanzmärkte leben von Trends. Die Megatrends dieser Tage sind der Wachstumsrausch in China und der Rohstoffboom. Wegen der explodierenden Einkommen im Reich der Mitte sind beide Strömungen eng miteinander verbunden. Wer die Megatrends als Investor auf einen Nenner bringen will, sollte sich Jiangxi Copper anschauen (WKN: A0M4YE ISIN: CNE1000003K3) . Das ist der größte Kupferproduzent in China. Jiangxi ist ein integriertes Kupferunternehmen. Das bedeutet, die Chinesen betreiben sowohl Rohstoffminen als auch Schmelzereien. Da die eigene Minenproduktion deutlich geringer ist als der rasant wachsende Bedarf, verarbeiten die Chinesen in ihren Schmelzereien zunehmend auch aus dem Ausland zugekauftes Kupfer.

Der Sitz des Unternehmens ist offiziell in Guanxi in der südöstlichen Provinz Jiangxi (nahe Hongkong). Die Aktie wird an der Hongkong Stock Exchange, der Shanghai Stock Exchange und an der London Stock Exchange notiert. In den USA gibt es lediglich eine Notierung in den Pink Sheets, das ist ein völlig abgelegener Bereich des Freiverkehrs, der wenig Beachtung findet. In Deutschland wird das Papier an verschiedenen Plätzen gehandelt. Der mit Abstand höchste Umsatz wird hierzulande in Frankfurt erzielt. Der Hauptaktionär ist die chinesische Regierung.

Jiangxi besitzt 59 Unternehmen in China, die unter seinem Namen betrieben werden. Dazu zählen die fünf führenden Kupferminen im Reich der Mitte (gemessen an den Metallreserven im Boden). Die Jahresproduktion liegt etwa bei 500.000 Tonnen Kupfer. Das Metall wird in konzerneigenen Schmelzereien und Raffinerien weiterverarbeitet. Die Gesellschaft besitzt eine Beteiligung an Jiangxi Copper Company Limited, die das Metall weiterverarbeitet, etwa zu Drähten.

Enorme strategische Bedeutung

Der fernöstliche Rohstoffkonzern hat sehr gute Perspektiven. Der Aufbruch des chinesischen Riesenreichs kann sich nur dann fortsetzen, wenn die die dafür notwenige Infrastruktur ausgebaut wird - und das zügig. Deshalb braucht China Kupfer - und zwar reichlich. Das rote Metall wird etwa beim Aufbau der Telekommunikationsnetze (Telefonkabel) gebraucht, aber auch bei der Wasserversorgung des gigantischen Landes (Wasserleistungen). Kupfer profitiert aber auch von der anspringenden Verbrauchernachfrage, es wird bei der Produktion von Autos genauso eingesetzt wie beim Bierbrauen (Braukessel).
Da Kupfer für das weiterhin kommunistisch gesteuerte Riesenreich strategische Bedeutung hat, ist auch Jiangxi Copper lediglich Teil des politischen Räderwerks. Ausländische Aktionäre werden - genau wie Touristen im Reich der Mitte - nur als Trittbrettfahrer geduldet, besitzen aber keinerlei Einfluss. Sie dürfen auch keine Ansprüche an die Informationspolitik stellen, die ist jedenfalls - typisch für eine marxistische Diktatur - äußerst spärlich.

Vorrang der Partei

Entlarvend ist die Organisationsstruktur, die Jiangxi Copper offiziell auf seiner Webseite vorstellt. An oberster Stelle steht die Kommunistische Partei („the Chinese Communist Committee“), in der zweiten Linie folgt das Parteisekretariat („Party Secretary“), in der dritten Linie gibt es den Gewerkschaftsvorsitzenden („Chairman of Trade Union“), den stellvertretenden Sekretär der Kommunistischen Partei („Deputy Party Secretary“) und die Aufsichtskommission („Secretary of Discipline Inspection Commission“). In der Rangfolge an vierter Stelle stehen zahlreiche Einheiten, darunter die Propagandaabteilung der Kommunistischen Partei („Propaganda Department of Party Committee“).

Expansion im Ausland
Weil die heimischen Lagerbestände längst nicht mehr ausreichen, den enorm wachsenden Bedarf zu decken, suchen die Chinesen zunehmend nach Alternativen im Ausland. Kupfer wird daher zunehmend importiert, etwa aus Indonesien oder aus der Mongolei. Das Handelsministerium in Pekings lies vergangene Woche verlautbaren, dass das staatliche Unternehmen China Metallurgical Group gemeinsam mit der Jiangxi Copper Group eine Ausschreibung Afghanistans zur Entwicklung einer großen Erzlagerstätte in dem Land gewonnen hat. Über finanzielle Details wurden keine Angaben gemacht.
Bei der Lagerstätte handelt es sich um das Areal Aynak-Projekt im Osten der Afghanischen Hauptstadt Kabul. Die Kapazitätsgröße wird auf 11,3 Millionen Tonnen Kupfer geschätzt. Die Ablagerungen von Rohstoffen insgesamt soll 690 Millionen. Tonnen betragen.

Durchwachsene Entwicklung

Trotz des rasanten Marktwachstums verlief die betriebswirtschaftliche Entwicklung bei Jiangxi Copper sehr durchwachsen. Der chinesische Rohstoffkonzern war immer wider mal zu einer negativen Überraschung fähig.
Im ersten Halbjahr 2007 ist der Gewinn - wieder einmal - gefallen. Der Metallproduzent wies einen Nettogewinn von 2,03 Milliarden Yuan aus (267 Millionen US-Dollar). Das bedeutet einen Rückgang um 3,57 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Begründet wird der Rückgang durch gestiegene Kosten. Diese waren um 123,8 Prozent auf 14,24 Milliarden Yuan (1,87 Milliarden Dollar) nach oben gegangen. Der Preis für eine Tonne Kupfer lag im ersten Halbjahr bei durchschnittlich 52.660 Yuan und damit um 13,22 Prozent über dem Vorjahr. Der Umsatz stieg um 64,6 Prozent auf 17,3 Mrd. Yuan (2,276 Milliarden Dollar). Der Gewinn je Aktie ging im ersten Halbjahr von 0,772 Yuan auf 0,689 Yuan zurück.

Achillesferse Energiekosten

Die Achillesferse des Rohstoffunternehmens ist der hohe Stromverbrauch beim Schmelzen und Weiterverarbeitung des Kupfererzes. Daher leidet Jiangxi unter der Preisexplosion bei der Energie.
Bereits schon in der Vergangenheit meldete das Unternehmen überraschende Gewinneinbrüche. Häufig werden Schmelzereien wegen einer notwendigen Überholung vorübergehend geschlossen - was natürlich zeitweise zu einem Produktionsausfall führt. Im Jahr 2003 haben die Chinesen ihre Aktionäre außerdem mit einer Abschreibungen auf obsolet gewordene Anlagen geschockt, von denen niemand etwas vorher gewusst hatte. Das hatte damals immerhin 10 Prozent des Reingewinns gekostet.

Auch in den kommenden Monaten müssen die Aktionäre mit Rückschlägen rechnen. Jiangxi Copper will im Dezember seine Altanlage reparieren und senkt deshalb seine Produktion von Raffinadekupfer um etwa 30.000 Tonnen. Jährlich stieß Jiangxi bisher etwa 400.000 Tonnen aus. Trotz der Arbeiten, die circa 40 Tage dauern sollen, will das Unternehmen in diesem Jahr aber 550.000 Tonnen erreichen.
Vor einigen Monaten hatte Jiangxi eine neue Anlage mit einer Jahreskapazität von 300.000 Tonnen in Betrieb genommen. Diese arbeitet bislang nur mit zwei Dritteln ihrer Leistungsfähigkeit, könnte also den Ausfall kompensieren.

Vorsichtige Analysten

Wer sich auf die Aktie einlässt, muss sich darauf einstellen, dass die hohen Massstäbe der westlichen Börsen dort nicht gelten. Transparenz? Fehlanzeige. Die internationalen Investmentbanken halten sich daher bei ihren Einschätzungen zurück. Die schweizerische Großbank UBS wahrt die Tradition ihres Landes und gibt nur das Urteil „Neutral“. Deren Analysten verweisen auf das herausfordernde Kostenumfeld. Die Deutsche Bank schließt sich dem mit der Empfehlung „Halten“ an.

Zusammenfassung:

Jiangxi Copper ist Chinas größter Kupferproduzent. Die Jahresproduktion seiner Minen liegt bei etwa 500.000 Tonnen. Außerdem verarbeitet der Konzern das Metall in eigenen Schmelzereien und Raffinerien weiter. Weil der Bedarf in China rasant wächst und inzwischen größer ist als die landeseigene Produktion, wird Kupfer zunehmend importiert. Kürzlich hat Jiangxi dazu eine Beteiligung in Afghanistan erworben. Wegen des China-Booms, der eine hohe Nachfrage nach Kupfer für Telefonleitungen und andere Infrastrukturprojekten schafft, hat das Unternehmen gute Perspektiven. Die Gewinnentwicklung verläuft aber durchwachsen. Hohe Stromkosten und vorübergehende Betriebsstilllegungen für Wartungsarbeiten können zu Rückschlägen führen.

Quelle: Rohstoff-Report

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