Kommentar
15:21 Uhr, 09.08.2005

Investieren in Chinas Kupfersektor: Jiangxi Copper

Erwähnte Instrumente

Bei Jiangxi Copper (ISIN: CN0009070615) handelt sich um ein integriertes Kupferunternehmen, das gleichzeitig Rohstoffminen und Schmelzereien betreibt. Früher war Jiangxi Copper einmal autark, d. h. sie baute genügende Rohstoffe ab, um ihre Schmelzereien auszulasten. Das hat sich grundlegend geändert. Die Kupferproduktion stieg kräftig und die Ergiebigkeit der Minen ging zurück. Nur noch 36% des notwendigen Rohstoffbedarfs können durch eigenen Abbau gedeckt werden, und dies mit weiter abnehmender Tendenz. Jiangxi wird deshalb in diesem Jahr eine Mine ihres Großaktionär Chengmengshan kaufen, um so die Eigenversorgung zumindest zu stabilisieren.

2004 erzielte die Gesellschaft ein hervorragendes Ergebnis. Der Gewinn konnte gegenüber 2003 um 119% gesteigert werden. Damit sollte aber auch ein vorübergehender Höhepunkt erreicht worden sein. Wie wir in unserem heutigen Leitthema „Kupfer“ ausführen, gehört auch Jiangxi zu den Schmelzereien, die dringend einer Überholung bedürfen. Sie soll in der zweiten Jahreshälfte 2005 wenigstens für 40 Tage geschlossen werden. Das führt zu Produktionsausfällen. Das Gewinnwachstum sollte deshalb in diesem deutlich zurückgehen, aber immer noch bei ungefähr 30% liegen.

Es gibt aber auch einige bittere Pillen. So hat die Gesellschaft im vergangenen Jahr ihre Aktionäre damit überrascht, dass sie Abschreibungen auf obsolet gewordene Anlagen vornahm, von denen niemand etwas wusste. Das hat immerhin 10% des Reingewinns gekostet. Man kann auch wohl erwarten, dass eine Aktiengesellschaft ihre Dividendenzahlungen erhöht, wenn sie über sensationelle Gewinnsteigerungen berichtet. Nicht so Jiangxi, die ihre Dividende auf Vorjahresniveau einfrohr. Das kam bei den Aktionären nicht gut an. Außerdem sollten hohe Gewinne bei niedriger Dividende zumindest zu einem kräftigen Schuldenabbau führen. Stattdessen investierte Jiangxi alle zusätzlichen Mittel in den weiteren Aufbau von Rohstofflagern und in Vorauszahlungen für Rohstofflieferungen. Wie weit das notwendig war, um Rohstoffpreise zu sichern, wurde nicht erläutert. Für die Gesellschaft spricht immerhin, dass sich die Schmelzereien der westlichen Industrieländer im vergangenen Jahr geradezu eine „Schlacht“ um die Rohstoffe geliefert hatten. Da konnte Jiangxi offensichtlich nicht zurückstehen. Schließlich macht Jiangxi keine Angaben zu Kaufpreis der Kupfermine, die sie von ihrem Großaktionär übernehmen will. Es besteht zumindest der Verdacht, dass hier Mittel verschoben werden. Festzuhalten ist also, dass die Informationspflichten gegenüber den Aktionären nicht allzu ernst genommen werden. Das kann sich negativ auf den Aktienkurs auswirken.

Wie sich Jiangxi in diesem Jahr entwickeln wird, ist offen. Die erwähnte Gewinnsteigerung um ca. 30% sollte aber die Untergrenze sein. Viel wird davon abhängen, wie sich die Kapazitäten der Kupferraffinerien entwickeln. Hierüber berichten wir heute eingehend in unserem Leitthema „Kupfer“. Immerhin könnte bereits 2005 das Angebot die Nachfrage übersteigen. Dabei wird von einem Rückgang des chinesischen Nachfragewachstums ausgegangen. Das hätte Konsequenzen für Jiangxi, aber auch für den Weltmarkt. Denn bisher trug China 50% zum weltweiten Nachfragewachstum bei. Nach einer Studie der „International Copper Study Group“ (ICSG) wuchs die Produktion von raffiniertem Kupfer 2004 um 3,6%, während der Kupferverbrauch in den USA um 5,5%, in Japan um 6,4%, in China aber nur um 3,6% stieg. Das ist kaum zu glauben, wenn man die dynamische Entwicklung der chinesischen Wirtschaft ansieht. Das wirkliche Nachfragewachstum wird deshalb auch eher bei 10% vermutet. Die Differenz lässt sich nur damit erklären, dass die chinesische Regierung zuvor Kupfer gehortet hatte, in Lagerbestände, die weitgehend unbekannt blieben, diese aber inzwischen weitgehend abgebaut hat. Hierzu passt auch die Meldung, sie habe kürzlich Kupferrohstoffe aus ihren strategischen Reserven freigeben müssen, um einen massiven Produktionsausfall bei den Kupferraffinerien zu vermeiden. Bisher bewegen sich die Bestände an raffiniertem Kupfer auf äußerst niedrigem Niveau, und gerade der schnelle Übergang der chinesischen Industrie in Richtung Hightechprodukte sollte die Nachfrage wieder kräftig anspringen lassen.

Zusammenfassung

Jiangxi Copper ist eine interessante Gesellschaft. Die Gewinnchancen sind gewaltig. Das Wachstum geht weiter, auch wenn es hin und wieder Unterbrechungen geben wird. Der Aktienkurs bleibt aber volatil, solange die Gesellschaft ihre Informationspolitik nicht deutlich verbessert. Vorsicht ist deshalb geboten. Für den geduldigen Anleger, der diese Aktie kauft und einfach für ein paar Jahre liegen lässt, wird sich die Investition jedoch lohnen. Der chinesische Kupferbedarf wird weiter steigen. Jiangxi wird diese Entwicklung zu nutzen wissen.

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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