Kommentar
08:01 Uhr, 07.09.2008

Jetzt "tierisch" den Rohstoff-Sektor spielen

Auch wenn in beinahe jedem Rohstoff-Segment derzeit die große Krise ausgerufen wird und alles schon vom Platzen einer „Blase“ spricht, gibt es bei einer etwas differenzierteren Betrachtungsweise durchaus Bereiche, die den gewaltigen Boom in dieser Asset-Klasse bislang noch gar nicht zu spüren bekommen haben. Dazu gehört ohne Zweifel der „tierische“ Sektor der Fleisch- und Viehwirtschaft, der gerade wegen seiner Abhängigkeit von anderen landwirtschaftlichen Teilbereichen von deren starkem Wachstum in der Vergangenheit profitieren könnte.

Der Zusammenhang erschließt sich dabei über die bekanntermaßen deutlich gestiegenen Getreidepreise, die ihrerseits wiederum den Einsatz für Futtermittel in der Fleischproduktion, nicht zu vergessen auch die gestiegenen Energiepreise, deutlich verteuern. Um die Kostenexplosion möglichst gering zu halten werden Mastbetriebe in der Folgezeit ihre Bestände vorzeitig reduzieren und schaffen damit ein kurzzeitiges Überangebot am Fleischmarkt, das auf den Preis drückt. Aber der nächste Aufzuchtzyklus kommt bestimmt und erfordert je nach Tierart zahlreiche Monate kostenintensiver Fütterung. Da sich diese Belastungen nicht mehr so leicht reduzieren lassen wie zuvor, führt dies zu steigenden Fleischpreisen und einem eher rückläufigen Angebot. Diese Phase steht dem Markt nach den jüngsten starken Kursrückgängen allerdings erst noch bevor und könnte zahlreiche Investoren jetzt auf den Plan rufen, wie sich bereits an der steigenden Zahl offener Termin-Kontrakte an der CME zeigt. Kein Wunder, dass Analysten nach der Periode weltweit steigender Agrarpreise, auch „Agflation“ genannt, bereits von einer neuen „Meatflation“ sprechen, zumal neben der Zyklik auch globale Faktoren wie das Bevölkerungswachstum in Verbindung mit dem steigenden Lebensstandard und den sich wandelnden Essgewohnheiten in vielen Regionen dieser Welt schon per se für eine zusätzliche Nachfrage sorgen.

Der Emissions-Zeitpunkt für das neue Zertifikat der DWS GO auf den hauseigenen DWS Meat TR Index könnte deshalb gar nicht besser gewählt sein. Allerdings stützt sich das Produkt diesmal nicht wie üblich auf diverse Fleischterminkontrakte für Lebendrind, Mastrind, Magerschwein oder Schweinebäuche wie sie auch der S&P GSCI Livestock Index abbildet, sondern wählt bewusst den Weg über den Aktienmarkt. Dies hat den Vorteil, dass negative „Roll“-Effekte einer sogenannten Contango-Konstellation am Terminmarkt, bei der längerfristige Kontrakte höhere Kosten verursachen als Kurzläufer, von vornherein ausgeschlossen werden. Dagegen bringt die Aktienvariante natürlich die bekannten Risiken dieser Assetklasse mit sich. Wie schon bei anderen Produkten, suchen die Fondsmanager der DWS auch hier aktiv nach Unternehmen, die entlang der gesamten Wertschöpfungskette des Fleischmarktes operieren, die von der Produktion der Futtermittel über die Aufzucht, bis hin zur Verarbeitung und Verpackung der Fleischerzeugnisse reicht. Ein Paradebeispiel für diese vertikale Betrachtungsweise stellt der unter anderem im Indexportfolio befindliche Weltmarktführer in Sachen Schweinefleisch, die amerikanischen Smithfield Foods, dar, vereint sie doch gleich alle Stufen der Schweinemast in einem Unternehmen. Indes achtet die DWS GO bei der Titelauswahl insbesondere darauf, dass vor allem gut positionierte Firmen mit einer Marktkapitalisierung von mindestens 100 Mio. US-Dollar den Weg in den von Standard & Poor’s überwachten Index finden, die zudem allein aufgrund ihrer Größe und Flexibilität jederzeit auf Produktionskostensteigerungen reagieren können. Dazu gehören mit dem höchsten Indexgewicht von jeweils zehn Prozent die beiden Brasilianer JBS und Marfrig Frigorificos. Wie bei der DWS GO üblich, werden auch hier die Nettodividenen eingerechnet. Für das aktive Management wird außerdem eine Gebühr von 1,5 Prozent p.a. vom Indexwert in Abzug gebracht.

Der Rohstoff-Report Tipp:

Das Zertifikat stellt eine interessante neue Möglichkeit dar, sich anlagetechnisch den Fleischtöpfen zu nähern und dürfte vom Timing her ebenfalls genau passen. Allerdings sollte der Einfluss negativ laufender Aktienmärkte, von denen sich auch die im Index enthaltenen Papiere kaum vollständig abkoppeln können, nicht unterschätzt werden.

DWS GO Fleisch TR Index Zertifikat

Emittent/WKN:

DWS GO / DWS0KC

Laufzeit:

Endlos

Preis: (01.09.2008)

Geld / Brief 47,05 € / 47,87 €

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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