Kommentar
20:06 Uhr, 04.06.2019

Jetzt kommt die Trump-Offensive!

Alle reden über eine mögliche Zinssenkung der US-Notenbank. Zeit, sich sofort in Erinnerung zu rufen, weshalb das überhaupt notwendig war. Ein Grund: Zölle auf mexikanische Produkte.

Aus wirtschaftlicher Sicht sind die Zölle gefährlich. Sie können die US-Wirtschaft über die Klippe stoßen. Da helfen auch Zinssenkungen wenig. Dafür sind die Zölle aus einer anderen Sichtweise durchaus logisch: aus Wahlkampfsicht.

Eigentlich hatten sich die USA mit Mexiko und Kanada auf ein neues Freihandelsabkommen geeinigt. Da erwartet man nicht, dass neue Zölle eingeführt werden. Wofür schließt man auch ein Freihandelsabkommen, wenn dann trotzdem Zölle erhoben werden?

Die Frage kann wohl niemand beantworten, denn die Zölle machen aus dieser Sicht keinen Sinn. Entweder schließt man ein Abkommen und hält sich daran oder man hat kein Abkommen und macht, was man will. Beides gleichzeitig widerspricht sich.

Als Grund für die Zölle wird die Immigration genannt. Trump bekommt seine Mauer nicht und Mexiko zahlt schon gar nicht dafür. Jetzt werden andere Geschütze aufgefahren. Das Problem wird verlagert. Bisher waren die unerlaubten Grenzübertritte das Problem der USA. Es ist ihr Land, in das die Menschen wollen. Insofern müssen auch die USA für ihren Grenzschutz sorgen.

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Das hat in der gesamten Historie noch nie funktioniert. Die Grenze ist tausende Kilometer lang. Selbst eine Mauer hält die Übertritte nicht auf. Dort, wo es Barrieren gibt, werden eben Tunnel gebaut oder die Menschen kommen nicht mehr über Land, sondern über Wasser.

Jetzt wird das Problem delegiert, an Mexiko. Jeden Monat sollen die Zölle um 5 Prozentpunkte steigen bis sie 25 % erreichen. Mexiko kann das aufhalten, indem es die Menschen stoppt, die in die USA wollen. Ob es dazu überhaupt in der Lage ist, spielt überhaupt keine Rolle.

Es spielt für die US-Regierung auch keine Rolle, dass der Handel der beiden Länder bei mehr als 600 Mrd. Dollar liegt (Grafik 1). Es gibt ein Defizit im Handel mit Mexiko. Auch das ist der Regierung ein Dorn im Auge, doch darum sollte sich eigentlich das neue Freihandelsabkommen kümmern.

Ein Grund für den Überschuss ist die Autoindustrie. Über 1,2 Mio. Fahrzeuge werden jedes Jahr aus Mexiko importiert (Grafik 2). Mexiko selbst hat keine Produzenten. Es sind ausländische Firmen, die dort produzieren und von dort exportieren.

General Motors produziert 13 % seiner Fahrzeuge in Mexiko. Bei Ford sind es 17 %. Geht es um Zulieferteile, sind die Anteile höher. Bei GM sind es 29 % und bei Ford 17 %. Autos werden in den USA so unweigerlich teurer und zwar massiv.

Das gilt auch für Obst und Gemüse sowie für viele Konsumgüter. Die Zölle sind absoluter Wahnsinn und werden daher aller Voraussicht nach nicht lange Bestand haben. Sie sind am Ende Taktik. Die Zölle werden erhoben, um die Immigration zu stoppen.

In einigen Monaten werden sie wieder abgeschafft und die Regierung wird behaupten, dass sie gewirkt haben. Trump wird zudem behaupten, dass die Zölle die Mauer finanzieren. Gleichzeitig lenkt es davon ab, dass die Regierung an China scheitert. Es ist Wahlkampfgetöse.

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12 Kommentare

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  • tschak
    tschak

    Dumme Leute glauben den Blödheiten von Trump. Man erzieht sich seine "eigenen Wähler"...

    09:21 Uhr, 05.06.2019
    1 Antwort anzeigen
  • hochdietassen
    hochdietassen

    Zum Artikel: Ja, mit hoher Wahrscheinlichkeit ist das so!

    06:12 Uhr, 05.06.2019
  • lussien
    lussien

    Am Ende gibt es in der Tat keine Zölle, dafür aber viel weniger Migration von Kriminellen und Drogendealer aus Mexiko, und es wird Trump in der Tat helfen die Wahlen im Jahr 2020 zu gewinnen, und zwar mit überwältigender Mehrheit, das wäre der richtige Schluss, Herr Schmale.

    Und Handelsabkommen mit China wird bis dahin ganz sicher stehen und für die USA viel, viel besser und vorteilhafter sein als alles was man von Obama & Co. bekommen habe.
    Ich als Deutsche beneide Amerika um diesen Präsidenten. So einen guten hatten wir noch nie in der ganzen Geschichte.
    Mit Merkel, Grünen und SPD fahren wir ganz sicher in den Abgrund, da hat der BDI-Präsident sicherlich Recht...

    03:46 Uhr, 05.06.2019
    3 Antworten anzeigen
  • lussien
    lussien

    Wie wäre es z.B. wenn Schmale die heutige Rede vom BDI-Präsident Kempf ("Ihre Regierung, Frau Merkel, hat jedes Vertrauen verspielt!") kommentieren würde? Aber ne, dazu kommt's nie!

    03:35 Uhr, 05.06.2019
  • lussien
    lussien

    Der trampophobe Propagandist Schmale kann nicht mal Schlüsse aus eigenem Gequatsche ziehen.

    03:33 Uhr, 05.06.2019
  • Market Impact
    Market Impact

    Trumpeltier schießt sich nur noch ins eigene Knie :)

    23:17 Uhr, 04.06.2019
  • Gänseblümchen
    Gänseblümchen

    ja?

    21:50 Uhr, 04.06.2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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