Kommentar
12:11 Uhr, 11.12.2009

Jetzt ist es offiziell: 2020 ist "Peak Oil"

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Wenn keine neuen Ölfunde gemacht werden, „wird die Produktion konventionellen Öls im Jahr 2020 einen Höhepunkt erreichen, wenn die Nachfrage weiter steigt wie bisher.“ Das sind nicht die Worte von Geologen oder ehemaligen Öl-Mitarbeitern, sondern die Worte von keinem geringeren als Fatih Birol, dem Chefökonom der Internationalen Energieagentur IEA, die verantwortlich ist für die Beratung der Industriestaaten in Energiefragen. Das berichtet „The Economist“.

Wie überraschend – bislang hielt sich die Agentur bedeckt, wenn es darum ging, sich in die „Peak Oil“-Debatte einzuklinken. Bislang begnügte sie sich damit, ihre Ölproduktionsprognosen bis 2030 stetig nach unten zu adjustieren, weigerte sich aber eine Aussage darüber zu treffen, wann das Öl einmal ausgehen könnte. Im letzten offiziellen World Energy Outlook, der im vergangenen Monat veröffentlicht wurde, stand lediglich die Aussage, dass bei konventionellem Öl „ein Plateau irgendwann vor“ dem Jahr 2030 erreicht wird.

Konventionelles Erdöl ist das „normale“ Erdöl, das beispielsweise im Nahen Osten durch Bohrtürme aus der Erde geholt werden kann. Die meisten neuen Quellen – Tiefseeöl, Ölsand, Ölschiefer – sind unkonventionelles Erdöl. Viele Experten, darunter auch US-Ölmilliardär Thomas Boone Pickens, sehen den Fördermengenhöhepunkt des konventionellen Erdöls gleichzeitig als den Fördermengenhöhepunkt der gesamten Ölförderung an.

Doch wie dem auch sei: Die Anerkennung der Peak Oil-Debatte hat eine Vorgeschichte. Denn es gibt ein „Climategate“ der Ölpolitik, also ein Energygate wenn man so will. Die britische Zeitung „The Guardian“ publizierte im vergangenen Monat einen Artikel, in dem E-Mails von Mitarbeitern der IEA zitiert wurden, die den Redakteuren zugesandt worden seien. Darin mokieren die IEA-Mitarbeiter, von den USA dazu gezwungen worden zu sein, einen Hinweis auf „Peak Oil“ tunlichst aus ihrem offiziellen World Energy Outlook zu streichen.

US-Analyst Chris Martenson, den ich für seine engagierte Recherchearbeit schätze, hat herausgefunden, dass dieses Spiel schon seit mindestens zwei Jahren so geht: Die IEA will, darf aber nicht, auf „Peak Oil“ hinweisen. Sie musste immer ein rosigeres Bild über die weltweite Ölversorgung zeichnen, obwohl die Forscher es besser wussten. Dennoch wurde im letzten World Energy Outlook eine Grafik veröffentlicht, die eigentlich alles zeigte. Allerdings wurde nirgends im Report, noch im Vorwort oder in der Presse Bezug darauf genommen.

Die Grafik zeigt, dass die hell- und dunkelblaue Fläche (Ölfelder, die noch entwickelt werden müssen und Felder, die bereits im Betrieb sind) im Jahr 2020 bereits unter dem Höhepunkt sein wird. Rechnet man die rote Fläche dazu - diese Fläche wird von der IEA als „Felder, die noch gefunden werden müssen“ bezeichnet (!) – dann - wie von Fatih Birol jetzt offiziell zugegeben – ist

Peak Oil im Jahr 2020

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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