Kommentar
13:06 Uhr, 10.01.2018

Jetzt ist die Party vorbei

Der mehrere Jahrzehnte andauernde Bullenmarkt bei Anleihen ist zu Ende, sagt Bond-Guru Bill Gross. Passend dazu stellt China seine Käufe von US-Staatspapieren auf den Prüfstand. Bringt der beginnende Bond-Bärenmarkt die Aktienmärkte zum Absturz?

Stehen wir vor einer Zeitenwende? Bill Gross, der lange Zeit als erfolgreichster Anleiheinvestor überhaupt galt, ist schon länger dieser Meinung. Der Starinvestor ist sich sicher, dass der 25-jährige Bullenmarkt bei Anleihen, der die Zinsen immer weiter fallen ließ, endgültig zu Ende ist.

Am Dienstagabend twitterte Bill Gross über den Account der Vermögensverwaltungsgesellschaft Janus Henderson, für die Gross tätig ist, dass bei US-Staatsanleihen mit fünfjähriger und zehnjähriger Laufzeit die Abwärtstrendlinien mit einer Länge von mehr als 25 Jahren überschritten worden seien. Damit sei der beginnende Bärenmarkt bei Anleihen bestätigt worden. Gross twitterte dies, nachdem die Renditen von US-Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit auf den höchsten Stand seit 10 Monaten gestiegen waren.

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Sinkende Zinsen bzw. Renditen von Staatsanleihen entsprechen steigenden Anleihekursen. Seit mehr als 25 Jahren ist das Zinsniveau nicht nur in den USA, sondern so gut wie weltweit gefallen. Dieses sinkende Zinsniveau entspricht einem Bullenmarkt bei Anleihen - der nun aber zu Ende ist, wenn es nach Gross geht.

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Passend dem von Gross verkündeten Ende des Bullenmarktes bei Anleihen meldete die Finanznachrichtenagentur Bloomberg am Mittwoch, dass China seinen Kauf von US-Staatsanleihen auf den Prüfstand stelle. China verfügt mit mehr als drei Billionen Dollar über die größten Devisenreserven der Welt. Rund 1,189 Billionen US-Dollar davon sind in US-Staatsanleihen geparkt. Damit ist China auch der größte Gläubiger der Vereinigten Staaten. Nun könnten die Käufe von US-Staatspapieren aber verringert oder sogar ganz gestoppt werden, meldet Bloomberg. Dies hätten Vertreter der chinesischen Regierung empfohlen. Begründet werde dies sowohl mit der geringen Attraktivität von US-Papieren als auch mit denn neuen handelspolitischen Spannungen mit den USA unter Präsident Trump.

Sollte China seine Anleihekäufe zurückfahren, könnte dies zu einem schnelleren Anstieg des Zinsniveaus in den USA führen. Dies hätte schwere große Konsequenzen für alle anderen Märkte, insbesondere auch für den Aktienmarkt. Denn die Zinsen sind sozusagen der Maßstab, ab dem alle anderen Vermögenswerte gemessen werden. Der Wert einer Aktie ist nichts anderes als die Summe aller künftigen auf die Aktie entfallenden Unternehmensgewinne bzw. Cashflows. Diese künftigen Erträge müssen anhand der sogenannten Barwertmethode abgezinst bzw. diskontiert werden. Der Abzinsungsfaktor, der den heutigen Barwert künftiger Erträge mindert, schwankt dabei mit dem Zinsniveau.

Lesen Sie auch: Wann kommt der Crash?

Steigen die Zinsen, bedeutet dies automatisch, dass der heutige Barwert künftiger Gewinne sinkt. Damit sinkt auch automatisch der Wert von Aktien, Immobilien und anderen langfristigen Vermögenswerten. Das sinkende Zinsniveau seit Beginn der 80er Jahre war wahrscheinlich der wichtigste Grund für die phänomenale Performance der Aktienmärkte in den vergangenen drei Jahrzehnten. Sollte das Zinsniveau nun nachhaltig ansteigen, könnte die Party auch am Aktienmarkt beendet sein.

Allerdings endet ein seit fast schon vier Jahrzehnten andauernder Bullenmarkt naturgemäß nicht über Nacht. Ob die langfristigen Zinsen jetzt tatsächlich steigen, muss sich erst noch bewahrheiten. Anleger sind aber auf jeden Fall gut beraten, die Entwicklung des Zinsniveaus im Blick zu behalten. Zum Beispiel auf dem Anleiherenditen-Desktop auf Guidants.

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9 Kommentare

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  • While E. Coyote
    While E. Coyote

    Sogar das Geld für den Frisör hat er verwettet :-)

    07:50 Uhr, 11.01.2018
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Bond King Gross war mit seiner Crashansage ( Der Short meines Lebens) vor 1 oder 2 Jahren zwar etwas früh dran, er wird jedoch recht bekommen. Das Tief der Zinsen wurde im Sommer 16 erreicht, seither geht es tendenziell nach oben und nun schaut es nach einer Aufwärtsbeschleunigung aus. Sofern China wie heute angedroht, keine US-Anleihen mehr in die Bücher nimmt, oder schlimmstenfalls größere Bestände veräussert, könnte es an der Zinsfront schnell höchst spannend werden.

    18:15 Uhr, 10.01.2018
  • maykaefer
    maykaefer

    Aus meiner Sicht stellt sich die Lage wie folgt dar. Die Fed hat bis zum Jahresende angekündigt pro Monat 50 Mrd. Dollar dem Markt zu entziehen, genauer gesagt Sie verkauft für diesen Betrag Anleihen aus ihrem Bestand. Bisher sind es ca. 30-40 Mrd. Gleichzeitig muß die 1,5 Billionen Steuerreform von Trump finanziert werden. Über die Finanzierung gibt keinerlei Plan.

    Die 2 jährigen Anleihen steigt momentan "wie eine Bitcoin" Die Inflation wird in diesem Monat am Tiefpunkt sein, für den Recht des Jahres.

    16:11 Uhr, 10.01.2018
  • Arktishecht
    Arktishecht

    Wer ist Bill Gross und begreift der IRGENDETWAS ?

    14:24 Uhr, 10.01.2018
  • einfach
    einfach

    sowohl herr gross als auch einige andere gurus ;)) wollen es immer noch nicht gemerkt haben, dass es keine anleiheblase geben kann, solange eine zentralbank die zinsen mit dem aufkauf von anleihen kontrolieren kann.

    davon kann noch sooft geschrieben werden, an dieser tatsache ist solange es keine gesetzliche regelung dagegen gibt nichts zu ändern.

    14:01 Uhr, 10.01.2018
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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