Kommentar
18:00 Uhr, 15.12.2017

Jetzt Gewinne mitnehmen?

Als Anleger soll man ja Gewinne laufen lassen und Verluste begrenzen. Das klingt einfacher als es ist, denn irgendwann stellt sich zwangsläufig auch bei Gewinnern die Frage: War es das jetzt?

Erwähnte Instrumente

  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 2.673,09 Pkt (Chicago Mercantile Exchange) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 2.673,09 Pkt (Chicago Mercantile Exchange)

Wir erleben gerade an den US-Börsen einen historischen Moment. Die Anzahl an aufeinanderfolgenden Monaten mit positiver Performance erreicht 14. Seit 14 Monaten gab es also keinen Monat mehr, der eine negative Rendite auswies (siehe Grafik). Das ist zumindest seit 1900 ein Rekord.

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Theoretisch konnte man als Anleger mit US-Aktien im letzten Jahr wenig falsch machen. In der Praxis tendieren Anleger allerdings nicht dazu, nur einfach einen ETF auf den S&P 500 zu kaufen, sondern Einzelwerte zu erwerben. Innerhalb eines Jahres wird mehrfach umgeschichtet, es fallen Transaktionskosten an und so manche Aktie läuft eben nicht wie der Markt. Und schon hat man gegenüber der Benchmark weniger Rendite realisiert.

Unabhängig davon drängt sich bei einer solchen Rekordserie die Frage auf, ob man einen ETF oder Einzelwerte, die sehr gut gelaufen sind, abstoßen soll. Ewig kann sich eine solche Gewinnserie ja nicht fortsetzen. Im Gegenteil sogar: Es ist sehr ungewöhnlich, dass der Markt ohne eine kleine Korrektur immer weiter nach oben drängt.

Nach 14 Monaten kommt einem da auch eine andere Börsenweisheit in den Sinn: An Gewinnmitnahmen ist noch niemand verarmt. Das Ziel ist freilich nicht nur nicht arm zu werden, sondern Geld zu verdienen. Gewinne mitzunehmen, nur weil ein Gewinn auf dem Papier steht, ist auch nicht Sinn der Sache.

Der positive Verlauf der US-Aktien ist schon etwas suspekt. Allein aufgrund der historisch niedrigen Volatilität und guten Performance vermutet man ganz intuitiv, dass demnächst etwas schiefgehen wird. Das ist ein Trugschluss. Niedrige Volatilität ist kein Grund für demnächst steigende Volatilität und fallende Kurse.

Gewinnserien und niedrige Volatilität können sich erstaunlich lange halten. Die längste Serie an Monaten mit positiver Entwicklung gab es im 19. Jahrhundert. Sie dauerte mehr als zwei Jahre. Der Markt könnte auch heute noch problemlos ein weiteres Jahr ohne Drawdown vor sich haben.

Die Serie wird enden. Das steht außer Frage. Wissen wir, wann sie enden wird? Nein. Es gibt viele Risiken und persönlich halte ich den Markt für stark überbewertet. Die Korrektur wird kommen. Kurzfristig fehlt es allerdings an Auslösern. Derzeit läuft einfach alles glatt. Die Weltwirtschaft wächst so stark wie lange nicht. Trotz protektionistischer Töne aus den USA boomt der Handel. Die Zinsen sind nach wie vor niedrig. Jobs werden geschaffen. Die Einkommen steigen langsam, aber sie steigen usw.

Es gibt derzeit schlichtweg keinen akuten Grund, weshalb der Markt entgleisen sollte. Typisch ist freilich, dass die Ruhe plötzlich durchbrochen wird und innerhalb von Tagen hohe Kursverluste entstehen. Bevor es dazu kommt, kann der Markt monate- und jahrelang steigen. Der Versuch ein Top zu timen kostet oft mehr als es bringt (entgangene Gewinne).

Mit dem Blick auf 2018 tendiere ich persönlich trotzdem etwas mehr zu der Weisheit „an Gewinnmitnahmen ist noch niemand arm geworden.“ Ein Ende des Bullenmarktes muss es nicht geben, aber es fühlt sich schon stark nach Korrektur an.

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3 Kommentare

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  • tschak
    tschak

    "es fühlt sich an" lese ich bei Ihnen im Text -AHA- Behavioral Finance lässt grüssen = >> Ein SystemRoboter fühl nix - er lässt weiterlaufen, bis IRGENDEIN objektives (!) Signal for Reaction ertönt...Alles Klar?

    06:09 Uhr, 17.12. 2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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