Kommentar
10:20 Uhr, 27.02.2009

Japans Wirtschaft mit desaströsen Zahlen - US-Budgetplanung bei -12% des BIP...

Erwähnte Instrumente

Der Euro eröffnet heute (08.15 Uhr) bei 1.2710, nachdem Seitwärtshandel die letzten 24 Handelsstunden maßgeblich bestimmte. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 97.90. EURJPY notiert bei 124.40 und EUR-CHF oszilliert bei 1.4835.

Die Veröffentlichungen aus Japan sind desaströs und erlauben mittlerweile eine Diskussion, ob Japan sich nicht nur in einer schweren Rezession, sondern auf dem Weg in eine Depression befindet.

Dieser Kommentar erscheint täglich auf der Devisenseite : www.godmode-trader.de/devisen

Insbesondere der Einbruch der Industrieproduktion per Januar im Jahresvergleich um 30% muss neben rückläufigen Einzelhandelsumsätzen (-2,4%), einbrechenden Bauaufträgen (-38,3%) oder nachhaltig fallenden Neubaubeginnen (-18,7%) nachdenklich stimmen. Ein fester JPY passt definitiv nicht in dieses ökonomische Raster! Der beigefügte Chart der Industrieproduktion mit dem Indexwert von 100 per 2005 verdeutlicht das japanische Dilemma!

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US-Präsident Obama erwartet im laufenden Kalenderjahr ein öffentliches Defizit in der Größenordnung von 1,75 Billionen USD oder etwa 12% des US BIP. Derartige Größenordnungen sind für "erwachsene" industrialisierte Nationen eine neue Erfahrungswelt. Derzeit mag sich keine andere Option für die amtierende US-Regierung ergeben. Die damit verbundenen Risiken werden definitiv am Devisenmarkt nicht diskontiert.

Die gestrigen Veröffentlichungen sowohl aus Europa als auch aus den USA sind Ausdruck einer schweren Rezession in beiden Wirtschaftsräumen:

Die deutsche Arbeitslosenquote legte per Februar erwartungsgemäß in saisonal bereinigter Form von zuvor 7,8% auf 7,9% zu. Die Anzahl der Arbeitslosen erhöhte sich um 40.000 nach +59.000 im Vormonat. Der Chart verdeutlicht die Trendwende am deutschen Arbeitsmarkt beginnend im November 2008.

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Die Geldmenge M-3 der Eurozone lieferte per Januar einen stärkeren Rückgang als von Analysten im Vorwege erwartet. Im Jahresvergleich sank der Zuwachs von zuvor 7,5% auf nun 5,9%. Damit nähert sich das Niveau den Zielvorgaben der EZB. Die Frage ist nur, ob diese aktuelle Annäherung nun wirklich so wünschenswert ist, da sie schlussendlich Ausdruck einer schweren Rezession ist?

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Der "Business and Consumer Survey" offerierte mit einem Rückgang von zuvor -3,16 auf -3,51 per Februar einen neuen historischen Tiefstwert.

Diese am Chart deutliche Entwicklung impliziert, dass kurzfristig keine Trendwende realistisch ist. Vielmehr deutet dieser Indexwert zunächst eine Verschärfung der Rezessionslage in der Eurozone an.

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Die US-Arbeitslosenerstanträge markierten per 21. Februar einen unerwarteten neuen Höchstwert bei 667.000 nach revidiert 631.000. Diese Entwicklung impliziert eine verschärfte Rezession am US-Arbeitsmarkt. Anzeichen einer Trendwende sind nicht erkennbar.

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Die US-Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter enttäuschten nachhaltig mit einem Einbruch in der Größenordnung von -5,2%. Der Vormonatswert wurde von -3,0% auf -4,6% revidiert. Damit stellte sich der sechste Rückgang in Folge ein. Die Daten deuten in Richtung einer Verschärfung der rezessiven Situation.

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Auch der Absatz neuer US-Immobilien konnte die Erwartungen der Analysten per Januar nicht erfüllen. Es kam auf annualisierter Basis zu einem Rückgang um 10,2% von 344.000 auf 309.000. Im Jahresvergleich ergab sich damit ein Einbruch um 48,2%. Der aktuelle Wert markiert den historischen Tiefstpunkt in dieser Datenreihe, die bis in die 60er Jahre zurückgeht.

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Der "Kansas City Fed Manufacturing Index" lieferte ein divergentes Bild. Der Produktionsindex verbesserte sich von -25 auf -24 Punkte. Der Auftragsindex verlor von -23 auf -28 Zähler. Der Beschäftigungsindex verharrte bei -40 Punkten.

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Weder die Daten aus Japan, der Eurozone oder den USA bieten derzeit ansatzweise Aspekte, die eine kurzfristige Stabilisierung andeuten. Im Gegenteil nimmt die Konjunkturentschleunigung in den wesentlichen Industrienationen weiter zu. In einigen Teilen der Ökonomien ist der Begriff "depressiv", beispielsweise bei der Industrieproduktion in Japan oder dem Wohnimmobilienmarkt in den USA, hoffähig. Hier bietet die Eurozone derzeit unter konjunkturellen Gesichtspunkten das höchste Maß an Stabilität.

Bezüglich der heute anstehenden Daten verweisen wir auf die unten angeführte Datenbox. Wir werden uns am Montag dezidiert mit den Ergebnissen beschäftigen.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro favorisiert. Erst ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützung bei 1.2500 - 20 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank

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